Sthiram Sukham Asanam – die Meditation Sitzhaltung sollte fest und angenehm sein

Sthiram, sagt Patanjali als erstes. Es gibt natürlich auch Grenzen. Angenommen, es beginnt ein Schmerz im Knie und der wird immer stechender und unaushaltsam. Was gilt dann? Meditatives, bewusstes Ausstrecken des Beines. Und hier gilt natürlich – muss ich durchaus so sagen – mit zunehmenden Alter sollte man dort etwas vorsichtiger sein. Ich bin zwar immer noch jung, aber ich weiß, einem 45-jährigen Körper ist nicht mehr das Gleiche zuzumuten wie einem 20-jährigen Körper und bei einem 60- oder 80-jährigen wird man vermutlich noch mehr aufpassen müssen. Aber kleines Unwohlsein, kleine Schmerzen, kann man aushalten. Größere hält man besser nicht aus, ansonsten wird man vielleicht für den Rest seines Lebens Schmerzen aushalten müssen oder mindestens ein paar Wochen oder Monate und das ist dann der Qualität der Meditation nicht zuträglich. Also ihr müsst dort ein bisschen abwägen, es gibt für jede Regel immer Ausnahmen, aber der Grundsatz ist erstmal sthira, die Stellung fest machen. Fest heißt aber nicht nur unbeweglich. Im Ausdruck „fest“ steckt auch „gerader Rücken“ drin. Er sagt zwar nachher, sie wird gemeistert durch das Loslassen von Spannungen, aber es sagt eben nicht, bewegungsloses Hinflötzen, sondern dieses sthira, das hat schon einen Ausdruck von Disziplin drin in der Bedeutung und der Konnotation des Sanskritwortes. Und dann kann es natürlich auch sein, wenn man eine längere Zeit sitzt und so langsam einsinkt, dann würde man auch, trotz sthira, wenn man das bemerkt, sich wieder aufrichten. Das ist zwar dann ein leichtes Verletzen des „bewegungsloses“, aber es ist das Aufrichten dabei. Aufgerichtete Sitzhaltung, bewegungslose Sitzhaltung und sie sollte so sein, sukha, dass sie angenehm ist.
– Fortsetzung folgt –
39 . Teil der Vortragsreihe über Meditation von Sukadev Bretz aus Yoga Vidya Bad Meinberg. Niederschrift von Mitschnitten aus einer Meditation Kursleiter Ausbildung.

Asana, die Sitzhaltung für die Meditation

Asana, die dritte Stufe von Ashtanga Yoga. Asana, die Sitzhaltung für die Meditation. Patanjali, der Autor des Yoga Sutra, der ja diese acht Stufen im Yoga Sutra im 2. Kapitel beschrieben hat, sagt auch ein paar Verse über Asana und er definiert, „sthira sukham asanam„, die Asana sollte sthira sein, fest und sukha, angenehm. Und dann sagt er, „Asana wird gemeistert durch das Loslassen von Spannungen und die Meditation über das Unendliche.“ Es stehen also zwei Verse dort. Die Sitzhaltung sollte fest sein und angenehm. Und damit sind wir schon bei den zwei wichtigen Dingen, wir sollten bewegungslos in einer Asana sein. Das ist am Anfang wichtig, es ist in der Mitte wichtig und am Ende auch wichtig. Es gilt, wenn wir uns vorgenommen haben, eine Viertelstunde zu meditieren, dann gilt es auch, eine Viertelstunde zu meditieren und bewegungslos zu sein. Natürlich hat man jetzt ein kleines Problem. Woher wissen wir, dass eine Viertelstunde um ist? Denn es gilt tatsächlich, idealerweise macht man die Augen nicht auf, man bleibt eine Viertelstunde lang ruhig sitzen. Wir können sagen, „Bitte lieber Gott, lass mich genau eine Viertelstunde meditieren. Nach einer Viertelstunde oder zwanzig Minuten bringe mich zum Normalbewusstsein zurück.“ Man kann das auch dem Unterbewusstsein sagen und sagen, „Bitte liebes Unterbewusstsein, ich will zwanzig Minuten lang meditieren.“ Es gibt übrigens noch eine Technik, die höchst effizient ist, den inneren Timer zu entwickeln, aber nur dann, wenn ihr grundsätzlich einen freundlichen Umgang mit euch selbst pflegt. Also, wer eher eine Neigung zu selbstzerstörerischem und niedermachendem Denken hat, der möge die nächste Technik nicht anwenden. Aber ich erzähle sie für diejenigen von euch, die normalerweise einen liebevollen Umgang haben. Dann könnt ihr sagen, „Bitte liebes Unterbewusstsein, lass mich zwanzig Minuten lang meditieren. Nach zwanzig Minuten gib mir den Impuls, die Augen zu öffnen. Wenn ich weniger als zwanzig Minuten meditiere oder länger als einundzwanzig, dann gibt es nichts zum Frühstück.“ Ihr könnt auch den Korridor etwas weiter machen. Ihr werdet feststellen, ihr braucht nur ein- oder zweimal auf das Frühstück zu verzichten und dann habt ihr auf Dauer einen guten inneren Timer. Aber wie gesagt, das geht nur, wenn ihr einen freundlichen Umgang mit euch habt. Yoga will einen ja nicht zum Sadisten gegenüber sich selbst machen und nicht zum Masochisten, aber es ist eine Methode, die wirken kann. Ansonsten kann man natürlich auch eine Uhr anschaffen mit Timer oder es gibt ja auch eine mp3 herunter zu laden, den Meditationswecker. Es fängt an mit Om und dann sind je nachdem, wie lange ihr wollt, zwanzig, dreißig, vierzig Minuten und dann kommt nachher noch mal Om. Das könnt ihr einfach in euren mp3-Player kopieren oder auf eine CD brennen und dann lasst ihr die einfach laufen, das wäre noch eine Möglichkeit. Gut, und wenn man dann halt die Augen aufmacht und es sind doch erst neunzehn Minuten, kann man sie auch eine Minute wieder schließen. Aber es gilt, nicht deshalb sich zu bewegen, weil eine Fliege neben dran einen berührt. Auch nicht deshalb, weil man irgendwo überlegt, „Was macht der Nachbar dort?“ Auch nicht deshalb, weil plötzlich ein leichter Geruch irgendwo herkommt. Natürlich, wenn irgendwo ein stärkerer Geruch ist und man zwecks Schutz des eigenen Lebens und der Schutzbefohlenen doch jetzt vielleicht aktiv werden muss. Ansonsten, auch wenn die Knie leicht weh tun oder der Rücken, man bleibt sitzen.
– Fortsetzung folgt –
38 . Teil der Vortragsreihe über Meditation von Sukadev Bretz aus Yoga Vidya Bad Meinberg. Niederschrift von Mitschnitten aus einer Meditation Kursleiter Ausbildung.

Yama für die Meditation

Wir wollen uns jetzt zuerst beschäftigen mit der ersten beiden Stufen des Ashtanga-Yoga, also Yama und Niyama, insbesondere im engeren Kontext der Meditation. Und das heißt zunächst mal, Yama heißt, eine gewisse Einstellung zu haben, bevor wir meditieren. Wir können sagen, Yama und Niyama sind so das, was wir vor der Meditation machen, um die Meditation schöner zu machen. Und wir können jetzt sagen, Yama in einem engeren Begriff für die Meditation heißt so etwa, „Was machen wir im Umgang mit anderen Menschen bevor wir meditieren?“ Und dort kann man z.B. sagen, wenn wir morgens meditieren, dann gibt es eine Sache, die gut ist, wenn wir sie vor der Meditation machen, wenn es möglich ist, insbesondere, was wir nicht machen – sprechen. Also, es ist gut morgens vor der Meditation nicht zu sprechen. Mindestens wäre es gut, sich vor der Meditation nicht zu streiten, nicht zu lügen und nicht zu stehlen und sich nicht bestechen zu lassen. Da seht ihr auch wieder, was für ein großer Vorteil es ist, wenn man morgens meditiert. Für die meisten dieser Dinge hat man vorher keine Gelegenheit. Natürlich, im weiteren Sinne, gehört das auch für den Tag, aber es ist mindestens etwas, was man sich auch schon mal bewusst vornehmen kann, denn zu sagen, „Den ganzen Tag werde ich niemals ärgerlich sein, ich werde niemals schlecht über irgendjemanden denken.“, ist nicht ganz so leicht einzuhalten. Man kann es auch lernen durchaus, das auch den ganzen Tag zu machen. Und das ist ja letztlich auch die Aussage von Patanjali, wo er sagt, die Yamas gelten überall, in allen Lebensumständen und sind die großen Vorsätze, die ein Aspirant fasst als Mahavrata. Und daran kann man dann sein ganzes Leben arbeiten. Aber wir könnten z.B. unseren Teilnehmern durchaus raten, „Du kannst dir ja vornehmen, mindestens eine Stunde vor der Meditation besonders liebevoll mit deinen Mitmenschen umzugehen.“ Mindestens die Stunde – wenn man abends meditiert oder abends den Kurs macht – mindestens die Stunde vor der Meditation, nicht zu lügen. Mindestens die Stunde vor der Meditation großzügig sein. Mindestens die Stunde vor der Meditation nicht alles aufrechnen, was ein bisschen auch zu Aparigraha gehört, „Eine Hand wäscht die andere und wenn ich dir was gebe, dann musst du mir auch was geben.“ Das mag im Alltag durchaus auch seine Funktion haben, aber wenn man sich immer nur ausnutzen lässt, ist das letztlich auch für den anderen nicht unbedingt etwas Gutes. Aber wenn man eben sagt, die Stunde davor will man so mit anderen umgehen, dann ist das abendliche Meditieren sogar besonders gut. Das sollte jetzt im Umkehrschluss einen nicht davon abhalten zu meditieren, wenn man sich vorher gestritten hat. Hier widerspreche ich zwar Jesus in der Bergpredigt. Der hat so gesagt, „Wenn du beten willst oder dein Opfer im Tempel darbringst und stellst fest, dass du Streit hast mit jemand anderen, dann stehe wieder auf und versöhne dich erst mit deinem Nächsten. Und erst dann setze dich hin für die Meditation.“ Das könnte in manchen Fällen, insbesondere heute, wo der Nächste nicht unbedingt um die Ecke wohnt, eher dazu führen, dass Menschen nie meditieren, als dass sie sich versöhnen. Natürlich, die Aussage ist grundsätzlich richtig. Wenn wir die Meditation vertiefen wollen, dann ist es auch wichtig, dass wir lernen, mit anderen Menschen friedvoll, liebevoll, verständnisvoll umzugehen. Wir können aber eben auch sagen, aber dadurch, dass wir meditieren, können wir auch nachher die Kraft und die Ruhe und die Entspannung aufbringen, um nachher liebevoll mit anderen umzugehen.
– Fortsetzung folgt –
32 . Teil der Vortragsreihe über Meditation von Sukadev Bretz aus Yoga Vidya Bad Meinberg. Niederschrift von Mitschnitten aus einer Meditation Kursleiter Ausbildung.

Samadhi, der Höhepunkt der Meditation

Und schließlich folgt Samadhi und über Samadhi kann man eigentlich korrekterweise nichts sagen, denn Samadhi ist der Zustand, jenseits des Denkens, jenseits der Worte und damit jenseits von Ego und Verstand. Samadhi wird auch genannt Verschmelzung. Es ist das Aufhören von Subjekt-Objekt-Beziehung und es ist dann, wenn wir meditieren. Man kann sagen, Dharana ist, wir bemühen uns um Achtsamkeit oder Konzentration, Dhyana, wenn wir absorbiert sind, ohne Mühe, Meditation geschieht. Wenn wir mit dem Meditationsobjekt verschmelzen, die Subjekt-Objekt-Beziehung und damit das Ego verschwindet, dann ist es Samadhi. Samadhi hat dann wiederum verschiedene Stufen. Es gibt Sarvikalpa und Nirvikalpa und Patanjali unterscheidet dann noch mal Savitarka, Nirvitarka, Savichara, Nirvichara, Sananda und Sasmita, das man insgesamt auf sieben Stufen des Samadhis kommt. Wer sich mit Buddhismus beschäftige hat, Buddha hat auch verschiedene Stufen der Versenkung beschrieben und gerade im Hinayana-Buddhismus werden die auch relativ ausführlich besprochen und gelehrt, sodass man eben auch Kennzeichen hat, auf welcher Stufe befinde ich mich gerade und diese Stufen der Versenkung haben durchaus Ähnlichkeiten, wenn sie auch nicht identisch sind, mit den Stufen von Dharana, Dhyana und den sieben Samadhi-Stufen, von denen Patanjali spricht. Wir werden jetzt auch in der Meditationskursleiterausbildung nicht zu sehr auf diese sieben Stufen des Samadhis eingehen. Da habe ich ja ein Buch geschrieben, „Die Yogaweisheit des Patanjali“, wo die auch beschrieben sind, oder auch in dem 9-tägigen-Weiterbildungskurs „Raja Yoga Weiterbildung D“, dort wird das auch etwas genauer behandelt. Es gibt auch einen guten Grund, weshalb wir jetzt nicht zu sehr auf die sieben Samadhi-Stufen eingehen. Es ist ja eine Meditationskursleiterausbildung und dort ist es nicht allzu häufig, dass ihr überlegen müsst, ist jetzt mein Teilnehmer gerade in der Nirvichara-Stufe oder schon in der Sasmita-Stufe. Und es gibt noch einen zweiten Grund, das sind alles Stufen, die jenseits des rationalen Denkens sind und wenn man zu sehr darüber nachdenkt, „In welcher Stufe befinde ich mich gerade?“, dann ist man schon längst nicht mehr drin und eigentlich wollen wir jenseits des Urteilens und Analysierens kommen und des Vergleichens und wenn man sich zu sehr damit beschäftigt, dann sind wir zu sehr wieder in unserem Verstand und das ist nicht unbedingt das, was der Tiefe der Meditation förderlich ist. Dennoch gibt es auch Gründe, ein bisschen etwas darüber zu hören.
– Fortsetzung folgt –
30 . Teil der Vortragsreihe über Meditation von Sukadev Bretz aus Yoga Vidya Bad Meinberg. Niederschrift von Mitschnitten aus einer Meditation Kursleiter Ausbildung.

In der Meditation geschieht das, was gut für einen ist

Und so kann man guten Gewissens den Teilnehmern sagen, „In der Meditation geschieht genau das, was für dich gut ist.“ Es ist zwar schön, wenn die Meditation schöner wird, aber die Meditation ist auch hilfreich, wenn sie als nicht schön erlebt wird. Und gerade wenn jemand sagt, „Ich kann nicht meditieren.“, braucht er es vielleicht ganz besonders. Natürlich will ich euch nicht verhehlen, Yogis haben eine tiefere Zielsetzung – das wisst ihr ja auch alle – als einfach nur sich entspannt zu entspannen, wohl zu fühlen, als eine Art Vorbeugung oder Reparatur eines stresshaften Lebens. Und Yogis wollen mehr, als das Selbstbewusstsein ein bisschen steigern und ein bisschen mehr Spannung zu reduzieren, sich besser anzunehmen, seine Stimmung zu verbessern, die emotionale Reaktions- und Ausdrucksfähigkeit zu verbessern und die psychologische Differenzierungsfähigkeit erhöhen. Wir wollen mehr als das erreichen. Aber das Schöne ist, auch wenn jemand nur das erreichen will, wir können sagen, das erreicht er auch. Und besser als mit fast jeder anderen untersuchten Methode. Ich sage fast, denn es gibt eine andere, die untersucht wurde, die ähnliche Wirkungen hat – Yoga, Hatha Yoga. Und je nachdem, welcher dieser Level, ist manchmal der Hatha Yoga dem überlegen und manchmal die Meditation und natürlich am besten, man verbindet beides miteinander. Wir wollen in der Meditation mehr erreichen, wir wollen die Selbstverwirklichung erreichen, wir wollen einen Zustand erreichen, der jenseits aller Identifikationen ist. Yogis sagen, unsere wahre Natur ist Satchidananda, Sein, Wissen und Glückseligkeit. Und sie sagen, das sind wir jetzt. Und wenn wir darüber nachdenken, wissen wir es auch intuitiv irgendwie. Wenn wir uns sehr bei uns selbst fühlen, wenn wir das Gefühl haben, wir können uns wirklich tief spüren, dann ist das kein unglücklicher Zustand, sondern im Gegenteil ein glücklicher Zustand. Es ist kein unwissender Zustand, es ist im Gegenteil die Erfahrung, „Da habe ich eine tiefe Erkenntnis hier.“ Und es ist kein beschränkter Zustand, sondern es ist ein Gefühl eines erweiterten Seinsgefühls. Und je stärker unsere Bewusstheit wird, und je weniger Gedanken dabei, umso mehr erfahren und verwirklichen wir dieses Höchste. Und so gibt es in der Meditation verschiedene Schritte, wie wir dort hin kommen. Über diese will ich ja dann morgen etwas mehr sprechen. Meditation als Mittel, um zum höheren Zustand zu kommen und diesen auch tatsächlich zu erfahren und damit wollen wir uns dann die nächsten Tage beschäftigen. Morgen früh will ich über die verschiedenen Grundschritte der Meditation nach Patanjali sprechen. Insbesondere dann die Yamas, Niyamas, Asanas und die Sitzhaltung. Dann werden wir uns am Mittwoch mit Pranayama, Pratyahara, Dharana und Dhyana beschäftigen. Wir werden uns dann beschäftigen mit verschiedenen Meditationserfahrungen, die Menschen machen können und wie sie damit umgehen und auch vielleicht, was man doch vielleicht tun kann, um die Tiefe der Meditation zu steigern, um nicht nur psychische und physische schöne Wirkungen zu erfahren, sondern die spirituellen Erfahrungen zu machen.
– Fortsetzung folgt –
25. Teil der Vortragsreihe über Meditation von Sukadev Bretz aus Yoga Vidya Bad Meinberg. Niederschrift von Mitschnitten aus einer Meditation Kursleiter Ausbildung.

Kripa – Gnade Gottes

Und dann, der letzte Ausdruck, den will ich am kürzesten behandeln, weil man wenig darüber sagen kann, ist Kripa und Kripa heißt Gnade. Es drückt etwas aus, was jeder erfährt, der schon tiefe Meditationserfahrungen gehabt hat. Wenn eine tiefe Meditationserfahrung kommt, Dhyana oder die niederen Samadhistufen und noch mehr die höheren Samadhistufen, dann erfahren wir das immer als Gnade. Ich habe noch nie jemanden gehabt, der zu mir gegangen ist, „Gestern habe ich die Erfahrung der Einheit gehabt. Ich habe es aber auch hart erarbeitet und wirklich verdient.“ Die Heiligkeit der Erfahrung ist so, dass wir einfach nur in Demut und dankbar sind für diese Gnadenerfahrung. Und wir können es auch nicht erzwingen. Hier widerspreche ich etwas dem Swami Vivekananda. Wer sein Buch „Raja Yoga“ kennt, dort steht irgendwo, Yoga sei etwas ganz Wissenschaftliches. Genaue Techniken, die man auf eine bestimmte Weise macht und es führt zu klaren, vorhersehbaren Resultaten. Stimmt nicht ganz. Es stimmt insofern, es führt schon zu Resultaten, aber wann und wie lange es dauert, bis man welche Erfahrung macht, ist wieder anders. Und letztlich, so hat es Vivekananda auch nicht gemeint. Aber er wollte eben auch sagen, Spiritualität, insbesondere Yoga, ist keine Glaubenssache, wir glauben daran oder nicht. Yoga ist eine Praxissache und damit ist es etwas Wissenschaftliches, im Sinne von, die Naturwissenschaftler machen Experimente und dann kommen dort bestimmte Resultate. In der Naturwissenschaft sind dort klare, vorhersehbare Ergebnisse, aber das stimmt schon nicht bei aller Naturwissenschaft. Z.B. in der Medizin stimmt es nicht so genau. Man kann nicht sagen, wenn jemand Kopfweh hat, führt die Tablette hundertprozentig dazu, dass alle Kopfweh verschwinden. Man kann nur sagen, höchstwahrscheinlich werden fünfzig Prozent in der und der Zeit usw. und zehn Prozent werden statt Linderung ihre Kopfschmerzen Übelkeit erfahren. Gut, wenn es zehn Prozent wären, würde die Tablette vom Markt genommen werden, es sei denn, es wäre ein Medikament, das außergewöhnlich gute Wirkungen bei einer außergewöhnlich lebensbedrohenden Krankheit hätte. Daher Kripa, Gnade. Und so gilt es, mit großem Enthusiasmus, Hingabe, über einen langen Zeitraum, ohne Unterbrechung, zu üben, wie es Patanjali beschreibt. Es gilt, die Lektionen des Alltags bewusst anzunehmen und das Leben zu gestalten und es gilt, offen zu sein für die Segens- und die Gnadenserfahrungen, die kommen.
– Fortsetzung folgt –
8. Teil der Vortragsreihe über Meditation von Sukadev Bretz aus Yoga Vidya Bad Meinberg. Niederschrift von Mitschnitten aus einer Meditation Kursleiter Ausbildung.