Dann kommen wir zu Pranayama. Pranayama hat jetzt – man kann sagen – in der Meditation zwei Aspekte. Einer ist der vorbereitende Aspekt und der zweite ist die Atmung während der Meditation. Zum Vorbereiten kann man typischerweise welche Atmung üben? Die habt ihr jetzt meistens hier geübt. Tiefe Bauchatmung. Einatmen, drei bis vier Sekunden lang, ausatmen, drei bis vier Sekunden lang, einatmen, Bauch hinaus, ausatmen, Bauch hinein. Und das ist das, was man mindestens machen kann und ich kann euch auch nur empfehlen, auch für euch selbst, macht das wie eine Routine. Hinsetzen, den Geist sagen, wie lange, tief ein- und ausatmen, ein paar Mal und dann kann man ja auch gleich schon zu Pratyahara weitergehen. Und das braucht nur drei bis fünf Atemzüge zu sein und das hilft, über den Atem, eben auch in die Meditation hineinzugehen. Und wenn man das irgendwie ritualisiert – natürlich, man macht noch vorher etwas und dann setzt man sich hin, dann bittet man und dann atmet man tief ein und aus, das ist dann wie so ein Ritual, mit dem der Geist in die meditative Stimmung hineinkommt. Jetzt zusätzlich zu dieser vorbereitenden Atmung, gibt es auch noch einiges zu sagen, zum Aspekt „Pranayama“. Jetzt in der Meditation kann man auf verschiedene Weisen atmen bzw. man kann die Meditation verbinden mit verschiedenen Meditationstechniken. Die eine ist natürlich, den Atem beobachten und fließen lassen. Also, Atem nicht beeinflussen und man kann sagen, manche Meditationstechniken, da ist praktisch die Atembeobachtung an sich, die ganze Dharana-Technik. Da verschmilzt praktisch Pranayama mit Dharana. Natürlich, es ist manchmal so eine Sache, wenn man sagt, „Beobachte deinen Atem, aber beeinflusse ihn nicht.“ Ist das möglich? Nein. In dem Moment, wo man den Atem beobachtet, verändert der sich. Er wird irgendwie anders. Meistens wird er mindestens langsamer, oft wird er flacher, aber manchmal, wenn man unterbewusst der Meinung ist, er sollte tiefer sein, dann, ohne dass man bewusst den Atem vertiefen will, beobachtet man ihn und er wird tiefer. Aber allgemein, wenn man den Atem beobachtet, wird er langsamer und sehr häufig auch flacher. Und angenommen, man würde jetzt die Achtsamkeit legen auf den Moment zwischen Einatmung und Ausatmung und zwischen Ausatmung und Einatmung, was geschieht mit diesem Moment? Er wird länger. Selbst wenn man sagt, ohne ihn zu beeinflussen. So ist nun mal der Atem und das gehört eben auch zur Technik dazu. Eine nächste Möglichkeit ist auch weiter, tiefer Atem. Z.B. bei der Energiemeditation atmet man weiter tief ein und aus. Also, den größten Teil der Meditation – vielleicht außer den letzten Minuten – atmet man sehr tief mit dem Bauch ein und aus und behält diese tiefe Atmung die ganze Zeit bei. Diese tiefe Atmung hat so den Vorteil, sie bringt die Energie, sie bringt Sauerstoff, sie aktiviert, und deshalb gehört das irgendwo zum Energieatem dazu und ist auch und gerade dann geeignet, wenn Menschen vielleicht eher zur Müdigkeit neigen oder auch zur großen Aktivität des Geistes. Eine nächste Möglichkeit ist das Gegenteil davon, auf gut Sanskrit nennt sich das Kevala Kumbhaka, in vielen Hatha-Yoga-Meditationstechniken, so ein entscheidendes Element. „Kumbhaka“ heißt wörtlich „anhalten“ oder „aufhören“, „Kevala“ heißt „natürlich“. Es gibt auch Sahita Kumbhaka, das heißt, bewusst die Luft anzuhalten. Kevala Kumbhaka gibt es als Übung und Kevala Kumbhaka gibt es auch als etwas, was von selbst geschieht. Und so ist eine tiefe Konzentration, steht diese tiefe Konzentration in Verbindung mit nahezu Aussetzen des Atems. Umgekehrt gilt auch, wenn ihr den Atem beobachtet, wird der Geist ruhig, so wie ein konzentrierter Geist den Atem ruhig macht. Und übrigens, manchmal sagen Teilnehmer, während der Meditation ist ihnen passiert, dass sie gemerkt haben, sie atmen nicht mehr. Und dann haben manche Menschen Angst, sie würden deshalb sterben oder so etwas. Menschen haben manchmal Angst vor den absurdesten Sachen. Und dann müsst ihr nur sagen… Was antwortet man, wenn jemand sagt, er hat aufgehört mit dem Atmen? Offensichtlich mit einem sorgenvollen Gesicht. Da kann man als erstes fragen, „Wie hast du dich denn gefühlt, als du das beobachtet hast?“ und dann sagen die Teilnehmer typischerweise, „Ja, sehr gut und irgendwo sehr ruhig. Aber ist das nicht schädlich?“ Antwort, „Nein, es ist ein sehr gutes Zeichen. Es ist ein Zeichen, dass du in die tiefe Meditation kommst. Lass das geschehen und freue dich. Also, wenn du es bemerkst, sei dankbar und freue dich und meditiere weiter.“ Meistens natürlich, so wie man es bemerkt, verliert man sowieso, weshalb es ja wichtig ist, das Ego zu überwinden, dass man sich eben nicht identifiziert. Dankbarkeit ist noch eine gute Weise, stolz zu sein ist natürlich etwas anderes. Wenn man sagt, „Ja, jetzt habe ich Kevala Kumbhaka erreicht. Jetzt kann ich meditieren.“ In dem Moment ist es ganz sicher verloren. Währenddessen, mit der Dankbarkeit beim Bemerken, dann ist das Ego wieder weg und dann kann man sich wieder reinfallen lassen. Man kann es schon bemerken, sonst würde die Frage nicht öfters auftauchen. Aber natürlich, in dem Moment, wo man es bemerkt, ist man schon aus dem Dhyana-Zustand draußen. Aber dann könnte man sich wieder rein bewegen, indem man dankbar ist. Natürlich, man kommt gänzlich raus, wenn man sich Sorgen macht. Man kommt auch raus, wenn man Stolz entwickelt. Eine nächste Möglichkeit ist, dass wir bewusst Kevala Kumbhaka erzeugen, was man z.B. auch bei der Energiemeditation am Ende machen kann oder was man auch in der kombinierten Mantrameditation machen kann. Und für manche Menschen ist das die einfachste Technik, wie sie in die Meditation kommen. Erst ein paar Mal mit dem Bauch tief ein- und ausatmen, dann die Achtsamkeit auf die Nasendurchgänge richten und dann den Atem verlangsamen und danach kann man entweder in die weitere Meditation hineingehen oder man kann das auch als Dauermeditationstechnik nutzen.
– Fortsetzung folgt –
43 . Teil einer Vortragsreihe Sukadev Bretz über Meditation. Niederschrift von Mitschnitten aus einer Meditation Kursleiter Ausbildung bei Yoga Vidya Bad Meinberg