Warum die kreuzbeinige Sitzhaltung für die Meditation besonders gut ist

Der klassische Yogasitz ist kreuzbeinig und da gibt es auch gute Gründe dafür. Im kreuzbeinigen Sitz wird der Körper in ein doppeltes Dreieck gebracht. Ein Dreieck geht von den Beinen zur Basis der Wirbelsäule. Das hilft, dass das Prana, die Lebensenergie, gelenkt wird zur feinstofflichen Wirbelsäule hin und damit in die Chakras eintreten kann. Das zweite Dreieck geht nach oben zum Kopf und dieses hilft, dass die Energie dann eben durch die Sushumna nach oben steigt zum Kopf. Als drittes gilt auch, im kreuzbeinigen Sitz ist die Mitte von allem das Herz, das Anahata Chakra. Währenddessen, wenn man auf einen Stuhl sitzen würde, ist die Mitte eher im Manipura Chakra und das Herz ist so das erste Chakra, wo es darum geht, jenseits des Persönlichen und des Ich-orientierten zu gehen und genau das wollen wir ja in der Meditation erreichen. Kreuzbeinige Sitzhaltung hat noch mehrere andere Vorteile. Das eine ist, in der kreuzbeinigen Sitzhaltung werden die Beine etwas gedrückt und das Drücken der Beine hilft, dass dort die Muskelpumpe für die Venen verstärkt wird, ebenso wie die Arterienpumpe. Manche von euch erinnern sich an das, was sie wissen über Venen und Blutkreislauf. Blut kommt ja nicht von den Venen zurück über Saugen des Herzens und auch nicht über Pumpen des Herzens, sondern es geschieht mehr oder weniger durch ein recht komplexes, ausgeklügeltes System des Erzeugens von Druckunterschieden in den Venen und dann Öffnen von Venenklappen und Schließen. Und angenommen, man sitzt ganz entspannt auf einem Stuhl, die Beine sind dort nach unten gerichtet, dadurch ist zum einen die Entfernung der Füße bis zum Herzen höher, zum zweiten wirkt die Arterienpumpe nicht so stark. Wenn wir jetzt kreuzbeinig sitzen, zum einen die Entfernung der Füße bis zum Herzen ist ja nicht mehr als 50 cm typischerweise – das ist also keine also hohe Entfernung – zum zweiten werden die Beine leicht gedrückt und das führt dazu, dass wenn die Arterien sich ausdehnen und zusammenziehen, dann drücken die gegen die Venen, das wirkt wie so ein sanfter Stützstrumpf. Diejenigen, die Venenprobleme haben oder einen Verwandten haben, der das hat, weiß, dass dort Stützstrümpfe empfohlen werden. Was machen die? Die drücken die Beine zusammen und das führt dazu, dass die Arterienpumpe besser wirkt, dass das venöse Blut zurückfließen kann. So gilt also, kreuzbeinige Sitzhaltung ist sehr gut, dass das venöse Blut zurückkommt zum Herzen, was im Umkehrschluss heißt, auf einem Stuhl sollte man nicht zulange sitzen. Also, bewegungslos normalerweise nur zwanzig bis dreißig Minuten. Manche sagen, vierzig Minuten ist auch o.k. Aber viele Menschen, die entweder eine Neigung zu Krampfadern haben oder merken, dass wenn sie längere Zeit bewegungslos sitzen, dass sie irgendwo sehr schnell ermüden auf dem Stuhl, das hängt oft damit zusammen, dass die Durchblutung des Gehirns nicht mehr so gut ist, weil das Blut in den Beinen bleibt. Dann würde man eben zwischendurch mal die Beine ein bisschen bewegen, einfach Muskeln anspannen und loslassen. Ein paar Mal, so aktiviert man zusätzlich die Muskelpumpe und das Blut geht zurück ins Herz. Übrigens auch noch etwas. In Ländern, in denen die Menschen hauptsächlich kreuzbeinig sitzen, sind Krampfadern so gut wie unbekannt. Das kann man insbesondere in Indien und Japan beobachten, diejenigen, die noch die klassische Lebensweise haben, man sitzt kreuzbeinig, haben keine Krampfadern, diejenigen, bei denen eigentlich hauptsächlich der Unterschied ist, dass sie auf Stühlen und am Tisch sitzen, die haben wiederum, ähnlich wie in westlichen Ländern, eine Neigung zu Krampfadern. Noch eine zweite Sache, warum kreuzbeiniges Sitzen gut ist, das ist, es stärkt die Rückenmuskeln. Die meisten von euch merken – vor allem, wo ihr jetzt so viele Stunden sitzt – es ist schon ein bisschen anstrengend für den Rücken. Natürlich gilt, wenn es überanstrengend ist, soll man die Rückenmuskeln nicht dauerhaft reizen, denn sonst wird es nicht besser, sondern schlechter. Und dann ist es gut, wenn man zwischendurch sich mal auf einen Stuhl setzt oder anlehnt. Aber grundsätzlich hat man auch wiederum festgestellt in einer vergleichenden Studie, die mal von der WHO gemacht wurde, Menschen, die den größten Teil, wenn sie sitzen, auf dem Boden sitzen und nicht auf einem Stuhl, leiden erheblich weniger unter Rückenproblemen als diejenigen, die auf einem Stuhl sitzen. Auf einem Stuhl sitzen ist weniger anstrengend für den Rücken, was heißt, die Rückenmuskeln entwickeln sich weniger und das heißt, es gibt mehr Rückenprobleme. Es gibt also durchaus energetische Gründe, kreuzbeinig zu sitzen und es gibt physiologische Gründe und es gilt eben, gerade wenn man die Meditation sehr stark ausdehnen will, geht das auf dem Boden sitzend besser als in anderen Sitzhaltungen. Natürlich, im Westen gilt, dass die meisten Menschen es nicht gewohnt sind, kreuzbeinig zu sitzen. Auch in Indien gilt, manche Menschen haben schwere Knieprobleme und Rückenprobleme, müssen deshalb auf andere Sitzhaltungen ausweichen und dafür gibt es dann auch eben kniende Sitzhaltungen oder auch auf einem Stuhl sitzen – kann man auch meditieren und dort muss man ein bisschen auf seinen Körper achten. Darüber werden wir dann etwas mehr sprechen heute Nachmittag, wenn wir ja behandeln werden etwas weiter, die erste Stunde eines Anfängerkurses.
Welche Sitzhaltungen schlagen wir dort insbesondere den Anfängern vor und ich werde dann auch noch mal sagen, die exakten kreuzbeinigen Sitzhaltungen, die man machen kann, auch für sich selbst und in die man sich entwickeln kann. Fragen könnt ihr dann heute Nachmittag stellen. Schreibt sie auf, dass ihr sie nicht vergesst. Ich habe die Arme gesehen, aber ich habe mich heute entschieden, dieses Thema rund oder halbrund abzuschließen, sodass ihr dann die Gelegenheit für Fragen heute Nachmittag habt.
– Fortsetzung folgt –
41 . Teil einer Vortragsreihe Sukadev Bretz über Meditation. Niederschrift von Mitschnitten aus einer Meditation Kursleiter Ausbildung bei Yoga Vidya Bad Meinberg.

Hatha Yoga Asanas helfen für die Meditation Sitzhaltung

Und natürlich, dass die Sitzhaltung angenehm werden kann, gilt für die Mehrheit der westlichen Aspiranten, was ist unbedingt hilfreich? Die Asanas, also die anderen Körperhaltungen im Yoga. Das hat mich übrigens irgendwann zum Hatha Yoga gebracht. Ich war ursprünglich nur interessiert, die Selbstverwirklichung zu erreichen. Ich habe mir die Yogaschule ausgesucht danach, ob sie Hatha Yoga unterrichten oder nicht. In München war schon vor 28 Jahren die Hochburg des Yoga, da gab es damals schon so ein halbes Dutzend Yogaschulen, die habe ich dann abtelefoniert in den gelben Seiten und habe gefragt, „Unterrichten Sie Hatha Yoga?“, und dann, wenn die gesagt haben, „Ja.“, habe ich gesagt, „Bin ich nicht interessiert.“ und habe aufgelegt. Und in einem Zentrum, dem Sivananda-Yogazentrum, haben sie auch erst gesagt, „Ja.“ und dann habe ich gesagt, „Bin ich nicht interessiert.“, wollte gerade auflegen, dann haben sie gesagt, „Wir unterrichten aber auch Raja Yoga, Bhakti Yoga, Jnana Yoga, Kundalini Yoga, Mantra Yoga.“ Sofort habe ich mir die Broschüre bestellt und drei Tage später war ich da. Ich habe am Anfang nur meditiert, aber ich hatte halt Rückenbeschwerden, schon seit zehn, elf Jahren hat mir immer der Rücken weh getan, außerdem hatte ich Knieprobleme vom Fußballspielen, mehrere Unfälle, konnte mich also nicht kreuzbeinig hinsetzen und dann habe ich mich eine Weile durch die Meditation gequält und dann hat irgendwann die Zentrumsleiterin gesagt, „Du solltest auch mal Hatha Yoga machen und dann kannst du auch besser sitzen.“ Und so bin ich dann zum Hatha Yoga gekommen, das hat auch bei mir recht schnell gewirkt. Schon nach wenigen Tagen sind meine Rückenbeschwerden verschwunden und dauerhaft weggeblieben und nach ein paar Wochen konnte ich auch kreuzbeinig sitzen. Ich habe gesagt, gerade sitzen, also aufrechte Sitzhaltung ist sehr wichtig. Und dann, jenseits der aufrechten Sitzhaltung, gibt es mehrere Möglichkeiten der Beinhaltungen.
– Fortsetzung folgt –
40 . Teil einer Vortragsreihe Sukadev Bretz über Meditation. Niederschrift von Mitschnitten aus einer Meditation Kursleiter Ausbildung bei Yoga Vidya Bad Meinberg.

Sthiram Sukham Asanam – die Meditation Sitzhaltung sollte fest und angenehm sein

Sthiram, sagt Patanjali als erstes. Es gibt natürlich auch Grenzen. Angenommen, es beginnt ein Schmerz im Knie und der wird immer stechender und unaushaltsam. Was gilt dann? Meditatives, bewusstes Ausstrecken des Beines. Und hier gilt natürlich – muss ich durchaus so sagen – mit zunehmenden Alter sollte man dort etwas vorsichtiger sein. Ich bin zwar immer noch jung, aber ich weiß, einem 45-jährigen Körper ist nicht mehr das Gleiche zuzumuten wie einem 20-jährigen Körper und bei einem 60- oder 80-jährigen wird man vermutlich noch mehr aufpassen müssen. Aber kleines Unwohlsein, kleine Schmerzen, kann man aushalten. Größere hält man besser nicht aus, ansonsten wird man vielleicht für den Rest seines Lebens Schmerzen aushalten müssen oder mindestens ein paar Wochen oder Monate und das ist dann der Qualität der Meditation nicht zuträglich. Also ihr müsst dort ein bisschen abwägen, es gibt für jede Regel immer Ausnahmen, aber der Grundsatz ist erstmal sthira, die Stellung fest machen. Fest heißt aber nicht nur unbeweglich. Im Ausdruck „fest“ steckt auch „gerader Rücken“ drin. Er sagt zwar nachher, sie wird gemeistert durch das Loslassen von Spannungen, aber es sagt eben nicht, bewegungsloses Hinflötzen, sondern dieses sthira, das hat schon einen Ausdruck von Disziplin drin in der Bedeutung und der Konnotation des Sanskritwortes. Und dann kann es natürlich auch sein, wenn man eine längere Zeit sitzt und so langsam einsinkt, dann würde man auch, trotz sthira, wenn man das bemerkt, sich wieder aufrichten. Das ist zwar dann ein leichtes Verletzen des „bewegungsloses“, aber es ist das Aufrichten dabei. Aufgerichtete Sitzhaltung, bewegungslose Sitzhaltung und sie sollte so sein, sukha, dass sie angenehm ist.
– Fortsetzung folgt –
39 . Teil der Vortragsreihe über Meditation von Sukadev Bretz aus Yoga Vidya Bad Meinberg. Niederschrift von Mitschnitten aus einer Meditation Kursleiter Ausbildung.

Asana, die Sitzhaltung für die Meditation

Asana, die dritte Stufe von Ashtanga Yoga. Asana, die Sitzhaltung für die Meditation. Patanjali, der Autor des Yoga Sutra, der ja diese acht Stufen im Yoga Sutra im 2. Kapitel beschrieben hat, sagt auch ein paar Verse über Asana und er definiert, „sthira sukham asanam„, die Asana sollte sthira sein, fest und sukha, angenehm. Und dann sagt er, „Asana wird gemeistert durch das Loslassen von Spannungen und die Meditation über das Unendliche.“ Es stehen also zwei Verse dort. Die Sitzhaltung sollte fest sein und angenehm. Und damit sind wir schon bei den zwei wichtigen Dingen, wir sollten bewegungslos in einer Asana sein. Das ist am Anfang wichtig, es ist in der Mitte wichtig und am Ende auch wichtig. Es gilt, wenn wir uns vorgenommen haben, eine Viertelstunde zu meditieren, dann gilt es auch, eine Viertelstunde zu meditieren und bewegungslos zu sein. Natürlich hat man jetzt ein kleines Problem. Woher wissen wir, dass eine Viertelstunde um ist? Denn es gilt tatsächlich, idealerweise macht man die Augen nicht auf, man bleibt eine Viertelstunde lang ruhig sitzen. Wir können sagen, „Bitte lieber Gott, lass mich genau eine Viertelstunde meditieren. Nach einer Viertelstunde oder zwanzig Minuten bringe mich zum Normalbewusstsein zurück.“ Man kann das auch dem Unterbewusstsein sagen und sagen, „Bitte liebes Unterbewusstsein, ich will zwanzig Minuten lang meditieren.“ Es gibt übrigens noch eine Technik, die höchst effizient ist, den inneren Timer zu entwickeln, aber nur dann, wenn ihr grundsätzlich einen freundlichen Umgang mit euch selbst pflegt. Also, wer eher eine Neigung zu selbstzerstörerischem und niedermachendem Denken hat, der möge die nächste Technik nicht anwenden. Aber ich erzähle sie für diejenigen von euch, die normalerweise einen liebevollen Umgang haben. Dann könnt ihr sagen, „Bitte liebes Unterbewusstsein, lass mich zwanzig Minuten lang meditieren. Nach zwanzig Minuten gib mir den Impuls, die Augen zu öffnen. Wenn ich weniger als zwanzig Minuten meditiere oder länger als einundzwanzig, dann gibt es nichts zum Frühstück.“ Ihr könnt auch den Korridor etwas weiter machen. Ihr werdet feststellen, ihr braucht nur ein- oder zweimal auf das Frühstück zu verzichten und dann habt ihr auf Dauer einen guten inneren Timer. Aber wie gesagt, das geht nur, wenn ihr einen freundlichen Umgang mit euch habt. Yoga will einen ja nicht zum Sadisten gegenüber sich selbst machen und nicht zum Masochisten, aber es ist eine Methode, die wirken kann. Ansonsten kann man natürlich auch eine Uhr anschaffen mit Timer oder es gibt ja auch eine mp3 herunter zu laden, den Meditationswecker. Es fängt an mit Om und dann sind je nachdem, wie lange ihr wollt, zwanzig, dreißig, vierzig Minuten und dann kommt nachher noch mal Om. Das könnt ihr einfach in euren mp3-Player kopieren oder auf eine CD brennen und dann lasst ihr die einfach laufen, das wäre noch eine Möglichkeit. Gut, und wenn man dann halt die Augen aufmacht und es sind doch erst neunzehn Minuten, kann man sie auch eine Minute wieder schließen. Aber es gilt, nicht deshalb sich zu bewegen, weil eine Fliege neben dran einen berührt. Auch nicht deshalb, weil man irgendwo überlegt, „Was macht der Nachbar dort?“ Auch nicht deshalb, weil plötzlich ein leichter Geruch irgendwo herkommt. Natürlich, wenn irgendwo ein stärkerer Geruch ist und man zwecks Schutz des eigenen Lebens und der Schutzbefohlenen doch jetzt vielleicht aktiv werden muss. Ansonsten, auch wenn die Knie leicht weh tun oder der Rücken, man bleibt sitzen.
– Fortsetzung folgt –
38 . Teil der Vortragsreihe über Meditation von Sukadev Bretz aus Yoga Vidya Bad Meinberg. Niederschrift von Mitschnitten aus einer Meditation Kursleiter Ausbildung.

Nichtanhaften als Hilfe für die Meditation

Angenommen, man hängt zu sehr an Niyama, dann kann das zu Streitigkeiten mit der Umgebung führen und das fördert dann die Meditation auch nicht. Oder auch, manche Menschen hängen zu sehr daran und denken, es muss unbedingt ruhig sein. Ich kenne einige Menschen, die sagen, sie können bei sich zu Hause nicht meditieren, es ist so laut. Das hat übrigens in Frankfurt niemand gesagt, denn das Zentrum war an einer der Haupteinfallsstraßen von Frankfurt und gerade da, wo ich gerne Meditationskurse gegeben habe – gut, der eine Meditationsraum war ein bisschen ruhiger, aber ein anderer, wenn es größer war, der war so erkerartig, so ein bisschen noch drüber, man konnte es also besonders gut hören und dann gab es außerdem noch die Straßenbahn und da war eine der Hauptfeuerwachen und normalerweise in der Abendmeditation, ist mindestens einmal die Feuerwehr ausgerückt. Dort hat niemand nachher gesagt, es ist zu unruhig bei sich zu Hause. Menschen haben gelernt, dass man auch bei Lärm meditieren kann, der braucht einen nicht weiter zu stören. Es hilft, wenn es dann ruhig ist, aber es ist nicht notwendig. Und wir sollten nicht zu sehr an äußeren Dingen hängen. Wir können probieren, dass in vertretbarem Aufwand die äußeren Umstände hilfreich sind, aber ansonsten gilt es, einfach zu meditieren. Swami Vishnu hat mal gesagt, wir haben eine gewisse Stufe der Meditation erreicht – gut damals, ich kann mich erinnern, den Vortrag hat er gegeben in München – wenn man am Marienplatz sitzend genauso gut meditieren kann wie im Himalaja oder zu Hause so gut wie im Haus Yoga Vidya oder umgekehrt oder wo auch immer wir meditieren wollen. Dennoch, auch wenn wir nicht daran hängen sollten und das Wichtigste ist, zu meditieren, hilft es, dass wir ein paar Sachen machen, um zu meditieren.
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37 . Teil der Vortragsreihe über Meditation von Sukadev Bretz aus Yoga Vidya Bad Meinberg. Niederschrift von Mitschnitten aus einer Meditation Kursleiter Ausbildung.

Tiefenentspannung vor der Meditation

Und dann gibt es auch noch Tiefenentspannung. Insbesondere Tiefenentspannung, weniger morgens, aber z.B. abends. Das kann die Qualität der Meditation verbessern, insbesondere wenn man einen anstrengenden Tag hatte und ermüdet ist, anstatt dass man dann zwanzig Minuten in der Meditation mit Müdigkeit kämpft, macht man fünf bis zehn Minuten Tiefenentspannung, ist dann voll erfrischt und dann meditiert man und der Geist ist wach. So gibt es eine ganze Menge und es rentiert sich, gerade dann, wenn man z.B. feststellt, „Meine Meditation ist irgendwie nicht mehr so tief.“ dass man überlegt, „Sollte ich vielleicht noch mehr darauf achten, was mache ich vor der Meditation und vielleicht könnte ich dort etwas anderes machen.“ Also eine Menge Sachen, die man machen kann. Die meisten haben jetzt ja mitgeschrieben oder das ergibt sich auch irgendwo logisch daraus. Wann immer ihr überlegt, „Meine Meditation könnte auch tiefer sein, war tiefer oder sollte den nächsten Schritt erreichen.“, bezieht immer auch die Yamas mit ein, „Was mache ich im Umgang mit anderen vor der Meditation? Könnte ich das irgendwie ändern?“ Übrigens, auch noch etwas. Man kann auch bewusst sich vornehmen, was Gutes zu tun. Das man sagt, „In der Stunde vor der Meditation mache ich etwas, um einen anderen Menschen zu erfreuen.“ Das fördert die Qualität der Meditation ungemein. Die meisten wissen das, wenn ihr kurz vor der Meditation jemanden irgendwie was außergewöhnlich Gutes gemacht habt – muss nicht unbedingt etwas sein, was sehr viel Zeit in Anspruch nimmt – und dann setzt ihr euch hin für die Meditation, dann fällt man fast von selbst in Dhyana hinein. Oder eben auch das Nächste, direkt vor der Meditation zu schauen, „Was kann ich vorher machen?“ Natürlich, wir sollten auch nicht daran hängen. Notfalls kann man im Zug meditieren. Ich habe oft wunderbare Meditationen im Flugzeug. Im Flugzeug geht es mir manchmal relativ komisch, denn oft, wenn ich irgendwo hin fliege, natürlich, dann muss ich vorher aller vorbereiten und dann ist mein Schlaf etwas reduziert, wenn ich mich dann erst hinsetze im Flugzeug, dann falle ich erst in eine Tiefenentspannung, dann Dösen, also so eine Art Nickerchen und dann, wenn diese Zeit vorbei ist und dann meditiere ich mit dem Mantra, dann habe ich da ganz besonders ausgedehnte und wunderschöne Meditationen, bis dann irgendjemand fragt, will ich dieses oder jenes haben. Gut, manchmal bitte ich dann meine Frau, dort darauf zu achten, dass sie dann vielleicht das Getränk für mich bestellt, dass ich in der Zeit ruhig sitzen bleiben kann. So geht es dann auch, es sei denn, sie will dann selbst meditieren.
– Fortsetzung folgt –
36 . Teil der Vortragsreihe über Meditation von Sukadev Bretz aus Yoga Vidya Bad Meinberg. Niederschrift von Mitschnitten aus einer Meditation Kursleiter Ausbildung.

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Lebenskraft und Depression

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Das Thema Lebenskraft ist im Yoga wichtig, Yogis sprechen von Prana, der Lebensenergie. Wenn du träge bist oder zu Depression neigst, kann es sein, dass du einen Mangel an Lebenskraft hast. Wie einfach es ist die Lebenskraft zu erhöhen, erklärt dir Sukadev von www.yoga-vidya.de in diesem Vortrag. Dieser Kurzvortrag ist Teil des Depressions-Podcasts, des Podcasts rund um die dunklere Stimmungslage im Menschen. Mehr zum Thema Depression, Depression Vorbeugung und Wege aus der Depression findest du auf der Seite der psychologischen Yogatherapie. Alle Podcasts von Yoga Vidya findest du in dieser Übersicht. Lachyoga Seminare und Übungsleiter Ausbildung – um zu mehr Fröhlichkeit und guter Laune zu finden.

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Niyama: Vorbereitung auf die Meditation

Aber zunächst, einiges können wir vor der Meditation machen, um die Meditation schöner zu machen. Und jetzt könnt ihr mir so ein paar Sachen sagen. Was kann man alles vorher machen, bevor wir uns endgültig hinsetzen? Pranayama z.B., im Sinne von Atemübungen, Kapalabhati oder Wechselatmung. Für manche Brahmari oder Sitali. Was kann man noch machen? Wir können Mantras rezitieren oder auch singen. Was können wir noch machen? Wir können Kriyas üben, insbesondere Agni Sara, Nauli und die anderen stehenden Übungen, die ihr schon öfters hier gemacht habt, mindestens zweimal hier gemacht habt. Was können wir noch machen? Altar, Kerze, Räucherstäbchen. Was kann man noch machen? Vorbereitende Sitzübungen. Was kann man noch machen? Telefon abschalten und Internet mindestens den Klang abschalten. Was kann man noch machen? Für äußere Ruhe sorgen. Türe zumachen. Hund und Katze irgendwo ins Nachbarzimmer befördern oder sich vornehmen, sie nicht weiter zu beachten, selbst wenn sie anfangen zu schlecken oder sonstige Sachen machen. Was kann man noch machen? Spiritueller Text. Was noch? Reinigen. Das kann etwas Gutes sein und für manche ist es abends auch gut, vielleicht eine Dusche nehmen und den Tag so abspülen. Dann kann man ja noch Reinigungsmantras gleichzeitig rezitieren. Wer es kennt, das „Om Gange Cha Yamune Chaiva Godavari Saraswati Narmade Sindhu Kaveri Namastubhyam Namo Namah „ Das ist ein wunderbares Mantra beim Duschen. Da ruft man die sieben heiligen Flüsse an, als sieben heilige Reinigungsenergien, die auch Geist und Emotionen und alles reinigen können. Das ist eine einfache Weise, wie man noch mehr sich reinigen kann, ohne zusätzliche Zeit zu verbrauchen. Das steht unter Nr. 804, fängt mit „Om Gange Cha Yamune“ an und ihr könnt es auch auf unserem Bolg suchen, da müsst ihr nur den Ausdruck „Gange“ eingeben in der Yoga Blog Suche und dann werdet ihr es als mp3-Datei finden. Also reinigen. Es gibt noch zwei. Nicht essen. Schweigen. Aber Schweigen gehört noch zu den Yamas, weil man typischerweise mit anderen spricht. Was kann man konkret noch machen? Asanas. Man kann auch Kopfstand, Pfau oder die ganzen Asanas vorher machen und manche Menschen spüren, dass die Meditation besonders schön ist, wenn sie vorher das praktiziert haben.
– Fortsetzung folgt –
35 . Teil der Vortragsreihe über Meditation von Sukadev Bretz aus Yoga Vidya Bad Meinberg. Niederschrift von Mitschnitten aus einer Meditation Kursleiter Ausbildung.

Niyama für die Meditation

Das zweite Glied des Ashtanga Yoga, Niyama: Im weiteren Sinne ist es ja die persönliche Disziplin, wo dann dazugehört, Tapas zu üben, Askese. Das heißt manchmal auch, manchmal ist die Meditation auch mal Tapas. In irgendeinem Zentrum war ich mal, da haben wir uns morgens immer gefragt, „Wie war die Meditation?“ und dann gab es zwei Aussagen, Ananda oder Tapas. In jedem Fall ist sie gut, einmal ist es einfach Disziplin, Tapas und ein anderes Mal ist es Wonne, Ananda. Wenn wir es jetzt aber enger begrenzen auf die Meditation, kann man Niyama interpretieren, „Was machen wir vor der Meditation, um den Geist in einen meditativen Bewusstseinszustand hineinzubringen?“ Und das wollen wir ja noch weiter ausbauen, insbesondere am Donnerstag, wenn wir über Meditationserfahrungen sprechen und Hinderniserfahrungen und wie man mit den Hinderniserfahrungen irgendwie besser umgehen kann.
– Fortsetzung folgt –
34 . Teil der Vortragsreihe über Meditation von Sukadev Bretz aus Yoga Vidya Bad Meinberg. Niederschrift von Mitschnitten aus einer Meditation Kursleiter Ausbildung.

Gehe vor der Meditation liebevoll mit deinen Mitmenschen um

Das ist Yama und das ist etwas, was die Meditation vertiefen kann, das ist auch ein Tipp, den man den Teilnehmern geben kann, dass man sagt, „Eine Stunde vor der Meditation, wenn irgend möglich, probiere, liebevoll und besonders freundlich umzugehen mit deinen Mitmenschen.“ Und wenn man einmal am Tag meditiert, insbesondere wenn man abends meditiert, hat man schon von den 17 bis 18 Stunden des Wachseins, die die meisten Menschen verbringen, eine Stunde liebevoll verbracht. Ist doch schon mal was. Und da die meisten Menschen ansonsten auch viel Zeit mit liebevollem Umgang mit anderen verbringen, kann die Zeit langsam steigen.
– Fortsetzung folgt –
33 . Teil der Vortragsreihe über Meditation von Sukadev Bretz aus Yoga Vidya Bad Meinberg. Niederschrift von Mitschnitten aus einer Meditation Kursleiter Ausbildung.

Yama für die Meditation

Wir wollen uns jetzt zuerst beschäftigen mit der ersten beiden Stufen des Ashtanga-Yoga, also Yama und Niyama, insbesondere im engeren Kontext der Meditation. Und das heißt zunächst mal, Yama heißt, eine gewisse Einstellung zu haben, bevor wir meditieren. Wir können sagen, Yama und Niyama sind so das, was wir vor der Meditation machen, um die Meditation schöner zu machen. Und wir können jetzt sagen, Yama in einem engeren Begriff für die Meditation heißt so etwa, „Was machen wir im Umgang mit anderen Menschen bevor wir meditieren?“ Und dort kann man z.B. sagen, wenn wir morgens meditieren, dann gibt es eine Sache, die gut ist, wenn wir sie vor der Meditation machen, wenn es möglich ist, insbesondere, was wir nicht machen – sprechen. Also, es ist gut morgens vor der Meditation nicht zu sprechen. Mindestens wäre es gut, sich vor der Meditation nicht zu streiten, nicht zu lügen und nicht zu stehlen und sich nicht bestechen zu lassen. Da seht ihr auch wieder, was für ein großer Vorteil es ist, wenn man morgens meditiert. Für die meisten dieser Dinge hat man vorher keine Gelegenheit. Natürlich, im weiteren Sinne, gehört das auch für den Tag, aber es ist mindestens etwas, was man sich auch schon mal bewusst vornehmen kann, denn zu sagen, „Den ganzen Tag werde ich niemals ärgerlich sein, ich werde niemals schlecht über irgendjemanden denken.“, ist nicht ganz so leicht einzuhalten. Man kann es auch lernen durchaus, das auch den ganzen Tag zu machen. Und das ist ja letztlich auch die Aussage von Patanjali, wo er sagt, die Yamas gelten überall, in allen Lebensumständen und sind die großen Vorsätze, die ein Aspirant fasst als Mahavrata. Und daran kann man dann sein ganzes Leben arbeiten. Aber wir könnten z.B. unseren Teilnehmern durchaus raten, „Du kannst dir ja vornehmen, mindestens eine Stunde vor der Meditation besonders liebevoll mit deinen Mitmenschen umzugehen.“ Mindestens die Stunde – wenn man abends meditiert oder abends den Kurs macht – mindestens die Stunde vor der Meditation, nicht zu lügen. Mindestens die Stunde vor der Meditation großzügig sein. Mindestens die Stunde vor der Meditation nicht alles aufrechnen, was ein bisschen auch zu Aparigraha gehört, „Eine Hand wäscht die andere und wenn ich dir was gebe, dann musst du mir auch was geben.“ Das mag im Alltag durchaus auch seine Funktion haben, aber wenn man sich immer nur ausnutzen lässt, ist das letztlich auch für den anderen nicht unbedingt etwas Gutes. Aber wenn man eben sagt, die Stunde davor will man so mit anderen umgehen, dann ist das abendliche Meditieren sogar besonders gut. Das sollte jetzt im Umkehrschluss einen nicht davon abhalten zu meditieren, wenn man sich vorher gestritten hat. Hier widerspreche ich zwar Jesus in der Bergpredigt. Der hat so gesagt, „Wenn du beten willst oder dein Opfer im Tempel darbringst und stellst fest, dass du Streit hast mit jemand anderen, dann stehe wieder auf und versöhne dich erst mit deinem Nächsten. Und erst dann setze dich hin für die Meditation.“ Das könnte in manchen Fällen, insbesondere heute, wo der Nächste nicht unbedingt um die Ecke wohnt, eher dazu führen, dass Menschen nie meditieren, als dass sie sich versöhnen. Natürlich, die Aussage ist grundsätzlich richtig. Wenn wir die Meditation vertiefen wollen, dann ist es auch wichtig, dass wir lernen, mit anderen Menschen friedvoll, liebevoll, verständnisvoll umzugehen. Wir können aber eben auch sagen, aber dadurch, dass wir meditieren, können wir auch nachher die Kraft und die Ruhe und die Entspannung aufbringen, um nachher liebevoll mit anderen umzugehen.
– Fortsetzung folgt –
32 . Teil der Vortragsreihe über Meditation von Sukadev Bretz aus Yoga Vidya Bad Meinberg. Niederschrift von Mitschnitten aus einer Meditation Kursleiter Ausbildung.

Kundalini und Meditation

Man kann das auch in Korrelation bringen mit Kundalinierweckung. Letztlich würde man sagen, echte Kundalinierweckung ist immer auch Verbunden mit dem Erreichen des Dhyana-Zustandes und wenn die Kundalini tatsächlich in Sushumna-Nadi eintritt, konkret in Citra-Nadi, bzw. Brahma-Nadi, also in innersten der Sushumna, dann entsteht auch Samadhi. Und wenn die Kundalini mit Shiva im Sahasrara Chakra in Einheit ist, dann haben wir Nirvikalpa Samadhi erreicht.
– Fortsetzung folgt –
31 . Teil der Vortragsreihe über Meditation von Sukadev Bretz aus Yoga Vidya Bad Meinberg. Niederschrift von Mitschnitten aus einer Meditation Kursleiter Ausbildung

Samadhi, der Höhepunkt der Meditation

Und schließlich folgt Samadhi und über Samadhi kann man eigentlich korrekterweise nichts sagen, denn Samadhi ist der Zustand, jenseits des Denkens, jenseits der Worte und damit jenseits von Ego und Verstand. Samadhi wird auch genannt Verschmelzung. Es ist das Aufhören von Subjekt-Objekt-Beziehung und es ist dann, wenn wir meditieren. Man kann sagen, Dharana ist, wir bemühen uns um Achtsamkeit oder Konzentration, Dhyana, wenn wir absorbiert sind, ohne Mühe, Meditation geschieht. Wenn wir mit dem Meditationsobjekt verschmelzen, die Subjekt-Objekt-Beziehung und damit das Ego verschwindet, dann ist es Samadhi. Samadhi hat dann wiederum verschiedene Stufen. Es gibt Sarvikalpa und Nirvikalpa und Patanjali unterscheidet dann noch mal Savitarka, Nirvitarka, Savichara, Nirvichara, Sananda und Sasmita, das man insgesamt auf sieben Stufen des Samadhis kommt. Wer sich mit Buddhismus beschäftige hat, Buddha hat auch verschiedene Stufen der Versenkung beschrieben und gerade im Hinayana-Buddhismus werden die auch relativ ausführlich besprochen und gelehrt, sodass man eben auch Kennzeichen hat, auf welcher Stufe befinde ich mich gerade und diese Stufen der Versenkung haben durchaus Ähnlichkeiten, wenn sie auch nicht identisch sind, mit den Stufen von Dharana, Dhyana und den sieben Samadhi-Stufen, von denen Patanjali spricht. Wir werden jetzt auch in der Meditationskursleiterausbildung nicht zu sehr auf diese sieben Stufen des Samadhis eingehen. Da habe ich ja ein Buch geschrieben, „Die Yogaweisheit des Patanjali“, wo die auch beschrieben sind, oder auch in dem 9-tägigen-Weiterbildungskurs „Raja Yoga Weiterbildung D“, dort wird das auch etwas genauer behandelt. Es gibt auch einen guten Grund, weshalb wir jetzt nicht zu sehr auf die sieben Samadhi-Stufen eingehen. Es ist ja eine Meditationskursleiterausbildung und dort ist es nicht allzu häufig, dass ihr überlegen müsst, ist jetzt mein Teilnehmer gerade in der Nirvichara-Stufe oder schon in der Sasmita-Stufe. Und es gibt noch einen zweiten Grund, das sind alles Stufen, die jenseits des rationalen Denkens sind und wenn man zu sehr darüber nachdenkt, „In welcher Stufe befinde ich mich gerade?“, dann ist man schon längst nicht mehr drin und eigentlich wollen wir jenseits des Urteilens und Analysierens kommen und des Vergleichens und wenn man sich zu sehr damit beschäftigt, dann sind wir zu sehr wieder in unserem Verstand und das ist nicht unbedingt das, was der Tiefe der Meditation förderlich ist. Dennoch gibt es auch Gründe, ein bisschen etwas darüber zu hören.
– Fortsetzung folgt –
30 . Teil der Vortragsreihe über Meditation von Sukadev Bretz aus Yoga Vidya Bad Meinberg. Niederschrift von Mitschnitten aus einer Meditation Kursleiter Ausbildung.

Dhyana, die siebte Stufe der Meditation

Was ist Dhyana? Den Ausdruck „Absorption“ halte ich vielleicht für am besten, um zu definieren, „Was ist Dhyana?“ Im engeren Sinne ist Dhyana, wenn wir in die Meditation hineinfallen, wenn wir uns nicht mehr bemühen müssen, konzentriert zu sein oder bemühen müssen, achtsam zu sein, bemühen, nicht den Geist zu sehr wandern zu lassen. Dhyana wird auch so beschrieben wie das Fließen von Öl aus einem Gefäß in ein anderes. Es heißt, der Geist ist von Natur aus in einem bestimmten Meditationsstrom. Wir können auch sagen, in Dhyana meditieren wir nicht mehr, sondern Meditation geschieht. Oder, wenn ich gestern gesprochen habe, Meditation ist ein Zustand, in dem man hineinfällt, dann ist damit erstmal Dhyana auch gemeint, wo wir in diesem meditativen Zustand sind. In einem anderen Sinn ist auch Dhyana die bewusste Übung für diese Fähigkeit der Absorption, auch im Alltag, auch aber in anderen Dingen.
– Fortsetzung folgt –
29. Teil der Vortragsreihe über Meditation von Sukadev Bretz aus Yoga Vidya Bad Meinberg. Niederschrift von Mitschnitten aus einer Meditation Kursleiter Ausbildung.

Dharana, das eigentliche Meditationsthema

Und das eigentliche Meditationsthema wird dann eben genannt, Dharana. Dharana, in einem engeren Sinne, ist eben die Technik für die Meditation, wird oft übersetzt als Konzentration. Ich persönlich finde den Ausdruck „Konzentration“ nicht ganz passend. Ebenso, wie man oft sagt, Dhyana ist dann die Meditation, aus dem sich ja dann auch der Ausdruck „Zen“ entwickelt hat. „Zen“ ist nichts anderes als die Einjapanisierung des Begriffs „Dhyana“. Aber im Sinne von Patanjali ist Dharana die Konzentrationsform, die wir haben, also die Meditationsform im engeren Sinne. In einem anderen Sinne sind es konkrete Konzentrationsübungen, die wir machen und in einem noch weiteren Sinne ist es das Bemühen, den Geist konzentriert zu halten im Alltag. Wenn wir also z.B. fragen, „Mit welcher Meditation übst du?“ oder „Was machst du für die Meditation?“, da ist meistens verstanden Dharana. Oder wenn wir gestern darüber gesprochen haben, über die verschiedenen Meditationstechniken, die die Teilnehmer in einem Meditationskurs lernen, dann sind da hauptsächlich verschiedene Dharanas damit gemeint. Und dies führt dann zu Dhyana, zur Absorption.
– Fortsetzung folgt –
28. Teil der Vortragsreihe über Meditation von Sukadev Bretz aus Yoga Vidya Bad Meinberg. Niederschrift von Mitschnitten aus einer Meditation Kursleiter Ausbildung.

Die Acht Stufen des Yoga als Stufen der Meditation

Ich will also jetzt über die acht Stufen, die Ashtangas, des Yoga zuerst sprechen, bevor wir dann über die Details von Yama, Niyama und Asana zu sprechen kommen. Und damit habe ich euch schon die ersten drei verraten. Wie heißen die ersten drei Schritte? Yama, Niyama, Asana. Und die nächsten heißen dann? Pranayama, Pratyahara, Dharana, Dhyana und Samadhi. Und die kann man enger und weiter interpretieren. Wer bei uns die Yogalehrerausbildung gemacht hat, hat die auch im weiteren Kontext interpretiert gehört und es gibt zig Yogabücher – vermutlich gibt es fast kein Yogabuch, wo nicht auch auf die acht Stufen eingegangen wird und ich will sie jetzt etwas mehr bezüglich Meditation behandeln.
Yama ist das Verhalten mit anderen, der Umgang mit anderen. Man könnte auch sagen, Yama ist das Leben, das man führt, im Umgang mit anderen. Niyama ist das Leben, das man führt, im Umgang mit sich selbst. Asana, im engeren Sinn, ist die Sitzhaltung. In einem weiteren Sinn sind es natürlich auch die ganzen Hatha-Yoga-Körperübungen und in einem noch weiteren Sinn ist es die Körperhaltung im Alltag, mit der man auch eine Menge machen kann. Pranayama heißt wörtlich „Herrschaft über das Prana„, konkret ist es die Atmung und es ist erstmal die Atmung in der Meditation, im weiteren Sinne ist Pranayama, Atemübungen im Hatha Yoga, spezielle Atemübungen, um speziell auf Prana Einfluss zu nehmen und in einem noch weiteren Sinn ist Pranayama Atmung im Alltag. Dann Pratyahara heißt Zurückziehen des Geistes nach Innen. Im engeren Sinne für die Meditation heißt das, bestimmte Techniken, die den Geist in einen meditativen Zustand hineinbringen und ihn praktisch vom Alltag wegziehen. Und nur damit ihr das schon mal kurz im Hinterkopf behaltet, das ist also insbesondere, z.B. Gebet, Affirmation, Gedanken des Wohlwollens oder durch den Körper von unten nach oben hochgehen oder im Geist eine Sloka rezitieren oder über einen Vers in der Bhagavad Gita nachdenken. Etwas, was man macht, bevor man zum eigentlichen Meditationsthema kommt.
Die nächsten Stufen heißen Dharana, Dhyana und Samadhi.
– Fortsetzung folgt –
27. Teil der Vortragsreihe über Meditation von Sukadev Bretz aus Yoga Vidya Bad Meinberg. Niederschrift von Mitschnitten aus einer Meditation Kursleiter Ausbildung.

Die Acht stufen des Yoga

Ich will heute Morgen sprechen über die acht Stufen des Yoga, die Ashtangas, also über Ashtanga Yoga, insbesondere angewandt auf die acht verschiedenen Stufen der Meditation. Ihr werdet euch ja auch morgen einen Vortrag geben über die acht Stufen, wo ihr diese etwas mehr anwendet auf den Alltag oder je nach dem, worauf ihr die Betonung legen wollt. Ich will sie heute als Stufen, insbesondere für die Meditation und damit auch als Tipps für die Meditation behandeln und insbesondere dann auch eingehen auf die Sitzhaltung für die Meditation, die ja zunächst mal die Grundlage ist. Jemand, der von außen einen Meditierenden sieht, wird nur sehen, dass er sitzt. Und was dann im Inneren passiert, ist dann etwas, was auf einer anderen Ebene stattfindet. Übrigens, etwas Interessantes, es gab mal so eine vergleichende Studie, „Was ist der Unterschied in der Wirkung, ob jemand meditiert oder nur zwanzig Minuten lang ruhig da sitzt?“ Und die Antwort war mindestens in den untersuchten Faktoren, „keiner“. Und es ist ja auch nicht erstaunlich, es gibt auch Meditationsanweisungen, die bestehen nur daraus, „Setze dich zwanzig Minuten lang ruhig hin, entspanne deinen Körper und bewege dich nicht.“ Es gibt bestimmte Zen-Richtungen, da ist das die gesamte Anweisung für Meditation. Ich kann mich erinnern, wir hatten irgendwann mal – nicht Yoga Vidya, sondern noch vorher – ein Yogaseminar organisiert in einem Zen-Kloster bei Paris. Und dann haben die auch angeboten, sie können uns ja mal erklären, was Zen ist. Ich hatte zwar schon viele Bücher gelesen über Zen und war auch in anderen Schulen schon mal gewesen, aber die Schule hat so gesagt, „Setze dich so und so hin.“, hat noch die Sitzhaltung gezeigt, das waren fünf Minuten, relativ ausführlich und dann hat er gesagt, „O.k. und jetzt bleibt zwanzig Minuten lang bewegungslos sitzen. Se tu. Das ist alles. Macht das ausreichend oft und täglich und ab und zu mal zwanzig Mal am Tag und dann wird das kommen, was kommen soll.“ Fand ich irgendwo eine schöne Aussage über Meditation. Die ist auch in etwa in Übereinstimmung mit dem, was wir gestern Abend gehört haben, dass Meditation wirkt, unabhängig davon, ob man eine tiefe Meditation empfindet, ob man Meditation mag oder nicht, ob man Bewusstseinserweiterung hat oder nicht und insbesondere kann das zu einer Einstellung führen, die einen eben löst von Erwartungshaltungen. Natürlich, behaupte ich, es gibt noch mehr als das über Meditation, sonst bräuchte man nicht so eine lange Meditationskursleiterausbildung zu haben. Gut, so lange ist sie ja letztlich auch nicht. Aber ansonsten könnte man ja auch in einem Ein-Tages-Seminar eine Meditationskursleiterausbildung zusammenfassen. Man kann noch mehr machen, um die Meditation schöner zu machen, was dazu führt, dass Menschen lieber meditieren und dass die Wahrscheinlichkeit höher ist, dass sie es regelmäßig machen und dass auch eine ganze Menge auf verschiedenen Ebenen passiert.
– Fortsetzung folgt –
26. Teil der Vortragsreihe über Meditation von Sukadev Bretz aus Yoga Vidya Bad Meinberg. Niederschrift von Mitschnitten aus einer Meditation Kursleiter Ausbildung.

In der Meditation geschieht das, was gut für einen ist

Und so kann man guten Gewissens den Teilnehmern sagen, „In der Meditation geschieht genau das, was für dich gut ist.“ Es ist zwar schön, wenn die Meditation schöner wird, aber die Meditation ist auch hilfreich, wenn sie als nicht schön erlebt wird. Und gerade wenn jemand sagt, „Ich kann nicht meditieren.“, braucht er es vielleicht ganz besonders. Natürlich will ich euch nicht verhehlen, Yogis haben eine tiefere Zielsetzung – das wisst ihr ja auch alle – als einfach nur sich entspannt zu entspannen, wohl zu fühlen, als eine Art Vorbeugung oder Reparatur eines stresshaften Lebens. Und Yogis wollen mehr, als das Selbstbewusstsein ein bisschen steigern und ein bisschen mehr Spannung zu reduzieren, sich besser anzunehmen, seine Stimmung zu verbessern, die emotionale Reaktions- und Ausdrucksfähigkeit zu verbessern und die psychologische Differenzierungsfähigkeit erhöhen. Wir wollen mehr als das erreichen. Aber das Schöne ist, auch wenn jemand nur das erreichen will, wir können sagen, das erreicht er auch. Und besser als mit fast jeder anderen untersuchten Methode. Ich sage fast, denn es gibt eine andere, die untersucht wurde, die ähnliche Wirkungen hat – Yoga, Hatha Yoga. Und je nachdem, welcher dieser Level, ist manchmal der Hatha Yoga dem überlegen und manchmal die Meditation und natürlich am besten, man verbindet beides miteinander. Wir wollen in der Meditation mehr erreichen, wir wollen die Selbstverwirklichung erreichen, wir wollen einen Zustand erreichen, der jenseits aller Identifikationen ist. Yogis sagen, unsere wahre Natur ist Satchidananda, Sein, Wissen und Glückseligkeit. Und sie sagen, das sind wir jetzt. Und wenn wir darüber nachdenken, wissen wir es auch intuitiv irgendwie. Wenn wir uns sehr bei uns selbst fühlen, wenn wir das Gefühl haben, wir können uns wirklich tief spüren, dann ist das kein unglücklicher Zustand, sondern im Gegenteil ein glücklicher Zustand. Es ist kein unwissender Zustand, es ist im Gegenteil die Erfahrung, „Da habe ich eine tiefe Erkenntnis hier.“ Und es ist kein beschränkter Zustand, sondern es ist ein Gefühl eines erweiterten Seinsgefühls. Und je stärker unsere Bewusstheit wird, und je weniger Gedanken dabei, umso mehr erfahren und verwirklichen wir dieses Höchste. Und so gibt es in der Meditation verschiedene Schritte, wie wir dort hin kommen. Über diese will ich ja dann morgen etwas mehr sprechen. Meditation als Mittel, um zum höheren Zustand zu kommen und diesen auch tatsächlich zu erfahren und damit wollen wir uns dann die nächsten Tage beschäftigen. Morgen früh will ich über die verschiedenen Grundschritte der Meditation nach Patanjali sprechen. Insbesondere dann die Yamas, Niyamas, Asanas und die Sitzhaltung. Dann werden wir uns am Mittwoch mit Pranayama, Pratyahara, Dharana und Dhyana beschäftigen. Wir werden uns dann beschäftigen mit verschiedenen Meditationserfahrungen, die Menschen machen können und wie sie damit umgehen und auch vielleicht, was man doch vielleicht tun kann, um die Tiefe der Meditation zu steigern, um nicht nur psychische und physische schöne Wirkungen zu erfahren, sondern die spirituellen Erfahrungen zu machen.
– Fortsetzung folgt –
25. Teil der Vortragsreihe über Meditation von Sukadev Bretz aus Yoga Vidya Bad Meinberg. Niederschrift von Mitschnitten aus einer Meditation Kursleiter Ausbildung.

Meditation wirkt unabhängig davon ob man sie mag

Jetzt die Mehrheit dieser Effekte interessanterweise, tritt auf, unabhängig davon, ob ein Mensch Meditation mag oder nicht und unabhängig von der berichteten Tiefe der Meditation. Insbesondere die Gesundheitswirkungen, stressreduzierenden Wirkungen und auch die psychische Stärke betreffenden Wirkungen. Ich habe euch das jetzt hier mehr von der Deutschen Seite aus beschrieben. In Amerika gibt es sehr viel mehr Meditationsforschung als in Deutschland. In Deutschland ist die Yogaforschung relativ gut, aber die Meditationsforschung nicht so stark. In Amerika ist die Meditationsforschung sehr stark. Da gibt es einen namens Kabat-Zinn, von dem wir auch einige Bücher in der Boutique haben und von dem habe ich mal ein Interview gelesen, wo er beschrieben hat, wie das in seinem psychosomatischen Stresskliniken abläuft. Der hat ein bestimmtes Programm, ein standardisiertes Programm, in verschiedenste Kliniken in Amerika hineingebracht. Beim Bill Clinten gehörte der übrigens wie der Dean Ornish als Gesundheitsberater zu seinem Stab im White House und auch im Gesundheitsministerium. Und der hat so gesagt, wenn Menschen zu ihm kommen, kriegen sie eine Einführung und sagen, von heute an werden sie jeden Tag zwanzig Minuten lang meditieren. Sie mögen das mögen oder auch nicht, sie mögen das gut finden oder auch nicht, solange sie hier sind, meditieren sie jeden Tag zwanzig Minuten. Und alle Studien haben gezeigt, unabhängig davon, ob sie das mögen oder nicht, ob sie sich dafür talentiert halten oder nicht, es wird seine Wirkung haben. Und das finde ich ganz interessant und letztlich ist es ja auch das, was die Yogis immer wieder sagen. Es ist nicht wichtig, was du erlebst in der Meditation, es ist wichtig, dass du sitzt. Das ist das einzig Wichtige. Ob es das einzig Wichtige ist, ist eine andere Frage, jedenfalls ist es das Wichtige, was Meditation betrifft. Die Wirkungen der Meditation werden da sein, unabhängig von der erlebten Tiefe. Nicht alle, natürlich die Gammawellen sind dann besonders hoch, wenn tatsächlich diese Erfahrung von Liebe, kosmischer Verbundenheit und extrem gesteigerter Wachsamkeit da ist. Aber die Gesundheitswirkung für Körper und Psyche und auch insgesamt eine kreativere Persönlichkeit und eine sich selbst annehmende Persönlichkeit, all das entwickelt sich, unabhängig von der Tiefe der Meditation. Tiefe der Meditation hat sich als vollkommen irrelevant erwiesen für die Gesundheitswirkungen. Das hat mich am Anfang etwas erstaunt. Es hat mich natürlich auch gefreut, Swami Vishnu hatte Recht gehabt. Er hat uns immer gesagt, es spielt keine Rolle, wie gut die Meditation ist, meditiert! Aber dann habe ich so eine innere Theorie, die letztlich auch der Swami Vishnu ähnlich gesagt hat. In der Meditation geschieht das, was geschehen soll. Angenommen, jemand braucht zusätzlich zu seinem Schlaf so zwanzig Minuten halbbewussten Döszustand, dann kriegt er das in der Meditation. Wo sonst würde er das bekommen? Angenommen, jemand muss eine Weile verarbeiten, was am Tag war und über die Gedanken des Tages brüten. Dann kann er das in der Meditation. Aber nicht so brütend, wie es ja viele Menschen machen, die dann irgendwo einfach nur dumm rumsitzen. Patanjali nennt es ja auch, erleuchtete Innenschau bekommen wir in der Meditation. Also, man wiederholt ja weiter „Om“, das Mantra, und parallel brütet man. Das ist dann ein inspiriertes Brüten. Oder angenommen, jemand braucht einfach Zeit, mal den nächsten Tag und den Rest des Lebens zu verplanen. Und dann kann es sein, er mag seinem Geist erzählen, was er will und die Technik nehmen, wie er will, wenn der Geist das braucht, dann nimmt er sich das und braucht es dann auch. Natürlich, es gibt glücklicherweise auch noch andere Erfahrungen in der Meditation. Oder wenn es nötig ist, dass jemand noch mal konfrontiert wird mit unangenehmen Erinnerungen, dann kommen die in der Meditation hoch. Glücklicherweise in feinen Dosen und gerade wenn man da mit geeigneten Meditationstechniken dort arbeitet, eben nicht, dass man überwältigt wird, überflutet wird, sondern so, dass man diese Erfahrungen integrieren kann.
– Fortsetzung folgt –
24. Teil der Vortragsreihe über Meditation von Sukadev Bretz aus Yoga Vidya Bad Meinberg. Niederschrift von Mitschnitten aus einer Meditation Kursleiter Ausbildung.

Meditation und Hirnwellen

Auch noch die Gammaaktivität ab 40 Hz erhöht sich. Es gibt bestimmte Hirnfrequenzen. Die meisten kennen Betawellen, den Wachzustand, relativ schnelle Wellen. Dann gibt es die Alphawellen, die sind in der Entspannung, die werden in der Meditation zügig ausgelöst, ebenso wie in der Tiefenentspannung. Dann gibt es Delta- und Thetawellen. Theta ist Tiefschlaf und Deltawellen sind stärker in veränderten Bewusstseinszuständen, in manchen Trancezuständen und in manchen anderen Zuständen und vor kurzem hat man eben diese Gammaaktivität dort entdeckt. Und Gammaaktivität ist verbunden mit starkem Mitgefühl, extremer Wachheit und der Fähigkeit, auf sein Denken und Fühlen einen größeren Einfluss zu nehmen. Gammafrequenz ist insgesamt eine übergeordnete Steuerfrequenz. Wenn diese stärker sind, das heißt, der Mensch hat mehr Einfluss auf sein Leben und ist weniger auf äußere Umstände hilflos angewiesen. Also, hier eine Menge von Dingen.
– Fortsetzung folgt –
23. Teil der Vortragsreihe über Meditation von Sukadev Bretz aus Yoga Vidya Bad Meinberg. Niederschrift von Mitschnitten aus einer Meditation Kursleiter Ausbildung.

Meditation dämpft die bipolare Rivalität und hilft der Konzentration

Die bipolare Rivalität wird gedämpft. Also, im Hirn gibt es so eine bipolare Rivalität. Der eine will, dass man irgendwas macht und der andere was anderes – ich vereinfache es jetzt – und diese Bipolarität wird gedämpft und das heißt, man kann sich besser konzentrieren. Obgleich der linke präfrontale Kortex stärker wird, wird der rechte Kortex insgesamt dicker, die vordere Insula wird größer, die cortikale Plastizität wird größer und damit wird geistige Wachheit und Offenheit gestärkt. Im Wesentlichen will ich euch nur sagen, Meditation ist gut und diejenigen unter euch, die das wissenschaftlich fundiert wissen wollen, können das nachlesen, aber ihr habt mal diese Ausdrücke gehört.
– Fortsetzung folgt –
22. Teil der Vortragsreihe über Meditation von Sukadev Bretz aus Yoga Vidya Bad Meinberg. Niederschrift von Mitschnitten aus einer Meditation Kursleiter Ausbildung.

Meditation reduziert den Startle Reflex

Eine nächste interessante Sache, der Startle Reflex wird reduziert. Jetzt angenommen, ich klopfe auf dieses Mikrophon, dann, wer regelmäßig meditiert, hat eine geringere Neigung, deshalb zusammenzuzucken. Das heißt, der Startle Reflex. Und der hat wieder eine große Korrelation. Jemand, der einen hohen Startle Reflex hat, ist auch sehr stressanfällig und kommt leicht aus dem Gleichgewicht und kann leicht von äußeren Dingen gestört werden. Wenn man wissen will, ob ein Mensch in äußeren unterschiedlichen Situationen Gleichmut bewahrt oder nicht, muss man nur den Startle Reflex auslösen. Das darf man nicht zu laut sagen, sonst wird künftig bei Personalinterviews automatisch irgendein Krach gemacht, mindestens so lange, bis das die Bewerber wissen und das trainieren. Also der wird tatsächlich reduziert.
– Fortsetzung folgt –
21. Teil der Vortragsreihe über Meditation von Sukadev Bretz aus Yoga Vidya Bad Meinberg. Niederschrift von Mitschnitten aus einer Meditation Kursleiter Ausbildung.

Meditation stärkt den linken präfrontalen Kortex

Und damit ihr noch ein paar Fremdwörter lernt, in einem Artikel aus der „Gehirn und Geist“, gibt es so einige Sachen. Der Artikel ist auch dort angegeben, ihr müsst nur aufpassen, dass ihr jeden Buchstaben richtig schreibt. „Meditation stärkt den linken präfrontalen Kortex.“ Also, das sind die neuen, bildgebenden Verfahren. Jemand meditiert eine Weile täglich zwanzig Minuten und das heißt, der linke präfrontale Kortex wird größer. Und das drückt sich aus, man wird optimistischer. Da hat man tatsächlich festgestellt, wer etwas optimistischer ist, da ist irgendwie hier der linke präfrontale Kortex größer.
– Fortsetzung folgt –
20. Teil der Vortragsreihe über Meditation von Sukadev Bretz aus Yoga Vidya Bad Meinberg. Niederschrift von Mitschnitten aus einer Meditation Kursleiter Ausbildung.

Meditation macht autonomer, selbstbestimmter

Autonomer, das heißt, weniger fremdbestimmt. Wer meditiert, kann weniger gut manipuliert werden. Das muss nicht immer nur vorteilhaft sein für die Umgebung. Das ist übrigens eine Sache, der man sich als Meditationskursleiter auch bewusst werden muss. Anekdotisch vielleicht, Yoga insgesamt hat ja auch eine so ähnliche Wirkung. Früher, als ich im Westerwald war, da haben wir, mindestens das erste Jahr, hauptsächlich an den Wochenenden Programme gehabt, und dann habe ich oft jeden einzelnen Gast an der Tür auf Wiedersehen gesagt, habe das Gepäck transportiert bis zum Auto und manchmal habe ich dann auch die Männer getroffen, die ihre Frauen abgeholt haben. Und dann sind wir öfters ins Gespräch gekommen, das habe ich auch irgendwo als meine Aufgabe dort gesehen, dort Verständnis dafür zu wecken und letztlich, was könnte dem Mann die Bedenken gegenüber der eigenartigen Sache, die die Frau macht, besser nehmen, als wenn er von Boss des Ganzen dort einen angenehmen Eindruck bekommt. Und was mir in diesen Gesprächen aufgefallen ist, worüber die sich öfters beschwert haben. Also einer hat z.B. so gesagt und das haben mehrere gesagt, „Im Yoga habe ich mal gelesen, man soll weniger egoistisch, uneigennütziger und selbstloser werden. Bei meiner Frau funktioniert das nicht.“ Ich glaube, mehr brauche ich jetzt hier nicht zu sagen. Das war zwar teilweise humorvoll gemeint, aber nicht nur. Also, Meditation führt dazu, dass man mehr die Bedürfnisse von innern heraus spürt, dass man Mut bekommt, dass auch umzusetzen und auch die Kraft dafür hat, es zu tun. Selbstbewusstsein steigt auch und die Liebesfähigkeit auch. Das ist natürlich insbesondere in Befragungen dann herausgekommen. Ähnlich beschreibt er dann auch noch therapeutische Effekte, also Spannungsreduktion, also Spannungen in der Persönlichkeit und mit anderen werden reduziert, Selbstakzeptanz wird erhöht, Selbstkritik wird gesenkt. Da könnte man jetzt überlegen, „Ist das gut?“ Ich sage, Kritikfähigkeit ist gut, aber sich selbst immer zu kritisieren, ist nicht gut und vielleicht viele von euch machen das immer noch, aber es ist erstaunlich, wie viele Menschen ständig mit solchen Gedanken rumlaufen, „Ich bin nicht gut genug. Ich kann das nicht ausreichend. Keiner mag mich. Ich müsste mehr tun.“ usw. Yoga hilft, dass das etwas weniger wird. Emotionale Reaktions- und Ausdrucksfähigkeit steigt, psychologische Differenzierung steigt. Das heißt, es wird nicht alles in einen Brei geworfen, sondern Menschen lernen mehr, verschiedene Aspekte in sich selbst wertzuschätzen. Das macht es auch nicht leichter übrigens. Meditation ist wie Yoga nicht etwas, was das Leben leichter macht. Es macht es schöner, befriedigender, sinnvoller, aber nicht leichter. Die paranoiden Tendenzen reduzieren sich, hat eine Studie gezeigt. Und Projektionen, also das hineinprojizieren von Dingen in einen anderen, der das gar nicht so gedacht, gemacht und gesagt hat, reduziert sich auch.
– Fortsetzung folgt –
19. Teil der Vortragsreihe über Meditation von Sukadev Bretz aus Yoga Vidya Bad Meinberg. Niederschrift von Mitschnitten aus einer Meditation Kursleiter Ausbildung.

Meditation löst von der Ego-Zentrierung

Die nächste Sache, die der Dr. Ott so zusammengefasst hat, beschwerdefreier, und das nächste Interessante heißt, selbstvergessener. Man kann auch sagen, weniger egoorientiert, weniger ich-zentriert. Und auch die Fähigkeit, sich in die Tätigkeiten, die man macht, hineinzubegeben. Das, was auch der Csikszentmihalyi als Flow-Erlebnis bezeichnet. Habt ihr vermutlich alle davon gehört, in der Glücksforschung, die Fähigkeit, wirklich ganz in seiner Aufgabe aufzugehen, ohne an Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zu denken, ohne zu überlegen, „Mache ich das richtig? Was denkt der Mensch von mir, wenn ich das so mache?“, sondern wirklich ganz sich hineinbegeben. Und wer meditiert, hat tatsächlich eine erhöhte Fähigkeit zum Flow-Erlebnis.
– Fortsetzung folgt –
18. Teil der Vortragsreihe über Meditation von Sukadev Bretz aus Yoga Vidya Bad Meinberg. Niederschrift von Mitschnitten aus einer Meditation Kursleiter Ausbildung.

Spiritualität hilft, mit Katastrophen des Lebens besser umzugehen

Aber, was ich eben sagen will, wenn man einen Sinnkontext hat, dann können auch die Katastrophen besser im Leben eingeordnet werden und das hilft dann wieder, die psychische Gesundheit zu haben oder auch dorthin wieder zurückzukehren. Vor einem muss man sich hüten und das ist manchmal ein Problem unter Yogaleuten und modernen New Age Spirituellen, wozu wir alle irgendwo gehören. Also nicht streng katholisch oder fundamentalistisch islamistisch oder orthodox-jüdisch, sondern eben die andere Richtung. Da wird oft der Körper zum Maßstab aller Dinge gemacht. Und ich kenne eine Menge von Leuten, denen ist der Sinnkontext durcheinander geflogen, nur weil sie plötzlich zweimal hintereinander eine Grippe hatten mit 39 Grad Fieber und dann gedacht haben, mein ganzes Yoga ist falsch, meine Ernährung ist falsch, die Beziehung ist falsch, die Arbeit ist falsch, alles ist falsch. Und alles, was sie hatten, war eine Grippe. Gut, Meditation macht einen etwas gesünder, aber sie verhindert nicht alle Krankheiten und sie verhindert vor allem nicht die Katastrophen des Lebens. Die können kommen und unser Sinnkontext sollte soweit sein, dass wir wissen, Spiritualität funktioniert auch in einem querschnittsgelähmten Körper.
– Fortsetzung folgt –
17. Teil der Vortragsreihe über Meditation von Sukadev Bretz aus Yoga Vidya Bad Meinberg. Niederschrift von Mitschnitten aus einer Meditation Kursleiter Ausbildung.

Die Wirkung der Meditation auf die Psyche: Meditation macht seelisch stabiler

Und auf der psychologischen Ebene gibt es auch eine Menge von Arbeiten. Menschen, die meditieren, sind im Vergleich zu Kontrollgruppen und Anfängern – eben hier hat der Ulrich Ott dort einige Forschungsergebnisse zusammengefasst – seelisch gesünder. Seelisch gesünder heißt auch, haben eine geringere Wahrscheinlichkeit jemals zum Psychiater zu müssen, eine Psychose zu erleben. Das widerspricht etwas dem, was mal in den 50er, 60er Jahren befürchtet wurde, wenn Menschen meditieren, wer weiß, was dabei alles passieren könnte. Und irgendwann hieß es dann, Menschen dürfen nur mit einem Guru unter persönlicher Anleitung meditieren, denn wer weiß, was dort alles passiert. Und heute gibt es viele Untersuchungen, sogar Menschen, die Meditation mit einem Buch, einer CD üben, bei denen steigt die psychische Stabilität, mindestens, sofern sie es nicht übertreiben. Aber die ganzen Forschungsergebnisse sind hauptsächlich gemacht worden, die zwanzig bis dreißig Minuten am Tag meditieren. Ein paar sind gemacht worden bei fortgeschritteneren Mönchen. Aber dann ist es nicht eine Untersuchung, wo man sagt, „Wie waren sie vorher? Und wie sind sie zwanzig Jahre später?“, sondern dann vergleicht man nur Psyche und psychologische Testresultate und Hirnscans von den zwanzig/dreißig Jahre lang Meditierthabenden mit denen, die nicht meditiert haben, ohne dass man weiß, wie das vor zwanzig, dreißig Jahren war. Die, die zwanzig Minuten am Tag meditieren, sind also seelisch gesünder, fühlen sich psychisch freudevoller, sie erleben ihr Leben als sinnerfüllter und die höhere Sinnerfüllung spielt auch eine Rolle bei „seelisch gesünder“, denn seelisch gesund kann man besonders gut sein, wenn das Leben gut geht. Und dann kommen Krisen. Leben hat nun mal Katastrophen. Es wäre unrealistisch anzunehmen, dass das Leben einen von Katastrophen ausnimmt. Ich kann jetzt gerade mal fragen, wer von euch hat schon mal eine der folgenden Katastrophen erlebt: Ein Elternteil plötzlich gestorben. Dann, plötzliche Krankheit. Lebensbedrohende Krankheit bei einem nahen Angehörigen. Eine dauerhafte Behinderung bei einem nahen Angehörigen. Ein Schwangerschaftsabgang. Ich glaube, das reicht schon. Wer hat so etwas schon mal erlebt? Also, die ganz große Mehrheit der Anwesenden. Ich könnte das natürlich noch weiter ausbauen, aber das sind alles Dinge, die Menschen haben. Ich habe jetzt nicht Missbrauch und Vergewaltigung und diese Sachen gefragt, werde ich jetzt auch nicht machen. Aber die Mehrheit der Menschen erlebt so etwas, ein oder mehrmals im Leben, und für viele führt das zu einer langfristigen Belastung psychisch. Und eines, was man festgestellt hat, Menschen, die einen tieferen Sinnzusammenhang haben, innerhalb dessen sie diese Katastrophe deuten können, die werden damit besser fertig. Ich gebe mal zwei Beispiele. Man hat untersucht, Menschen, Buddhisten, die aus Tibet geflohen sind und Furchtbares erlebt haben. Vergewaltigung von Mutter und Schwester, Folter, ganze Familie erschossen während sie dabei waren, also grausame Sachen. Und man hat Menschen aus anderen Krisengebieten der Welt auch nachher befragt, die Ähnliches erlebt hatten, was zehn Jahre später war. Das Interessante war, die tief praktizierenden tibetischen Buddhisten haben zehn und zwanzig Jahre später eben nicht an posttraumatischer Belastungsstörung gelitten, bzw. zu einem sehr viel geringeren Prozentsatz. Und bei den anderen war das sehr viel größer. Natürlich haben sie beschrieben, sie haben gelitten und es war emotional äußerst schwierig und das Leiden erschien unaufhaltbar, da ändert auch ein tief spiritueller Kontext nichts in diesen Situationen. Es sei denn vielleicht, jemand ist gerade ein Heiliger. Aber man kann es irgendwo in einen größeren Kontext setzen, kann dem Ganzen irgendwo einen Sinn geben, kann den Peinigern irgendwann vergeben und das ist dann für die eigene psychische Gesundheit gut. Mir hat mal jemand berichtet, sie hatte auch irgendwas sehr Schweres erlebt und irgendwann hat dann die Therapeutin gesagt, „Willst du wirklich demjenigen, auch nach zehn Jahren, weiter die Macht geben, dein Leben zu ruinieren?“ Aber das ist natürlich nicht einfach abstellbar. Es gibt jetzt natürlich auch in der Psychotherapie eine Menge an neuen Entwicklungen bezüglich Traumabehandlung, nicht alles geht allein durch die Meditation, aber sehr viel mehr geht durch die Meditation, als man denkt. Wenn ihr mal jemanden habt in einem Kurs, der unter tiefem Trauma leidet, dann wäre es hilfreich, dort eine moderne Traumtherapie machen zu lassen. Also nicht zu jemanden, dessen letzte Fortbildung zehn Jahre her war. Was man vor zehn Jahren für Traumpatienten geraten hat, ist fast vollständig anders, als was man heute rät. Nur zu euerer Information, denn manche haben vielleicht noch das Wissen von vor zehn Jahren. Im Zuge des 11. Septembers hat in der Psychotherapieszene ein großes Umdenken eingesetzt, etwas, was schon Jahre vorher begonnen hat. Luise Rettemann z.B., die schon auf unserem letzten Yogakongress gesprochen hat, hat das eigentlich schon seit zwanzig, dreißig Jahren so in ihrer Klinik in Bielefeld umgesetzt. Aber es war der gängigen Schulmeinung zunächst noch entgegengesetzt. Nach dem 11. September wurden ja viele derjenigen, die Grausames erlebt haben, psychotherapeutisch begleitet. Da gab es eine Menge amerikanischer Psychotherapeuten, die sich bereit erklärt haben, gemeinnützig, kostenlos, diese zu betreuen. In Amerika ist ja dieses ehrenamtliche Engagement etwas sehr viel Alltäglicheres als in Deutschland, wo es ja auch schon viel gibt. Aber dass dort jemand seine beruflichen Fähigkeiten ehrenamtlich zur Verfügung stellt in einem größeren Stil, ist dort etwas sehr Verbreitetes. Und danach hat aber das jemand untersucht und hat dann eigenartigerweise festgestellt, diejenigen, die diese Traumatherapie mitgemacht haben, denen ging es im Durchschnitt erheblich schlechter als denen, die keine Traumatherapie mitgemacht haben. Das ist auch durch die ganzen Zeitschriften gegangen, wurde in berufsständigen Organisationen dort überlegt. Und eines, was man natürlich dann festgestellt hat, eben zum einen, wenn jemand krank ist, eine Therapie, die man für einen Gesunden macht, die hilfreich ist für einen Kranken, ist nicht immer gut für einen Gesunden. Und viele Menschen mit Traumas könnten damit sehr gut allein zurechtkommen ohne Hilfe. Und genauso, angenommen, man hat einen Gesunden und denkt, dem gebe ich auch mal Antibiotika, dann ist das schlecht für den. Aber zum zweiten hat man einiges umgedacht und es gibt einige neue Entwicklungen. Nur eben zu euerer Information.
– Fortsetzung folgt –
16. Teil der Vortragsreihe über Meditation von Sukadev Bretz aus Yoga Vidya Bad Meinberg. Niederschrift von Mitschnitten aus einer Meditation Kursleiter Ausbildung.

Wirkung der Meditation in moderner Forschung – Meditationsstudien

Jetzt, wenn wir Meditation als Übung und als Praxis sehen, dort hat man eben festgestellt, dass die Übung der Meditation etwas ausgesprochen Gutes ist. Es ist etwas ausgesprochen Gesundes und ich habe euch auch auf den Seiten 16 und 17 einiges aufgeführt, was moderne Forschungsergebnisse gezeigt haben, wofür Meditation gut ist. Und da gibt es auch einige Bücher, die dort aufgeführt sind. Auf der Seite 16 sind hauptsächlich Bücher aus den 90er Jahren aufgeführt. Gut, der Vaitl-Petermann ist auch von 2004. Die Zusammenfassung von dem Ulrich Ott ist etwas neueren Datums. Auch die von „Gehirn und Geist“ ist neueren Datums. Ich habe jetzt noch nicht den Artikel in „Psychologie heute“ anschauen können, da wurde mir gesagt, gibt es einige Literatur, die man auch dort nachlesen kann. Gut, und natürlich, ihr könnt einfach ins Internet gehen, „Meditation scientific research“ eingeben und dann findet ihr massenhaft Artikel darüber oder diese eine Internetseite, die ich angegeben habe, www.smmr.de, und da steht eine ganze Menge. Ein paar Dinge, die man festgestellt hat, was Meditation bewirkt. Physiologisch hat man festgestellt, Meditation führt zu einer ausgeprägten Entspannungsreaktion. Die meisten von euch haben ja bei uns die Yogalehrerausbildung gemacht und dort habt ihr gehört über den Stressimpuls, den Flucht-Kampf-Mechanismus und ich vermute, fast jeder, der hier sitzt – auch wenn er woanders oder nirgendwo eine Yogalehrerausbildung gemacht hat – hat schon mal das Wort „Stress“ gehört, vielleicht hat es sogar schon jemand erlebt, obgleich das Wort ausgesprochen inflationär gebraucht wird. Irgendwo vor kurzem war so eine Freundin von Shivakami zu Besuch und sie hat mich gefragt, „Hattest du heute wieder besonderen Stress?“ oder „Bist du gerade in besonderem Stress?“ Das war so eine Psychologin. Da habe ich gesagt, „Nein, ich habe momentan keinen Stress. Ich habe zwar lange Arbeitszeiten und wenig Schlaf, aber ich fühle mich ausgesprochen wohl dabei und momentan ist gerade nichts Bedrohliches, also bin ich auch nicht gestresst.“ Man kann sich allein dadurch stressen, dass man sich ständig etwas als Stress bezeichnet. Und das wird dann denjenigen, die tatsächlich unter Stress stehen, nicht gerecht, wenn man jede außergewöhnliche Belastung gleich als Stress bezeichnet. Was nicht heißt, dass ich nie mehr Stress erlebe. Es gab auch von ein paar Wochen Situationen, wo ich mich hier gestresst gefühlt habe. Also Stressreaktion, kurz zusammengefasst, Ausschüttung von Stresshormonen, Aktivierung des Sympathikus, Erhöhung des Blutdrucks, Erhöhung der Atemfrequenz, Ausschüttung von Schweiß. Wobei, wenn ihr jetzt Schweiß habt, das nicht am Stress vermutlich liegt. Außerdem Reduzierung der Energie im Verdauungssystem, was zu Magengeschwüren führen kann, zu Leberproblemen, Gallenproblemen, was zu Reizdarm führen kann, zu Verstopfung oder Durchfallproblemen, es kann führen zu Kopfweh, zu Nackenverspannung, zu Rückenschmerzen. Es kann dazu führen, dass Menschen auf der psychologischen Ebene ängstlich werden oder ärgerlich werden oder deprimiert werden. Vom Ayurveda würde man sagen, je nachdem, ob Vata, Pitta oder Kapha stärker ist. Vata-Menschen neigen dann zu Ängsten und Pitta-Menschen zu Reizbarkeit und Frust und Ärger und Kapha-Menschen neigen zur Depression oder Niedergeschlagenheit. Gut, auch ein Pitta-Mensch, also jeder der psychischen Beschwerden, landet irgendwann in der depressiven Antriebslosigkeit. Beim Kapha-Mensch halt als erstes, beim Pitta-Mensch muss erst sein Feuer sich ziemlich verbrannt haben. Also, all das kann Stress sein und seine Folgen und man hat messen können in der Meditation, schon zwanzig Minuten Meditation baut Stress ab. Man kann eine Speichelprobe vor der Meditation nehmen und nach der Meditation und die Stresshormone im Speichel bauen sich nachweisbar ab. Und Wissenschaftler sind ja manchmal etwas brutal. Man hat auch schon Blutproben entnommen vor der Meditation und nach der Meditation, man hat Probanden schon vorher Mordsschrecken eingejagt und dann die einen durften dann zwanzig Minuten irgendwas machen und die anderen meditieren zwanzig Minuten. Diejenigen, die irgendwas machen konnten, hatten nach zwanzig Minuten fast noch das gleiche Stressniveau im Blut wie vorher, also vor dem zwanzig Minuten Nichtstun, die zwanzig Minuten meditiert haben, haben das Stressniveau erheblich gesenkt. Und das führt auch dazu, verbesserte Immunreaktionen. Man hat z.B. sogar festgestellt, das war so eine interessante Forschung, wer meditiert, heilt Knochenbrüche schneller. Also etwas so Grobstoffliches, es ist nicht irgendwie, dass Leute sich irgendwas einbilden, sonder jemand, der meditiert, heilt Knochenbrüche schneller. Wer meditiert, hat eine geringere Erkältungsanfälligkeit und wenn er eine Erkältung kriegst, ist sie etwas kürzer als bei anderen. Ist nicht ganz so signifikant wie bei Kopfweh, also Meditation reduziert Kopfwehanfälligkeit ganz erheblich, die Erkältungsanfälligkeit nur wenig, aber doch in kleinem Maße signifikant. Und so könnte ich jetzt noch endlos weiterreden. Blutdruck wird auch gesenkt. Bei Reizdarm hat sich Meditation bewährt, in einer amerikanischen Studie, die ich mal gelesen habe. Bei Asthma hat sich Meditation als hilfreich erwiesen. Fast alle eben stressbedingten Krankheiten können durch Meditation positiv beeinflusst werden. Und Meditation hilft auch, dass die Anfälligkeit für Krankheiten sinkt.
Also nicht nur können Krankheiten geheilt werden, sondern die Anfälligkeit für Krankheiten sinkt durch Meditation. Also eine Menge von Effekten.
– Fortsetzung folgt –
15. Teil der Vortragsreihe über Meditation von Sukadev Bretz aus Yoga Vidya Bad Meinberg. Niederschrift von Mitschnitten aus einer Meditation Kursleiter Ausbildung.

Meditation als Übung

Aber wir wollen jetzt Meditation als Übung etwas enger definieren, damit wir wissen, worüber wir sprechen. Und dort würde man sagen, Meditation als Übung ist, mit geradem Rücken zu sitzen und den Geist in einen meditativen Zustand versetzen. So könnte man Meditation definieren. Jetzt wäre natürlich die Frage, was ist jetzt der meditative Zustand? Und dann können wir auch wieder nur stammeln, denn eine klare Definition ist dort nicht möglich, denn Techniken unterscheiden sich so sehr. Dennoch können wir sagen, Meditation ist der Ausdruck für eine Technik, wo man mit geradem Rücken sitzt und den Geist zur Ruhe bringt oder sich bemüht, den Geist zur Ruhe zu bringen. Aber selbst das stimmt nicht. Den Geist zur Ruhe bringen, stimmt nicht, denn, manche sitzen dort und meditieren und der Geist ist unruhig. Und manche bemühen sich gar nicht, denn es gibt Meditationstechniken, da soll man sich gerade nicht bemühen. Z.B. bei der einfachen Mantrameditation sollte man sich nicht bemühen auf einer Ebene. Natürlich muss man sich trotzdem bemühen, sich eben nicht zu bemühen, sonst fängt man nämlich wieder an, sich zu bemühen. Ihr merkt, wir kommen wieder an Paradoxien und so ist vermutlich mein Gestammel jetzt der Thematik vollkommen angemessen.
– Fortsetzung folgt –
14. Teil der Vortragsreihe über Meditation von Sukadev Bretz aus Yoga Vidya Bad Meinberg. Niederschrift von Mitschnitten aus einer Meditation Kursleiter Ausbildung.

Wie kommen wir in Meditation?

Dann, wie kommen wir in diese Meditation? Und hier gilt eben, wir können es nicht lernen. Es gibt keine Superduper-Technik, mit der man automatisch wie so einen Klick macht und dann landet man in der Meditation. Es heißt, dass große Meister das können, aber es liegt nicht an der Technik, sondern Yogis würden sagen, es liegt an der inneren Reinigung. Swami Vishnu hat auch gerne gesagt, „Was uns abhält, in die Meditation zu fallen, ist das Ego.“ Und manchmal geschieht es, dass das Ego fast von selbst vorübergehend mal Platz macht und dann wird es schön. Wenn wir aber lernen, z.B. durch uneigennütziges Dienen, durch Hingabe an Gott, durch Nichtidentifikation, durch Überwinden von Raga und Dwesha, Mögen und Nichtmögen, wenn wir lernen, das Ego zu überwinden oder durchlässiger zu machen, dünner zu machen, gereinigter zu machen, transparent zu machen, dann kann es irgendwann gelingen, dann kann es immer öfters gelingen, das Ego auch immer dann zur Seite zu schieben oder durch das Ego hindurchzugucken – wenn es transparent genug ist, brauchen wir es noch nicht mal zur Seite zu schicken, wir gucken einfach durch. Denn was dann hinter dem Ego letztlich ist, ist das Selbst, ist das Höhere. Und der Swami Vishnu hat deshalb auch gerne gesagt, es ist wichtig, zu meditieren, aber was den Fortschritt der Meditation betrifft, ist nicht so sehr die reine Meditationstechnik – obgleich es auch wichtig ist, eine Technik zu finden, die einem liegt – sondern was besonders wichtig ist, ist dieses Transparentmachen des Egos. Und als Meditationskursleiter können wir Techniken vermitteln, wir können Tipps geben, wir können auch versuchen, Menschen zu öffnen für diesen spirituellen Aspekt, dafür, dass es gilt, das Ego durchlässig zu machen, aber vor allem kann man zunächst mal Meditationstechniken vermitteln. Und dies ist wie eine zweite Bedeutung des Wortes „Meditation“. Auf der einen Eben ist Meditation ein Meditationszustand, auf der anderen Ebene ist aber Meditation auch, viel einfacher verstanden, einfach eine Praxis, eine Übung. Wir finden ja das gleiche Phänomen auch mit dem Wort „Yoga“. Auf der einen Ebene heißt Yoga, Einheit, Vereinigung, auf der anderen Ebene heißt Yoga jede Technik, die uns hinführt zur Meditation. Z.B. wenn jemand fragt, „Hast du heute schon Yoga gemacht?“, was sagt ihr dann typischerweise? Ja. Wenn jetzt die Frage wäre, „Ja, du hast Yoga gemacht? Du hast Harmonie und Einheit und Gottesbewusstsein gemacht?“ Also, in diesem Kontext ist das widersinnig. Man kann höchstens fragen, „Hast du heute schon Yoga erfahren?“ Dann würde vielleicht nicht jeder sofort „ja“ sagen. Aber die andere Antwort stimmt ja auch. Yoga ist auch jede Praxis. Und dabei ist die Antwort korrekt, wenn man fragt, „Hast du Yoga gemacht?“ und man sagt, „Ja. Ich habe auf dem Kopf gestanden. Ich habe meditiert. Ich habe Mantras gesungen.“ Alles Yoga. Natürlich, die meisten Menschen, wenn sie fragen, „Hast du Yoga gemacht?“, dann denken sie an Hatha Yoga. Ist ja auch ein Yoga. Brauch man ja auch nicht dagegen zu schimpfen oder was, gehört auch zum Yoga. Und ähnlich eben auch mit Meditation. Meditation ist auch der Name für eine Praxis. Und jetzt der Ausdruck „Meditation“ kann auch in vielfältigen Kontexten unterschiedlich verwendet werden. Oft wird Meditation auch benutzt als Ausdruck für Tiefenentspannung. Manchmal wird Meditation auch verwendet als Ausdruck für jede Form von meditativen Gemütszustand. Also in dem Moment, wo wir nicht urteilen, nicht analysieren, nicht vergleichen, nicht reagieren, sondern im Hier und Jetzt, im Moment, achtsam sind, dann ist das in einer Definitionsfrage auch Meditation.
– Fortsetzung folgt –
13. Teil der Vortragsreihe über Meditation von Sukadev Bretz aus Yoga Vidya Bad Meinberg. Niederschrift von Mitschnitten aus einer Meditation Kursleiter Ausbildung.