Warum aktive und konkrete Meditation?

Jetzt könnte man sagen, warum überhaupt aktive und konkrete Meditationstechniken? Denn letztlich kann man sagen, die abstrakte, passive Technik ist ja dem Nirvikalpa Samadhi am nächsten. Wir sitzen da und nehmen das wahr, was nicht bildlich fassbar ist, wörtlich fassbar ist und Gefühle sind. Das wäre eine direkte abstrakte, passive Technik. Mit großer Achtsamkeit ziehen wir unseren Geist weg von allem Konkreten, wir sind im reinen Sein. Warum üben wir nicht alle einfach so? Ihr wisst alle, der Mehrheit der Menschen fällt das nicht leicht, das länger als ein paar Sekunden zu machen. Nichtsdestotrotz, man könnte das auch bewusst steuern, indem man erst mit einer anderen Technik beginnt und wenn man merkt, der Geist ist in einem Bewusstseinszustand, der meditativ ist, dann wollen wir jetzt den Sprung bewusst machen. Und hier können wir auch sagen, entweder es geschehen die Sprünge von selbst oder wir tun etwas, um diese Sprünge zu machen, von verschiedenen Dharana-Zuständen zu Dhyana-Zuständen und Samadhi-Zuständen. Im Yoga ist auch etwas charakteristisch, dass die meisten aktiven Konzentrationsformen, mindestens die ersten drei, dass diese verbunden sind mit Prana-Aktivierendem. Also, wir wiederholen nicht einfach nur irgendeinen Klang wie „Kritschepisch“ oder so was ähnliches oder irgendein Wort wie „Eimer“, sondern wir nehmen eben ein Wort, das mit Prana aufgeladen ist, wie „Om Namah Shivaya“. Wir visualisieren nicht irgendetwas, irgend so ein Grün-Blau-Gemisch, sondern wir visualisieren etwas, was pranaaktiv ist. Wir erzeugen nicht irgendein Gefühl und richten uns nicht nur auf irgendein Gefühl, sondern eher in die Chakras hinein. Und so ist das eine Konzentration, die gleichzeitig verbunden ist mit Prana-Aktivierendem und wenn dieses Prana stärker wird, dann hebt sie den Geist in Dhyana hinein, ohne, dass wir etwas Besonderes tun müssen. Wir können aber auch den Sprung bewusst machen. Mit großer Achtsamkeit rufen wir erst diese aktive Form der Konzentration hervor, einschließlich auch aktiv abstrakt, indem wir über eine Frage nachdenken. Das ist wie, als ob wir Anlauf nehmen auf einem Sprungbrett. Und dann lassen wir plötzlich los. Und dann lassen wir uns hineinfallen in das, was jetzt geschieht. Dann sind wir vielleicht eine Weile im Nichts und dann tauchen wir in den Ozean von Freue hinein. Kann sein, dass wir dann drin bleiben und in Dhyana hineingehen und vielleicht noch weiter, es kann sein, dass wir zwar losgelassen haben, aber nicht im Ozean der Wonne gelandet sind, sondern im Kshipta-Zustand der Zerstreutheit oder im Mudha-Zustand der Trägheit. Dann sammeln wir wieder unsere Gedanken, wir konzentrieren uns, als ob wir einen neuen Anlauf nehmen. Oder es kann auch sein, dass wir ein paar Sekunden im Dhyana drin sind und dann wieder herausgekommen sind und dann nehmen wir einen neuen Anlauf, um wieder hineinzuspringen. Also, es geht entweder von selbst oder wir können es bewusst probieren. In jedem Fall, unabhängig davon, ob wir in Dhyana und Samadhi hineinfallen, ihr erinnert euch an vorgestern Abend, auch wenn wir im Bemühen um Dharana stecken bleiben oder eigentlich nicht stecken bleiben, sondern, das Bemühen von Dharana, von Konzentration entspannt üben, auch das hat gute Wirkungen auf Gesundheit, Prana, Entspannung und Herzensöffnung.
– Fortsetzung folgt in ein paar Tagen-
54 . Teil einer Reihe von Vorträgen über Meditation. Mitschnitte aus einer Meditation Kursleiter Ausbildung bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Mit  Sukadev Bretz über Meditation.

Schritte der Meditation

Was jetzt auch hilfreich ist, dass man sich bewusst wird, die Schritte von Dharana zu Dhyana und zu Samadhi und letztlich von Samadhi zu Nirvikalpa Samadhi, sind eigentlich immer Schritte von der aktiven Meditation zur passiven und letztlich von der konkret passiven zur abstrakt passiven. Also angenommen, man wiederholt ein Mantra und man bemüht sich mit großer Intensität der Konzentration, diesen Klang aufrechtzuerhalten. Das ist dann Dharana, eine Möglichkeit von Dharana. Wenn man plötzlich das Mantra nur noch hört und nicht mehr aktiv das Mantra wiederholt, dann ist das Mantra zwar weiter da, aber wir erzeugen es nicht, ist es ein passiver Zustand – also nicht passiv im Sinne von faul, es ist mit großer Achtsamkeit und Bewusstheit, aber wir bemühen uns nicht, etwas dort aufrechtzuerhalten. Es kann sogar sein, dass das Mantra wegfällt und wir sind eben Gewahrsamkeit. Und wenn das Mantra ganz wegfällt, dann sind wir vom Auditiven weg und dann ist plötzlich nur noch Bewusstheit da. Und wenn das natürlich sehr weit wird, dann sind wir in Nirvikalpa Samadhi. Ähnlich auch, angenommen, wir visualisieren eine Kerzenflamme, Tratak. Erst schauen wir die Kerzenflamme an, dann schließen wir die Augen, wir rufen sie innerlich hervor, das ist dann aktiv. Und dann, mit großer Achtsamkeit, schauen wir, was vielleicht von selbst dort da ist und vielleicht sind wir dann ganz absorbiert in diesem Farbenspiel, welches da ist. Passiv, und damit sind wir in Dhyana. Wir verschmelzen mit diesem Licht oder Farbenspiel, dann sind wir in Sarvikalpa Samadhi. Alles Licht und Spürbewusstsein verschwindet und auch das Ego verschwindet, dann sind wir in Nirvikalpa Samadhi.
– Fortsetzung folgt in ein paar Tagen-
53 . Teil einer Reihe von Vorträgen über Meditation. Mitschnitte aus einer Meditation Kursleiter Ausbildung bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Mit  Sukadev Bretz über Meditation.

Abstrakte Meditation

Und dann gibt es abstrakte Meditationstechniken, die – könnte man sagen – haben etwas Auditives, aber es ist nicht einfach nur mit dem Klang arbeiten. Man fragt z.B., „Wer bin ich?“ oder, es gibt einen Schriftvers, „Satchidananda Swarupoham – Meine wahre Natur ist Sein, Wissen und Glückseligkeit.“ und darüber meditiert man. Mit diesem Klassifikationsschema könnte man alle Meditationstechniken irgendwo einsortieren.
– Fortsetzung folgt in ein paar Tagen-
52 . Teil einer Reihe von Vorträgen über Meditation. Mitschnitte aus einer Meditation Kursleiter Ausbildung bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Mit  Sukadev Bretz über Meditation.

Mischformen der Meditation

Mischformen sind im Yoga relativ häufig, eben auch deshalb, weil man ja, gerade wenn man einen Kurs gibt, will, dass alle etwas damit anfangen können. Wie ihr eben gesehen habt, die Hälfte funktioniert eben nicht über visuell. Die Hälfte funktioniert eben auch nicht über auditiv. Und die Hälfte kann mit rein gefühlsmäßigen Dingen auch nichts anfangen. So müssen also – wenn man in einem Meditationskurs etwas ansagt – irgendwo alle drei Elemente dabei sein, selbst wenn dann mal ein Element überwiegt. Das ist z.B. durchaus auch bei der einfachen Mantrameditation da. Also zum einen, man wiederholt ein Mantra, das ist auditiv. Dann beobachtet man, was man spürt, irgendwo der kinnästhetische Sinn. Oder was man auch sieht, was von selbst sich an Bildern auftut. Also alle drei sind irgendwo zusammen.
– Fortsetzung folgt in ein paar Tagen-
51 . Teil einer Reihe von Vorträgen über Meditation. Mitschnitte aus einer Meditation Kursleiter Ausbildung bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Mit  Sukadev Bretz über Meditation.

Kinesthetische Meditationstechniken

Dann natürlich kinnästhetisch. Kinnästhetisch ist relativ häufig eher passiv. Man wird sich bewusst, was spürt man im Herzen, was spürt man im dritten Auge. Man richtet die Achtsamkeit in bestimmte Teile. Es ist aber auch möglich, dass man ein bestimmtes Gefühl bewusst hervorruft. Durchaus vielleicht auch mit einer Affirmation, vielleicht hineinatmen, ausstrahlen. Also, man erzeugt ein gewisses Gefühl.
– Fortsetzung folgt in ein paar Tagen-
50 . Teil einer Reihe von Vorträgen über Meditation. Mitschnitte aus einer Meditation Kursleiter Ausbildung bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Mit  Sukadev Bretz über Meditation.

Auditive Meditationstechniken

Auditiv – man ruft etwas Konkretes hervor, z.B. ein Mantra oder man wiederholt ein Gebet. Passiv wäre, man hört einem Klang zu, den man hört. Man wird sich bewusst, welche Anahata-Klänge vielleicht da sind. Oder man hört so dem inneren Radio zu. Ist ja auch manchmal faszinierend, man hockt da und man braucht eigentlich gar keinen CD-Spieler oder so was. Man hat das volle Unterhaltungsprogramm. Manche als Radio, manche als Stummfilm und relativ häufig so als volles Kino.
– Fortsetzung folgt –
49 . Teil einer Vortragsreihe Sukadev Bretz über Meditation. Niederschrift von Mitschnitten aus einer Meditation Kursleiter Ausbildung bei Yoga Vidya Bad Meinberg.

Visuelle Meditationstechniken

Es gibt aktiv visuelle Meditationen, z.B. man visualisiert etwas ganz Konkretes. Also, die so genannten Phantasiereisen gehören dazu, manche Formen von Tratak gehören dazu und eben auch, man visualisiert „Om“. Also verschiedene Formen von Visualisierung. Passiv wäre, man beobachtet, was man sieht, während man kein Bild hervorruft. Man kann die Augen schließen und beobachtet, was dort im inneren Kino abläuft oder welche Bilder z.B. im dritten Auge sichtbar werden.
– Fortsetzung folgt –
48 . Teil einer Vortragsreihe Sukadev Bretz über Meditation. Niederschrift von Mitschnitten aus einer Meditation Kursleiter Ausbildung bei Yoga Vidya Bad Meinberg.

Dharana, die sechste Stufe des Ashtanga Yoga

Wenn man das gemacht hat, dann ist unser Geist in einem Pratyahara-Zustand, dann können wir jetzt in Dharana gehen. Dharana ist die sechste Stufe bzw. der sechste Teil des Ashtanga Yoga und daher für die Meditation. Und Dharana sind dann die verschiedenen Meditationstechniken, die wir verwenden können. Da gibt es jetzt verschiedene Klassifikationsmöglichkeiten, wie man die Meditationen irgendwo einordnet. Ich folge dort gerne einem bestimmten Schema, das nicht nur für die Yoga Meditationstechniken passt. Man kann Meditationen nennen, sie sind aktiv und passiv. Wobei aktiv nicht heißt, man bewegt sich, sondern aktiv heißt, wir erzeugen bewusst bestimmte Gedanken. Passiv heißt, wir beobachten bestimmte Gedanken, die schon da sind. Passiv wird auch oft als Achtsamkeits- oder Sakshi-Meditationstechniken bezeichnet und die aktiven Meditationstechniken werden im Buddhismus, ich glaube, als Samapatti-Techniken bezeichnet. Es gibt ja Vippasana und ich glaube, das andere ist Samapatti. Man versucht, selbst etwas zu erzeugen und so finden wir das eben auch im Yoga.
Meditation visuell, auditiv, kinesthetisch
Wir können dann sagen, es gibt zum einen Meditationen, die über die drei Hauptaspekte unserer Gedanken gehen. Es gibt visuelle Techniken, es gibt auditive Techniken und dann gibt es die so genannten kinnästhetischen Techniken. Und dann gibt es natürlich Mischformen und schließlich gibt es noch abstrakt. Die meisten Menschen denken entweder in Bildern, in Worten oder in Gefühlen. Eigentlich ist das nicht ganz korrekt. Man könnte sagen, alle oder mindestens fast alle Menschen, wenn sie denken, hat der Gedanke alle drei Komponenten und bei vielen überwiegt einer. Manche Menschen denken hauptsächlich in Bildern, manche denken hauptsächlich in Worten, und Klänge sind besonders wichtig, und manche Menschen fühlen vor allem. Das ergibt sich ja auch aus der Ausdrucksweise. Der eine sagt, „Ich sehe das so. Kannst du denn das nicht einsehen? Sei doch mal einsichtig!“ Und der andere sagt, „Ich verstehe das aber anders.“ Und der nächste sagt, „Ich fühle, das kann nicht so sein.“ oder „Ich spüre, das ist so.“ Das ist manchmal etwas gefährlich. Die Spürer meinen meistens, zu spüren, was der andere fühlt. Aber auch der, der was einsieht, kann manchmal einer optischen Täuschung unterliegen und wer etwas versteht, der versteht vielleicht etwas anderes, als tatsächlich gedacht wurde. Eine gewisse innere Skepsis gegenüber dem eigenen Geist, ist durchaus angebracht. Ich kann ja jetzt gerade mal fragen, wer von euch sieht sich eher als visuellen Typ? Wer von euch versteht sich so, dass er eher ein auditiver Mensch ist? Und wer spürt, dass er eher ein kinnästhetisch orientierter Mensch ist? Wer sieht ein und versteht, dass er eher ein Mischtyp ist? Jetzt schauen wir mal, was heißt das für die Meditation?
– Fortsetzung folgt –
47 . Teil einer Vortragsreihe Sukadev Bretz über Meditation. Niederschrift von Mitschnitten aus einer Meditation Kursleiter Ausbildung bei Yoga Vidya Bad Meinberg.

Visualisierung als Pratyahara Technik für die Meditation

Wir können visualisieren. Sei es, dass wir uns vorstellen, Licht strömt in uns hinein oder, in Indien ist das sehr üblich, dass man zu Anfang der Meditation sich irgendwie vorstellt, dass man in der Nähe von göttlicher Gegenwart ist. Die meisten von euch kennen ja z.B. die Dhyana-Shlokas. Dhyana heißt Meditation und diese Dhyana-Shlokas sind ja Visualisierungen von einem Aspekt Gottes. Auf einer Ebene sind die etwas, um unser Herz zu öffnen. Die Kraft des Mantra wirkt. Auf einer anderen Ebene geben sie aber auch etwas ganz Konkretes. Z.B. „Ya Kundendu“. Wenn man dort die Bedeutung lesen würde, dann steht da, „Ich meditiere über Swaraswati, die auf einem weißen Lotus sitzt, umgeben von Brahma, Vishnu und Shiva. Sie träge eine Girlande aus weißen Blüten, rein wie der Schnee und der Mond. Sie trägt ein weißes Gewand, spielt die Vina. Möge sie mich segnen. Möge sie mich zu einem Zustand jenseits von Trägheit bringen. Möge sie mir Schutz gewähren.“ Und das heißt dann tatsächlich, man kann sich vorstellen, „Vor mir sitzt die Saraswati und sie sitzt auf einem Lotus. Und sie hat eine Hand gehoben und aus ihrer Hand strömt Segen.“ Viele von euch meditieren besonders gut hier. Wenn ihr also zu Hause seid, könnt ihr euch auch vorstellen, dass ihr in eurer Vorstellung in den Sivananda-Saal geht, euch verneigt, die Bilder anschaut, dann euch hinsetzt und die Augen schließt. Manche hatten schon großartige Meditationen irgendwo an einem Meer oder auf einem Berg oder in einem Tempel oder in einer Kirche oder irgendwo sonst. Also, es kann ein realer Ort sein, wo ihr schon mal wart, den man sich in Erinnerung ruft, es kann ein Ort sein, den man sich vorstellt, es kann ein Ort sein, der in Verbindung steht mit einem Aspekt Gottes und der dann auch irgendwo durch das kollektive Unterbewusstsein schon aufgeladen ist, weil viele Menschen damit meditiert haben oder man kann sich vorstellen, man ist in der Gegenwart seines Meisters. Ich mache das relativ häufig, wenn ich mich hinsetze zur Meditation. Ich stelle mir vor, ich bin bei Swami Vishnu in seinem Haus in Kanada. Ich gehe die Treppe nach oben zu seinem Meditationsraum. Swami Vishnu sagt, „Om Namah Shivaya“. Ich öffne die Tür, ich verneige mich. Er schaut mir in die Augen hinein. Dann schließe ich die Augen und dann brauche ich nicht mehr viel zu tun, dann meditiere ich. Oder ein anderer Ort, wo ich sehr gerne immer meditiere, ist im Sivananda-Ashram in Rishikesh, da ist das Gurudev Kutir, wo Swami Sivananda selbst gelebt hat. Da kann ich mir dann auch vorstellen, ich gehe in dieses Gurudev Kutir, da gibt es ein großes Bild, wo Swami Sivananda dort überlebensgroß abgebildet ist. Ich verneige mich dann davor, dann gehe ich in den Raum, da gibt es ein Bett von ihm. Für viele klingt das jetzt vielleicht etwas absurd, aber ich stelle mir vor, er sitzt dort auf diesem Bett und ich lege meinen Kopf auf seine Füße und dann setze ich mich hin zur Meditation und er legt seine Hand auf meinen Kopf und dann schließe ich die Augen und meditiere. Also, eine solche Visualisierung ist für viele Menschen hilfreich, das gehört zu den Pratyahara-Techniken. Und so könnt ihr euch das selbst vorstellen oder, wenn ihr Teilnehmer anleitet, werdet ihr vermutlich eine etwas neutralere Anleitung geben, sei es einfach, „Stell dir vor, dass Licht in dich hineinfließt.“, oder „Werde dir bewusst, du bist an einem besonders heiligen Ort.“, das mache ich ja auch öfters hier, wenn wir hier abends meditieren. Hier braucht man sich eigentlich nichts Großartiges zu visualisieren, hier ist man an einem heiligen Ort. Oder man kann eben sagen, „Überlege, gibt es irgendwie einen Ort, der für dich besonders heilig ist. Entweder, den du kennst oder, den du dir vorstellst.“ Mit der Vorstellung schaffen wir letztlich Wirklichkeit. Im Yoga heißt es ja sogar, es ist sowieso alles nur Vorstellung. Das ist jetzt im Vedanta. Das, was wir uns vorstellen, ist in dem Moment wirklich. Von der Hirnphysiologie wissen wir das, oder ist das bekannt, die Vorstellung, an einem Ort zu sein, gibt die gleichen Hirnwellen und Hirnaktivierungen, wie wenn man tatsächlich da ist. Gut, durch den Körper gehen, ist im Buddhismus eine verbreitete Form von Pratyaharatechnik, auch in der Sakshi-Bav-Technik im Yoga, ist das auch eine verbreitete Technik. Man geht von unten nach oben oder in irgendeiner anderen Reihenfolge so hindurch und dies bewirkt, dass das gegenständliche Denken wegkommt, dass das etwas erreichen wollende Denken wegkommt, man kommt in das annehmende Denken der Gegenwart.
– Fortsetzung folgt –
46 . Teil einer Vortragsreihe Sukadev Bretz über Meditation. Niederschrift von Mitschnitten aus einer Meditation Kursleiter Ausbildung bei Yoga Vidya Bad Meinberg.

Pratyahara

PratyaharaPratyahara ist der Rückzug der Sinne. Pratyahara heißt, deinen Geist nach innen zu richten. Pratyahara ist auch eine Fähigkeit: Pratyahara ist die Fähigkeit, sich von den Sinnen zu lösen und den Geist nach innen zu richten. In einem weiteren Sinn ist Pratyahara auch die Fähigkeit, seinen Geist auf etwas zu konzentrieren und dabei nicht abgelenkt zu werden von äußeren Sinneseindrücken.

Formen von Pratyahara

Pratyahara gibt es in mehreren Ausprägungen:

  • In der Meditation heißt Pratyahara, nicht abgelenkt zu werden von äußeren Sinneseindrücken. Wenn es dir nichts ausmacht, wenn es während der Meditation wärmer oder kälter wird, wenn es Geräusche gibt, wenn Gerüche kommen, dann hast du ein gutes Pratyahara in der Meditation
  • Für die Meditation hat Pratyahara auch noch eine andere Bedeutung: Die Techniken, die du nach dem Einnehmen der Sitzhaltung (Asana), tiefer Atmung (Pranayama) machst, um den Geist in eine meditative Stimmung zu versetzen und den Alltag zu vergessen, heißen Pratyahara. Pratyahara Techniken können sein: Gebet, Affirmation, Visualisierung, durch den Körper gehen (Bodyscan), Einstellung eines Beobachters (Achtsamkeit, Vipassana), Rezitation von inspirierenden Versen oder diverse Entspannungstechniken. Jeder der meditiert, sollte verschiedene Pratyahara Techniken ausprobieren, die er zu Beginn der Meditation einsetzt. Wenn du Pratyahara gut einsetzt, kommst du in einen meditativen Zustand. Dann geschieht danach Dharana, die Konzentration, relativ einfach. Viele Menschen machen den Fehler, gleich mit ihrer Hauptmeditationstechnik zu beginnen, nachdem sie sich hingesetzt haben, und überspringen Pranayama und Pratyahara. Empfehlenswert ist dieser Vierer-Schritt: Setze dich ruhig hin. Dann atme ein paar Mal tief ein und aus. Dann übe eine Pratyahara Technik, bis dein Geist in meditative Stimmung gelangt ist. Dann erst gehe in Dharana, nutze die Hauptmeditationstechnik.
  • Im Alltag heißt Pratyahara die Fähigkeit, nicht von äußeren Sinneseindrücken abgelenkt zu werden. Wenn du in der Lage bist ein Buch zu lesen, ohne von anderem abgelenkt zu werden, oder wenn du bei deiner Arbeit dich von allem anderen lösen kannst, hast du Pratyahara im Alltag. Jeder Mensch hat ein gewisses Pratyahara, insbesondere bei dem , was ihn interessiert. Wenn du dich auf alles oder fast alles konzentrieren kannst, ohne abgelenkt zu werden, insbesondere dann, wenn du das willst, hast du ein sehr starkes Pratyahara
  • Es gibt auch Übungen im Pratyahara: Auf gewisse Weise kann man sagen, dass Tiefenentspannung, Shavasana, Yoga Nidra, eine Form von Pratyahara Praxis ist. Verschiedene Achtsamkeitstechniken kann man auch als Pratyahara Techniken bezeichnen

Warum Pratyahara?

Pratyahara vor der MeditationPratyahara ist eine Fähigkeit des Geistes. Wer Pratyahara beherrscht, kann auch Konzentration (Dharana) üben. Wer Pratyahara beherrscht, kann sich lösen von äußeren Reiz-Reaktions-Ketten. Gutes Pratyahara fördert die Fähigkeit zur Gelassenheit. Durch Pratyahara kannst du Freude erfahren, wann immer du willst. Letztlich ist es würdelos, sein Glück von dem abhängig zu machen, was nicht unter deiner Kontrolle ist. Das ist die große Aussage der Stoiker. Wenn du Pratyahara beherrschst, kannst du deinen Geist von allem Störenden abziehen – und deinen Geist auf das richten, was wirklich wichtig ist.

Wer Pratyahara übt, kann erfolgreich sein: Es sind die Menschen, die sich ganz auf eine Sache konzentrieren können, die Erfolg haben. Wer seine Umwelt vergessen kann, wenn er etwas erreichen will, bekommt Zugang zur Intuition und Zugang zur inneren Kraft.

Letztlich ist Pratyahara Vorbedingung, um die Höchsten Bewusstseinsebenen, Samadhi, zu erreichen.

Video über Yoga Mudrasana

Hier ein Video über eine fortgeschrittene Hatha Yoga Praxis, die auch als Pratyahara Übung gilt, als Technik, um den Geist nach innen zu richten:

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Vortrag von Sukadev über Pratyahara

In diesem Teil des Meditation-Tipps-Blogs werden ja Vorträge von Sukadev veröffentlicht. Sukadev hat im Rahmen einer Meditationskursleiter Ausbildung über die verschiedenen Aspekte der Meditation gesprochen. Diese Vorträge wurden aufgezeichnet und dann niedergeschrieben. Hier also die unbearbeitete Niederschrift eines Vortrags von Sukadev zum Thema Pratyahara:

Dann folgt als nächstes Pratyahara, die fünfte Stufe des Ashtanga-Yoga. Und jetzt auf die Meditation angewandt ist Pratyahara etwas, was man tut, um den Geist vom gegenständlichen, vergleichenden, analysierenden, nach außen richtenden, egoistisch orientierten, ich-zentrierten Normalbewusstseinszustand – oder vielleicht nicht Normalbewusstseinszustand, aber diesen Zustand – in einen ausgedehnten, verbindenden, liebevollen, erhebenden, offenen, weiten Gemütszustand zu bringen. Dazu hilft natürlich schon Yama, Niyama, Asana und Pranayama, aber wir können auch dafür etwas bewusst tun. Zu Pratyahara gehört z.B. Affirmation oder auch bewusst werden, „Warum meditieren ich überhaupt?“. Zu Pratyahara würde auch Gebet gehören, Gedanken des Wohlwollens oder Segenswünsche, dazu können verschiedene Visualisierungen gehören, dazu kann gehören, durch den Körper durchgehen und es gibt noch andere Techniken in verschiedenen Traditionen. Es ist also letztlich das, was wir machen, ehe wir in die eigentliche Meditationstechnik gehen. Und manche Meditationstechniken sind natürlich so, dass das Pratyahara praktisch auch zum Dharana wird, aber manchmal ist das Pratyahara erst und das Dharana ist dann eine andere Technik. Also, wir können eine Affirmation wiederholen, wie z.B. „Ich entwickle Geduld.“ oder „Ich will mein Herz öffnen.“ Wir können es als Gebet formulieren, „Möge mein Herz sich öffnen. Ich bitte darum, Gottesnähe zu erfahren. Lieber Gott, bitte lass mich dich spüren. Bitte wirke durch mich hindurch.“ Wir können natürlich auch sagen, „Ich verbinde mich mit kosmischer Energie. Ich bitte um geistige Führung.“, was auch immer einem geeignet erscheint dafür. Man kann aber auch sagen, warum. „Ich meditiere, um meinen Geist zur Ruhe zu bringen.“ oder „Ich will meditieren, um mich vorzubereiten auf die Erfahrung des Überbewusstseins.“ Nicht jetzt im Sinne von, „Ich muss jetzt heute Samadhi erreichen.“, obgleich auch das möglich sein könnte. Patanjali sagt ja im Yoga Sutra, „Die Verwirklichung kommt schnell, wenn der Wunsch danach intensiv ist.“ Danach, im 4. Kapitel, sagt er dann, „Dharma-Megha-Samadhi kommt, wenn der Wunsch danach aufgegeben wird.“ Also, nicht nur normaler Samadhi, nicht nur Megha-Samadhi, sondern Dharma-Megha-Samadhi. Und das heißt, als erstes muss der Wunsch stark sein, der hebt uns aus Kshipta, Mudha. Darüber werden wir ein anderes Mal sprechen, morgen insbesondere, wenn wir über die Reinigungs- und Hinderniserfahrungen sprechen, morgen oder übermorgen. Pratyahara hilft, darüber hinaus zu kommen und über auch von Dharana zu kommen, vielleicht sogar bis Dhyana, danach muss aber Losgelassenheit kommen und dann fällt man in Samadhi. Aber zunächst mal kann dieser Wunsch sein und die Bewusstheit, „Warum meditiere ich überhaupt?“ einem helfen. Und manchmal, wenn Menschen irgendwie merken, in der Meditation kommen sie nicht voran, hilft es, noch mal ein Buch zu lesen über Meditation, das inspiriert nämlich. Dann weiß man wieder, „Warum hocke ich mich da eigentlich jeden Morgen hin.“ Und wenn dann diese Motivation da ist, dann geht es wieder leichter. Oder eben Gedanken des Wohlwollens, „Mögen alles Wesen glücklich sein. Mögen alle Wesen Frieden erfahren.“ oder auch, „Möge meine Meditation die Schwingung des Friedens auf der Erde ein klein wenig verstärken.“ Wir gehen ja im Yoga davon aus – oder wir bilden uns das ein, je nachdem, von welchem Standpunkt – dass Gedanken des Friedens nicht nur für uns selbst gut sind, sondern Gedanken des Friedens auch die Gedankenatmosphäre, die Akashawelt, mit positiv beeinflussen. Und unsere optimistische Einbildung oder Vorstellung, meine feste Überzeugung ist, dass, wenn ausreichend Menschen friedvolle Gedanken in die Atmosphäre schicken, dass dies ein Energiefeld, ein Gedankenfeld, ein morphogenetisches Muster von Frieden aussendet, dass das alle Menschen beeinflusst, einschließlich der Politiker, der Wirtschaftsbosse und allen möglichen anderen und die, bewusst oder unbewusst, zu friedvolleren Menschen werden. Und unabhängig davon, ob es dem wirklich so ist, die Vorstellung hilft, uns in einen meditativen Gemütszustand hineinzubringen.
– Fortsetzung folgt –
45 . Teil einer Vortragsreihe Sukadev Bretz über Meditation. Niederschrift von Mitschnitten aus einer Meditation Kursleiter Ausbildung bei Yoga Vidya Bad Meinberg.

Kundalini Yoga Atemtechniken für die Meditation

Zusätzlich gibt es natürlich im Kundalini Yoga eine Reihe von speziellen Atemtechniken, heute Morgen habt ihr ja auch die Nadi-Harmonisierungsübung geübt, wo man das noch dazu verbindet – also das Beobachten des Atems, mal links und mal rechts und mal beide ein und aus. Die Technik findet ihr übrigens auch in unserem Yoga Blog angegeben, wenn ihr Meditationstechniken noch weiter üben wollt, da sind ja sehr viele, da müsst ihr nur auf www.blog.yoga-vidya.de gehen und dann gibt es links so ein Menü und da findet ihr irgendwo „Meditationstechniken“ und da sind inzwischen 16 oder 17 verschiedene Meditationstechniken-Ansagen, mit denen man auch meditieren kann und dazu gehört auch diese Nadi-Harmonisierungsübung dazu. Im Kundalini Yoga gibt es noch eine Reihe von anderen Atemtechniken, eine nennt sich „Sukha Pranayama“, die besteht daraus, einatmen, anhalten und ausatmen, in einem angenehmen Rhythmus. Für diejenigen, die gut auf Pranayamatechniken ansprechen und denen es schwer fällt, ihren Geist konzentriert in der Meditation zu halten, ist so etwas oft ein großer Schlüssel und in der zweiten Woche werden wir das auch mal ausprobieren, das zu kombinieren. Man atmet ein solange wie angenehm, hält die Luft an solange wie angenehm und atmet aus solange wie angenehm. Das kann man mit einem Mantra verbinden, das kann man mit Energiemeditation verbinden oder auch mit anderen Konzentrationstechniken. Im Kundalini Yoga gibt es dann auch noch das Ujjayi-Pranayama, was man integrieren kann. Werden wir vielleicht auch in der zweiten Woche mal üben. Beides ist auch in diesen Meditationsanleitungen unter der angegebenen Internetadresse, www.blog.yoga-vidya.de, als Ansage dabei. Ein Buch mit diesen Techniken gibt es jetzt nicht. Bisher mindestens nicht. Aber im Internet gibt es das auch oder eben, regelmäßig hierher kommen, dann hörst du es oft genug. Eine weitere Technik, wie man den Atem verbinden kann, wäre auch tiefer, vollständiger Yogaatem. Es gibt noch einige andere Sachen, die man gerade in Kundalini-Yoga-Meditationstechniken oder Hatha-Yoga-Meditationstechniken übt. Natürlich gibt es noch eine nächste Weise, was man macht, während der Meditation mit dem Atem. Was kann man nämlich auch machen? Ganz banal. Man kann ihn auch einfach nicht beachten. Also, wir müssen uns nicht auf den Atem konzentrieren, wir müssen ihn auch nicht beeinflussen, aber der Atem ist ein machtvolles Mittel, denn laut Hatha- und Kundalini-Yoga steht Atem in Verbindung mit unserem Gemütszustand und über Beeinflussung oder Beobachtung des Atems, können wir unseren Gemütszustand in eine meditative oder aufgeweckte oder wache oder konzentrierte Stimmung bringen.
– Fortsetzung folgt –
44 . Teil einer Vortragsreihe Sukadev Bretz über Meditation. Niederschrift von Mitschnitten aus einer Meditation Kursleiter Ausbildung bei Yoga Vidya Bad Meinberg.

Pranayama – die Atmung für die Meditation

Dann kommen wir zu Pranayama. Pranayama hat jetzt – man kann sagen – in der Meditation zwei Aspekte. Einer ist der vorbereitende Aspekt und der zweite ist die Atmung während der Meditation. Zum Vorbereiten kann man typischerweise welche Atmung üben? Die habt ihr jetzt meistens hier geübt. Tiefe Bauchatmung. Einatmen, drei bis vier Sekunden lang, ausatmen, drei bis vier Sekunden lang, einatmen, Bauch hinaus, ausatmen, Bauch hinein. Und das ist das, was man mindestens machen kann und ich kann euch auch nur empfehlen, auch für euch selbst, macht das wie eine Routine. Hinsetzen, den Geist sagen, wie lange, tief ein- und ausatmen, ein paar Mal und dann kann man ja auch gleich schon zu Pratyahara weitergehen. Und das braucht nur drei bis fünf Atemzüge zu sein und das hilft, über den Atem, eben auch in die Meditation hineinzugehen. Und wenn man das irgendwie ritualisiert – natürlich, man macht noch vorher etwas und dann setzt man sich hin, dann bittet man und dann atmet man tief ein und aus, das ist dann wie so ein Ritual, mit dem der Geist in die meditative Stimmung hineinkommt. Jetzt zusätzlich zu dieser vorbereitenden Atmung, gibt es auch noch einiges zu sagen, zum Aspekt „Pranayama“. Jetzt in der Meditation kann man auf verschiedene Weisen atmen bzw. man kann die Meditation verbinden mit verschiedenen Meditationstechniken. Die eine ist natürlich, den Atem beobachten und fließen lassen. Also, Atem nicht beeinflussen und man kann sagen, manche Meditationstechniken, da ist praktisch die Atembeobachtung an sich, die ganze Dharana-Technik. Da verschmilzt praktisch Pranayama mit Dharana. Natürlich, es ist manchmal so eine Sache, wenn man sagt, „Beobachte deinen Atem, aber beeinflusse ihn nicht.“ Ist das möglich? Nein. In dem Moment, wo man den Atem beobachtet, verändert der sich. Er wird irgendwie anders. Meistens wird er mindestens langsamer, oft wird er flacher, aber manchmal, wenn man unterbewusst der Meinung ist, er sollte tiefer sein, dann, ohne dass man bewusst den Atem vertiefen will, beobachtet man ihn und er wird tiefer. Aber allgemein, wenn man den Atem beobachtet, wird er langsamer und sehr häufig auch flacher. Und angenommen, man würde jetzt die Achtsamkeit legen auf den Moment zwischen Einatmung und Ausatmung und zwischen Ausatmung und Einatmung, was geschieht mit diesem Moment? Er wird länger. Selbst wenn man sagt, ohne ihn zu beeinflussen. So ist nun mal der Atem und das gehört eben auch zur Technik dazu. Eine nächste Möglichkeit ist auch weiter, tiefer Atem. Z.B. bei der Energiemeditation atmet man weiter tief ein und aus. Also, den größten Teil der Meditation – vielleicht außer den letzten Minuten – atmet man sehr tief mit dem Bauch ein und aus und behält diese tiefe Atmung die ganze Zeit bei. Diese tiefe Atmung hat so den Vorteil, sie bringt die Energie, sie bringt Sauerstoff, sie aktiviert, und deshalb gehört das irgendwo zum Energieatem dazu und ist auch und gerade dann geeignet, wenn Menschen vielleicht eher zur Müdigkeit neigen oder auch zur großen Aktivität des Geistes. Eine nächste Möglichkeit ist das Gegenteil davon, auf gut Sanskrit nennt sich das Kevala Kumbhaka, in vielen Hatha-Yoga-Meditationstechniken, so ein entscheidendes Element. „Kumbhaka“ heißt wörtlich „anhalten“ oder „aufhören“, „Kevala“ heißt „natürlich“. Es gibt auch Sahita Kumbhaka, das heißt, bewusst die Luft anzuhalten. Kevala Kumbhaka gibt es als Übung und Kevala Kumbhaka gibt es auch als etwas, was von selbst geschieht. Und so ist eine tiefe Konzentration, steht diese tiefe Konzentration in Verbindung mit nahezu Aussetzen des Atems. Umgekehrt gilt auch, wenn ihr den Atem beobachtet, wird der Geist ruhig, so wie ein konzentrierter Geist den Atem ruhig macht. Und übrigens, manchmal sagen Teilnehmer, während der Meditation ist ihnen passiert, dass sie gemerkt haben, sie atmen nicht mehr. Und dann haben manche Menschen Angst, sie würden deshalb sterben oder so etwas. Menschen haben manchmal Angst vor den absurdesten Sachen. Und dann müsst ihr nur sagen… Was antwortet man, wenn jemand sagt, er hat aufgehört mit dem Atmen? Offensichtlich mit einem sorgenvollen Gesicht. Da kann man als erstes fragen, „Wie hast du dich denn gefühlt, als du das beobachtet hast?“ und dann sagen die Teilnehmer typischerweise, „Ja, sehr gut und irgendwo sehr ruhig. Aber ist das nicht schädlich?“ Antwort, „Nein, es ist ein sehr gutes Zeichen. Es ist ein Zeichen, dass du in die tiefe Meditation kommst. Lass das geschehen und freue dich. Also, wenn du es bemerkst, sei dankbar und freue dich und meditiere weiter.“ Meistens natürlich, so wie man es bemerkt, verliert man sowieso, weshalb es ja wichtig ist, das Ego zu überwinden, dass man sich eben nicht identifiziert. Dankbarkeit ist noch eine gute Weise, stolz zu sein ist natürlich etwas anderes. Wenn man sagt, „Ja, jetzt habe ich Kevala Kumbhaka erreicht. Jetzt kann ich meditieren.“ In dem Moment ist es ganz sicher verloren. Währenddessen, mit der Dankbarkeit beim Bemerken, dann ist das Ego wieder weg und dann kann man sich wieder reinfallen lassen. Man kann es schon bemerken, sonst würde die Frage nicht öfters auftauchen. Aber natürlich, in dem Moment, wo man es bemerkt, ist man schon aus dem Dhyana-Zustand draußen. Aber dann könnte man sich wieder rein bewegen, indem man dankbar ist. Natürlich, man kommt gänzlich raus, wenn man sich Sorgen macht. Man kommt auch raus, wenn man Stolz entwickelt. Eine nächste Möglichkeit ist, dass wir bewusst Kevala Kumbhaka erzeugen, was man z.B. auch bei der Energiemeditation am Ende machen kann oder was man auch in der kombinierten Mantrameditation machen kann. Und für manche Menschen ist das die einfachste Technik, wie sie in die Meditation kommen. Erst ein paar Mal mit dem Bauch tief ein- und ausatmen, dann die Achtsamkeit auf die Nasendurchgänge richten und dann den Atem verlangsamen und danach kann man entweder in die weitere Meditation hineingehen oder man kann das auch als Dauermeditationstechnik nutzen.
– Fortsetzung folgt –
43 . Teil einer Vortragsreihe Sukadev Bretz über Meditation. Niederschrift von Mitschnitten aus einer Meditation Kursleiter Ausbildung bei Yoga Vidya Bad Meinberg

Pranayama, Pratyahara, Dharana und Dhyana – die höheren Stufen der Meditation

Wir hatten gestern Morgen gesprochen über Yama, Niyama und Asana, die vorbereitenden Schritte auf die Meditation. Wir hatten gestern Nachmittag besonders behandelt auch Asana, die verschiedenen Sitzhaltungen für die Beine, für Rücken, für Hände, für Kopf und wie man korrigiert. Heute möchte ich sprechen über die fünf höheren Stufen in der Meditation. Wenn wir einmal sitzen, Pranayama, Pratyahara, Dharana, Dhyana, Samadhi, wobei wir uns besonders konzentrieren werden auf Dharana, Konzentration bzw. die verschiedenen Meditationsarten, die es so gibt. Da will ich so eine kleine Klassifikationsmöglichkeit vorstellen, wie man die verschiedenen Meditationstechniken klassifizieren kann, was ein bisschen helfen kann, zu schauen, welche Grundmeditationstechniken gut sind, anzubieten. Natürlich, wir lehren hier bestimmte Techniken, die ihr ja auch hier lernt und ansagt und es gibt natürlich viele andere Traditionen, die auch eine Menge von wunderbaren Meditationstechniken haben, die letztlich auch in ähnlicher Form wirken und irgendwann aus Dharana zu Dhyana und Samadhi führen wollen. Wenn wir also vor der Meditation friedvoll mit anderen umgegangen sind, Yama, direkt vor der Meditation etwas getan haben, um den Geist in die Stille zu führen oder das Prana zu erheben, mehr Energie zu haben, Niyama, und uns dann hingesetzt haben, auf die Sitzhaltung geachtet haben, Asana, dann folgt der nächste Schritt, nämlich Pranayama. Eigentlich sind die ersten a´s lang und das letzte a ist kurz, also korrekt würde man sagen, Pranayama, aber auch die Inder sagen im Alltag, „Pranayama“. Vielleicht auch noch eins zur Asana. Nachdem man sich hingesetzt hat, ist natürlich auch wichtig, dass man sich entspannt und dass die Körperteile entspannt sind. Es ist eine ruhige, angenehme Sitzhaltung, sagt Patanjali und die Meisterschaft über die Asana entsteht über das Loslassen von Spannungen und die Meditation über das Unendliche. Das sind zwei Aspekte. Damit sagt Patanjali zwei Dinge. Das erste ist, wenn wir sitzen, sollen wir bewusst auch entspannen. Das kann man natürlich umso besser, je mehr man z.B. auch Hatha-Yoga-Kenntnis hat. Aber man kann auch durch den Körper hindurchgehen und den Körper bewusst entspannen. Man kann auch besonders auf die Schlüsselteile des Körpers Achtsamkeit richten, was ja insbesondere Schultern, Kiefergelenke und Augen sind. Wenn wir die entspannen, entspannt sich der Rest mehr oder weniger von selbst. Und dann ist auch noch eine gute Sache, man nimmt sich vor, eine gewisse Zeit zu meditieren. Manche Menschen sagen, „Ich setze mich hin und schaue mal, wie es geht.“ Und manchmal geht es besser und manchmal geht es weniger gut und letztlich kann man sagen, langfristig sind diejenigen die tiefer Meditierenden, die auch dann meditieren, wenn es mal nicht so gut geht. Man kann sagen, in den Dürreperioden, dort trennt sich die Spreu vom Weizen. Manche sind aber so, sie wollen nicht alles genau festgelegt haben. Dann kann man auch sagen, „Ich will heute mindestens zwanzig Minuten meditieren. Wenn es schön ist, kann ich länger meditieren, wenn es nicht so schön ist, meditiere ich mindestens zwanzig Minuten lang.“ Ansonsten lernt nämlich unser Geist, „Ich brauche bloß weniger meditationsbereit zu sein und dann kann ich früher frühstücken.“ Und der unterbewusste Geist, insbesondere der vergnügungssüchtige Geist kennt Frühstücken von der Evolution eher, als die Wonne der Meditation. Egal, ob wir jetzt darwinistisches Modell haben oder yogisches Reinkarnationsmodell, egal, ob wir sagen, unsere Gene haben sich über Millionen von Inkarnationen weiterentwickelt und die Mehrheit waren irgendwelche Inkarnationen, wo Essen eine der Hauptvergnügungen war und Bewegung vielleicht auch noch und wo Stillsitzen nicht zu den vergnüglichen Tätigkeiten gehört hat oder wir sagen, wir haben schon acht Millionen Inkarnationen im Tierleib hinter uns, manche Schriften sprechen von 8.400.000, und die haben unser Unterbewusstsein geprägt, ob wir es jetzt individuell oder kollektiv nehmen. Wenn wir nur sagen, „Wir machen das, was jetzt gerade uns in den Sinn kommt,“, dann kommt oft das Unterbewusstsein mit seinen Wünschen und seinen Erfahrungen, die sich über viele Leben als hilfreich erwiesen haben und ist nicht bereit zu dem, was jetzt etwas Neues ist. Und so, wenn wir sagen, „Zwanzig Minuten will ich mindestens meditieren.“, dann weiß das Unterbewusstsein, „O.k., jetzt mache ich es mir besser doch lieber schön, als unangenehm. Also, es ist besser, ich meditiere schön, als weniger schön.“ Und Anfängern sagt man natürlich nicht, mindestens zwanzig Minuten, sondern, was sagt man den Anfängern? Mindestens fünf Minuten. Oder ich habe auch schon gesagt, mindestens drei Minuten. Realistisch gesehen, wenn man sagt, mindestens drei Minuten, wie lange meditieren die Menschen? Fünf bis zwanzig Minuten. Wenn man aber sagt am Anfang, „Du musst mindestens zwanzig Minuten meditieren.“, wie lange meditieren die meisten? Null Minuten. Denn dann kommt die Alles-oder-Nichts-Philosophie und die läuft dann sehr oft auf „nichts“ hinaus. Und so können wir sagen, der Asana-Teil schließt damit, dass man sich vornimmt, während der nächsten so und soviel Minuten oder mindestens so und soviel Minuten oder exakt so und soviel Minuten, sich nicht zu bewegen und man bittet dabei eben den Geist auch, ruhig und entspannt zu sein.
– Fortsetzung folgt –
42 . Teil einer Vortragsreihe Sukadev Bretz über Meditation. Niederschrift von Mitschnitten aus einer Meditation Kursleiter Ausbildung bei Yoga Vidya Bad Meinberg.

Warum die kreuzbeinige Sitzhaltung für die Meditation besonders gut ist

Der klassische Yogasitz ist kreuzbeinig und da gibt es auch gute Gründe dafür. Im kreuzbeinigen Sitz wird der Körper in ein doppeltes Dreieck gebracht. Ein Dreieck geht von den Beinen zur Basis der Wirbelsäule. Das hilft, dass das Prana, die Lebensenergie, gelenkt wird zur feinstofflichen Wirbelsäule hin und damit in die Chakras eintreten kann. Das zweite Dreieck geht nach oben zum Kopf und dieses hilft, dass die Energie dann eben durch die Sushumna nach oben steigt zum Kopf. Als drittes gilt auch, im kreuzbeinigen Sitz ist die Mitte von allem das Herz, das Anahata Chakra. Währenddessen, wenn man auf einen Stuhl sitzen würde, ist die Mitte eher im Manipura Chakra und das Herz ist so das erste Chakra, wo es darum geht, jenseits des Persönlichen und des Ich-orientierten zu gehen und genau das wollen wir ja in der Meditation erreichen. Kreuzbeinige Sitzhaltung hat noch mehrere andere Vorteile. Das eine ist, in der kreuzbeinigen Sitzhaltung werden die Beine etwas gedrückt und das Drücken der Beine hilft, dass dort die Muskelpumpe für die Venen verstärkt wird, ebenso wie die Arterienpumpe. Manche von euch erinnern sich an das, was sie wissen über Venen und Blutkreislauf. Blut kommt ja nicht von den Venen zurück über Saugen des Herzens und auch nicht über Pumpen des Herzens, sondern es geschieht mehr oder weniger durch ein recht komplexes, ausgeklügeltes System des Erzeugens von Druckunterschieden in den Venen und dann Öffnen von Venenklappen und Schließen. Und angenommen, man sitzt ganz entspannt auf einem Stuhl, die Beine sind dort nach unten gerichtet, dadurch ist zum einen die Entfernung der Füße bis zum Herzen höher, zum zweiten wirkt die Arterienpumpe nicht so stark. Wenn wir jetzt kreuzbeinig sitzen, zum einen die Entfernung der Füße bis zum Herzen ist ja nicht mehr als 50 cm typischerweise – das ist also keine also hohe Entfernung – zum zweiten werden die Beine leicht gedrückt und das führt dazu, dass wenn die Arterien sich ausdehnen und zusammenziehen, dann drücken die gegen die Venen, das wirkt wie so ein sanfter Stützstrumpf. Diejenigen, die Venenprobleme haben oder einen Verwandten haben, der das hat, weiß, dass dort Stützstrümpfe empfohlen werden. Was machen die? Die drücken die Beine zusammen und das führt dazu, dass die Arterienpumpe besser wirkt, dass das venöse Blut zurückfließen kann. So gilt also, kreuzbeinige Sitzhaltung ist sehr gut, dass das venöse Blut zurückkommt zum Herzen, was im Umkehrschluss heißt, auf einem Stuhl sollte man nicht zulange sitzen. Also, bewegungslos normalerweise nur zwanzig bis dreißig Minuten. Manche sagen, vierzig Minuten ist auch o.k. Aber viele Menschen, die entweder eine Neigung zu Krampfadern haben oder merken, dass wenn sie längere Zeit bewegungslos sitzen, dass sie irgendwo sehr schnell ermüden auf dem Stuhl, das hängt oft damit zusammen, dass die Durchblutung des Gehirns nicht mehr so gut ist, weil das Blut in den Beinen bleibt. Dann würde man eben zwischendurch mal die Beine ein bisschen bewegen, einfach Muskeln anspannen und loslassen. Ein paar Mal, so aktiviert man zusätzlich die Muskelpumpe und das Blut geht zurück ins Herz. Übrigens auch noch etwas. In Ländern, in denen die Menschen hauptsächlich kreuzbeinig sitzen, sind Krampfadern so gut wie unbekannt. Das kann man insbesondere in Indien und Japan beobachten, diejenigen, die noch die klassische Lebensweise haben, man sitzt kreuzbeinig, haben keine Krampfadern, diejenigen, bei denen eigentlich hauptsächlich der Unterschied ist, dass sie auf Stühlen und am Tisch sitzen, die haben wiederum, ähnlich wie in westlichen Ländern, eine Neigung zu Krampfadern. Noch eine zweite Sache, warum kreuzbeiniges Sitzen gut ist, das ist, es stärkt die Rückenmuskeln. Die meisten von euch merken – vor allem, wo ihr jetzt so viele Stunden sitzt – es ist schon ein bisschen anstrengend für den Rücken. Natürlich gilt, wenn es überanstrengend ist, soll man die Rückenmuskeln nicht dauerhaft reizen, denn sonst wird es nicht besser, sondern schlechter. Und dann ist es gut, wenn man zwischendurch sich mal auf einen Stuhl setzt oder anlehnt. Aber grundsätzlich hat man auch wiederum festgestellt in einer vergleichenden Studie, die mal von der WHO gemacht wurde, Menschen, die den größten Teil, wenn sie sitzen, auf dem Boden sitzen und nicht auf einem Stuhl, leiden erheblich weniger unter Rückenproblemen als diejenigen, die auf einem Stuhl sitzen. Auf einem Stuhl sitzen ist weniger anstrengend für den Rücken, was heißt, die Rückenmuskeln entwickeln sich weniger und das heißt, es gibt mehr Rückenprobleme. Es gibt also durchaus energetische Gründe, kreuzbeinig zu sitzen und es gibt physiologische Gründe und es gilt eben, gerade wenn man die Meditation sehr stark ausdehnen will, geht das auf dem Boden sitzend besser als in anderen Sitzhaltungen. Natürlich, im Westen gilt, dass die meisten Menschen es nicht gewohnt sind, kreuzbeinig zu sitzen. Auch in Indien gilt, manche Menschen haben schwere Knieprobleme und Rückenprobleme, müssen deshalb auf andere Sitzhaltungen ausweichen und dafür gibt es dann auch eben kniende Sitzhaltungen oder auch auf einem Stuhl sitzen – kann man auch meditieren und dort muss man ein bisschen auf seinen Körper achten. Darüber werden wir dann etwas mehr sprechen heute Nachmittag, wenn wir ja behandeln werden etwas weiter, die erste Stunde eines Anfängerkurses.
Welche Sitzhaltungen schlagen wir dort insbesondere den Anfängern vor und ich werde dann auch noch mal sagen, die exakten kreuzbeinigen Sitzhaltungen, die man machen kann, auch für sich selbst und in die man sich entwickeln kann. Fragen könnt ihr dann heute Nachmittag stellen. Schreibt sie auf, dass ihr sie nicht vergesst. Ich habe die Arme gesehen, aber ich habe mich heute entschieden, dieses Thema rund oder halbrund abzuschließen, sodass ihr dann die Gelegenheit für Fragen heute Nachmittag habt.
– Fortsetzung folgt –
41 . Teil einer Vortragsreihe Sukadev Bretz über Meditation. Niederschrift von Mitschnitten aus einer Meditation Kursleiter Ausbildung bei Yoga Vidya Bad Meinberg.

Hatha Yoga Asanas helfen für die Meditation Sitzhaltung

Und natürlich, dass die Sitzhaltung angenehm werden kann, gilt für die Mehrheit der westlichen Aspiranten, was ist unbedingt hilfreich? Die Asanas, also die anderen Körperhaltungen im Yoga. Das hat mich übrigens irgendwann zum Hatha Yoga gebracht. Ich war ursprünglich nur interessiert, die Selbstverwirklichung zu erreichen. Ich habe mir die Yogaschule ausgesucht danach, ob sie Hatha Yoga unterrichten oder nicht. In München war schon vor 28 Jahren die Hochburg des Yoga, da gab es damals schon so ein halbes Dutzend Yogaschulen, die habe ich dann abtelefoniert in den gelben Seiten und habe gefragt, „Unterrichten Sie Hatha Yoga?“, und dann, wenn die gesagt haben, „Ja.“, habe ich gesagt, „Bin ich nicht interessiert.“ und habe aufgelegt. Und in einem Zentrum, dem Sivananda-Yogazentrum, haben sie auch erst gesagt, „Ja.“ und dann habe ich gesagt, „Bin ich nicht interessiert.“, wollte gerade auflegen, dann haben sie gesagt, „Wir unterrichten aber auch Raja Yoga, Bhakti Yoga, Jnana Yoga, Kundalini Yoga, Mantra Yoga.“ Sofort habe ich mir die Broschüre bestellt und drei Tage später war ich da. Ich habe am Anfang nur meditiert, aber ich hatte halt Rückenbeschwerden, schon seit zehn, elf Jahren hat mir immer der Rücken weh getan, außerdem hatte ich Knieprobleme vom Fußballspielen, mehrere Unfälle, konnte mich also nicht kreuzbeinig hinsetzen und dann habe ich mich eine Weile durch die Meditation gequält und dann hat irgendwann die Zentrumsleiterin gesagt, „Du solltest auch mal Hatha Yoga machen und dann kannst du auch besser sitzen.“ Und so bin ich dann zum Hatha Yoga gekommen, das hat auch bei mir recht schnell gewirkt. Schon nach wenigen Tagen sind meine Rückenbeschwerden verschwunden und dauerhaft weggeblieben und nach ein paar Wochen konnte ich auch kreuzbeinig sitzen. Ich habe gesagt, gerade sitzen, also aufrechte Sitzhaltung ist sehr wichtig. Und dann, jenseits der aufrechten Sitzhaltung, gibt es mehrere Möglichkeiten der Beinhaltungen.
– Fortsetzung folgt –
40 . Teil einer Vortragsreihe Sukadev Bretz über Meditation. Niederschrift von Mitschnitten aus einer Meditation Kursleiter Ausbildung bei Yoga Vidya Bad Meinberg.

Sthiram Sukham Asanam – die Meditation Sitzhaltung sollte fest und angenehm sein

Sthiram, sagt Patanjali als erstes. Es gibt natürlich auch Grenzen. Angenommen, es beginnt ein Schmerz im Knie und der wird immer stechender und unaushaltsam. Was gilt dann? Meditatives, bewusstes Ausstrecken des Beines. Und hier gilt natürlich – muss ich durchaus so sagen – mit zunehmenden Alter sollte man dort etwas vorsichtiger sein. Ich bin zwar immer noch jung, aber ich weiß, einem 45-jährigen Körper ist nicht mehr das Gleiche zuzumuten wie einem 20-jährigen Körper und bei einem 60- oder 80-jährigen wird man vermutlich noch mehr aufpassen müssen. Aber kleines Unwohlsein, kleine Schmerzen, kann man aushalten. Größere hält man besser nicht aus, ansonsten wird man vielleicht für den Rest seines Lebens Schmerzen aushalten müssen oder mindestens ein paar Wochen oder Monate und das ist dann der Qualität der Meditation nicht zuträglich. Also ihr müsst dort ein bisschen abwägen, es gibt für jede Regel immer Ausnahmen, aber der Grundsatz ist erstmal sthira, die Stellung fest machen. Fest heißt aber nicht nur unbeweglich. Im Ausdruck „fest“ steckt auch „gerader Rücken“ drin. Er sagt zwar nachher, sie wird gemeistert durch das Loslassen von Spannungen, aber es sagt eben nicht, bewegungsloses Hinflötzen, sondern dieses sthira, das hat schon einen Ausdruck von Disziplin drin in der Bedeutung und der Konnotation des Sanskritwortes. Und dann kann es natürlich auch sein, wenn man eine längere Zeit sitzt und so langsam einsinkt, dann würde man auch, trotz sthira, wenn man das bemerkt, sich wieder aufrichten. Das ist zwar dann ein leichtes Verletzen des „bewegungsloses“, aber es ist das Aufrichten dabei. Aufgerichtete Sitzhaltung, bewegungslose Sitzhaltung und sie sollte so sein, sukha, dass sie angenehm ist.
– Fortsetzung folgt –
39 . Teil der Vortragsreihe über Meditation von Sukadev Bretz aus Yoga Vidya Bad Meinberg. Niederschrift von Mitschnitten aus einer Meditation Kursleiter Ausbildung.

Asana, die Sitzhaltung für die Meditation

Asana, die dritte Stufe von Ashtanga Yoga. Asana, die Sitzhaltung für die Meditation. Patanjali, der Autor des Yoga Sutra, der ja diese acht Stufen im Yoga Sutra im 2. Kapitel beschrieben hat, sagt auch ein paar Verse über Asana und er definiert, „sthira sukham asanam„, die Asana sollte sthira sein, fest und sukha, angenehm. Und dann sagt er, „Asana wird gemeistert durch das Loslassen von Spannungen und die Meditation über das Unendliche.“ Es stehen also zwei Verse dort. Die Sitzhaltung sollte fest sein und angenehm. Und damit sind wir schon bei den zwei wichtigen Dingen, wir sollten bewegungslos in einer Asana sein. Das ist am Anfang wichtig, es ist in der Mitte wichtig und am Ende auch wichtig. Es gilt, wenn wir uns vorgenommen haben, eine Viertelstunde zu meditieren, dann gilt es auch, eine Viertelstunde zu meditieren und bewegungslos zu sein. Natürlich hat man jetzt ein kleines Problem. Woher wissen wir, dass eine Viertelstunde um ist? Denn es gilt tatsächlich, idealerweise macht man die Augen nicht auf, man bleibt eine Viertelstunde lang ruhig sitzen. Wir können sagen, „Bitte lieber Gott, lass mich genau eine Viertelstunde meditieren. Nach einer Viertelstunde oder zwanzig Minuten bringe mich zum Normalbewusstsein zurück.“ Man kann das auch dem Unterbewusstsein sagen und sagen, „Bitte liebes Unterbewusstsein, ich will zwanzig Minuten lang meditieren.“ Es gibt übrigens noch eine Technik, die höchst effizient ist, den inneren Timer zu entwickeln, aber nur dann, wenn ihr grundsätzlich einen freundlichen Umgang mit euch selbst pflegt. Also, wer eher eine Neigung zu selbstzerstörerischem und niedermachendem Denken hat, der möge die nächste Technik nicht anwenden. Aber ich erzähle sie für diejenigen von euch, die normalerweise einen liebevollen Umgang haben. Dann könnt ihr sagen, „Bitte liebes Unterbewusstsein, lass mich zwanzig Minuten lang meditieren. Nach zwanzig Minuten gib mir den Impuls, die Augen zu öffnen. Wenn ich weniger als zwanzig Minuten meditiere oder länger als einundzwanzig, dann gibt es nichts zum Frühstück.“ Ihr könnt auch den Korridor etwas weiter machen. Ihr werdet feststellen, ihr braucht nur ein- oder zweimal auf das Frühstück zu verzichten und dann habt ihr auf Dauer einen guten inneren Timer. Aber wie gesagt, das geht nur, wenn ihr einen freundlichen Umgang mit euch habt. Yoga will einen ja nicht zum Sadisten gegenüber sich selbst machen und nicht zum Masochisten, aber es ist eine Methode, die wirken kann. Ansonsten kann man natürlich auch eine Uhr anschaffen mit Timer oder es gibt ja auch eine mp3 herunter zu laden, den Meditationswecker. Es fängt an mit Om und dann sind je nachdem, wie lange ihr wollt, zwanzig, dreißig, vierzig Minuten und dann kommt nachher noch mal Om. Das könnt ihr einfach in euren mp3-Player kopieren oder auf eine CD brennen und dann lasst ihr die einfach laufen, das wäre noch eine Möglichkeit. Gut, und wenn man dann halt die Augen aufmacht und es sind doch erst neunzehn Minuten, kann man sie auch eine Minute wieder schließen. Aber es gilt, nicht deshalb sich zu bewegen, weil eine Fliege neben dran einen berührt. Auch nicht deshalb, weil man irgendwo überlegt, „Was macht der Nachbar dort?“ Auch nicht deshalb, weil plötzlich ein leichter Geruch irgendwo herkommt. Natürlich, wenn irgendwo ein stärkerer Geruch ist und man zwecks Schutz des eigenen Lebens und der Schutzbefohlenen doch jetzt vielleicht aktiv werden muss. Ansonsten, auch wenn die Knie leicht weh tun oder der Rücken, man bleibt sitzen.
– Fortsetzung folgt –
38 . Teil der Vortragsreihe über Meditation von Sukadev Bretz aus Yoga Vidya Bad Meinberg. Niederschrift von Mitschnitten aus einer Meditation Kursleiter Ausbildung.

Tiefenentspannung vor der Meditation

Und dann gibt es auch noch Tiefenentspannung. Insbesondere Tiefenentspannung, weniger morgens, aber z.B. abends. Das kann die Qualität der Meditation verbessern, insbesondere wenn man einen anstrengenden Tag hatte und ermüdet ist, anstatt dass man dann zwanzig Minuten in der Meditation mit Müdigkeit kämpft, macht man fünf bis zehn Minuten Tiefenentspannung, ist dann voll erfrischt und dann meditiert man und der Geist ist wach. So gibt es eine ganze Menge und es rentiert sich, gerade dann, wenn man z.B. feststellt, „Meine Meditation ist irgendwie nicht mehr so tief.“ dass man überlegt, „Sollte ich vielleicht noch mehr darauf achten, was mache ich vor der Meditation und vielleicht könnte ich dort etwas anderes machen.“ Also eine Menge Sachen, die man machen kann. Die meisten haben jetzt ja mitgeschrieben oder das ergibt sich auch irgendwo logisch daraus. Wann immer ihr überlegt, „Meine Meditation könnte auch tiefer sein, war tiefer oder sollte den nächsten Schritt erreichen.“, bezieht immer auch die Yamas mit ein, „Was mache ich im Umgang mit anderen vor der Meditation? Könnte ich das irgendwie ändern?“ Übrigens, auch noch etwas. Man kann auch bewusst sich vornehmen, was Gutes zu tun. Das man sagt, „In der Stunde vor der Meditation mache ich etwas, um einen anderen Menschen zu erfreuen.“ Das fördert die Qualität der Meditation ungemein. Die meisten wissen das, wenn ihr kurz vor der Meditation jemanden irgendwie was außergewöhnlich Gutes gemacht habt – muss nicht unbedingt etwas sein, was sehr viel Zeit in Anspruch nimmt – und dann setzt ihr euch hin für die Meditation, dann fällt man fast von selbst in Dhyana hinein. Oder eben auch das Nächste, direkt vor der Meditation zu schauen, „Was kann ich vorher machen?“ Natürlich, wir sollten auch nicht daran hängen. Notfalls kann man im Zug meditieren. Ich habe oft wunderbare Meditationen im Flugzeug. Im Flugzeug geht es mir manchmal relativ komisch, denn oft, wenn ich irgendwo hin fliege, natürlich, dann muss ich vorher aller vorbereiten und dann ist mein Schlaf etwas reduziert, wenn ich mich dann erst hinsetze im Flugzeug, dann falle ich erst in eine Tiefenentspannung, dann Dösen, also so eine Art Nickerchen und dann, wenn diese Zeit vorbei ist und dann meditiere ich mit dem Mantra, dann habe ich da ganz besonders ausgedehnte und wunderschöne Meditationen, bis dann irgendjemand fragt, will ich dieses oder jenes haben. Gut, manchmal bitte ich dann meine Frau, dort darauf zu achten, dass sie dann vielleicht das Getränk für mich bestellt, dass ich in der Zeit ruhig sitzen bleiben kann. So geht es dann auch, es sei denn, sie will dann selbst meditieren.
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36 . Teil der Vortragsreihe über Meditation von Sukadev Bretz aus Yoga Vidya Bad Meinberg. Niederschrift von Mitschnitten aus einer Meditation Kursleiter Ausbildung.

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Niyama: Vorbereitung auf die Meditation

Aber zunächst, einiges können wir vor der Meditation machen, um die Meditation schöner zu machen. Und jetzt könnt ihr mir so ein paar Sachen sagen. Was kann man alles vorher machen, bevor wir uns endgültig hinsetzen? Pranayama z.B., im Sinne von Atemübungen, Kapalabhati oder Wechselatmung. Für manche Brahmari oder Sitali. Was kann man noch machen? Wir können Mantras rezitieren oder auch singen. Was können wir noch machen? Wir können Kriyas üben, insbesondere Agni Sara, Nauli und die anderen stehenden Übungen, die ihr schon öfters hier gemacht habt, mindestens zweimal hier gemacht habt. Was können wir noch machen? Altar, Kerze, Räucherstäbchen. Was kann man noch machen? Vorbereitende Sitzübungen. Was kann man noch machen? Telefon abschalten und Internet mindestens den Klang abschalten. Was kann man noch machen? Für äußere Ruhe sorgen. Türe zumachen. Hund und Katze irgendwo ins Nachbarzimmer befördern oder sich vornehmen, sie nicht weiter zu beachten, selbst wenn sie anfangen zu schlecken oder sonstige Sachen machen. Was kann man noch machen? Spiritueller Text. Was noch? Reinigen. Das kann etwas Gutes sein und für manche ist es abends auch gut, vielleicht eine Dusche nehmen und den Tag so abspülen. Dann kann man ja noch Reinigungsmantras gleichzeitig rezitieren. Wer es kennt, das „Om Gange Cha Yamune Chaiva Godavari Saraswati Narmade Sindhu Kaveri Namastubhyam Namo Namah „ Das ist ein wunderbares Mantra beim Duschen. Da ruft man die sieben heiligen Flüsse an, als sieben heilige Reinigungsenergien, die auch Geist und Emotionen und alles reinigen können. Das ist eine einfache Weise, wie man noch mehr sich reinigen kann, ohne zusätzliche Zeit zu verbrauchen. Das steht unter Nr. 804, fängt mit „Om Gange Cha Yamune“ an und ihr könnt es auch auf unserem Bolg suchen, da müsst ihr nur den Ausdruck „Gange“ eingeben in der Yoga Blog Suche und dann werdet ihr es als mp3-Datei finden. Also reinigen. Es gibt noch zwei. Nicht essen. Schweigen. Aber Schweigen gehört noch zu den Yamas, weil man typischerweise mit anderen spricht. Was kann man konkret noch machen? Asanas. Man kann auch Kopfstand, Pfau oder die ganzen Asanas vorher machen und manche Menschen spüren, dass die Meditation besonders schön ist, wenn sie vorher das praktiziert haben.
– Fortsetzung folgt –
35 . Teil der Vortragsreihe über Meditation von Sukadev Bretz aus Yoga Vidya Bad Meinberg. Niederschrift von Mitschnitten aus einer Meditation Kursleiter Ausbildung.

Niyama für die Meditation

Das zweite Glied des Ashtanga Yoga, Niyama: Im weiteren Sinne ist es ja die persönliche Disziplin, wo dann dazugehört, Tapas zu üben, Askese. Das heißt manchmal auch, manchmal ist die Meditation auch mal Tapas. In irgendeinem Zentrum war ich mal, da haben wir uns morgens immer gefragt, „Wie war die Meditation?“ und dann gab es zwei Aussagen, Ananda oder Tapas. In jedem Fall ist sie gut, einmal ist es einfach Disziplin, Tapas und ein anderes Mal ist es Wonne, Ananda. Wenn wir es jetzt aber enger begrenzen auf die Meditation, kann man Niyama interpretieren, „Was machen wir vor der Meditation, um den Geist in einen meditativen Bewusstseinszustand hineinzubringen?“ Und das wollen wir ja noch weiter ausbauen, insbesondere am Donnerstag, wenn wir über Meditationserfahrungen sprechen und Hinderniserfahrungen und wie man mit den Hinderniserfahrungen irgendwie besser umgehen kann.
– Fortsetzung folgt –
34 . Teil der Vortragsreihe über Meditation von Sukadev Bretz aus Yoga Vidya Bad Meinberg. Niederschrift von Mitschnitten aus einer Meditation Kursleiter Ausbildung.

Gehe vor der Meditation liebevoll mit deinen Mitmenschen um

Das ist Yama und das ist etwas, was die Meditation vertiefen kann, das ist auch ein Tipp, den man den Teilnehmern geben kann, dass man sagt, „Eine Stunde vor der Meditation, wenn irgend möglich, probiere, liebevoll und besonders freundlich umzugehen mit deinen Mitmenschen.“ Und wenn man einmal am Tag meditiert, insbesondere wenn man abends meditiert, hat man schon von den 17 bis 18 Stunden des Wachseins, die die meisten Menschen verbringen, eine Stunde liebevoll verbracht. Ist doch schon mal was. Und da die meisten Menschen ansonsten auch viel Zeit mit liebevollem Umgang mit anderen verbringen, kann die Zeit langsam steigen.
– Fortsetzung folgt –
33 . Teil der Vortragsreihe über Meditation von Sukadev Bretz aus Yoga Vidya Bad Meinberg. Niederschrift von Mitschnitten aus einer Meditation Kursleiter Ausbildung.

Yama für die Meditation

Wir wollen uns jetzt zuerst beschäftigen mit der ersten beiden Stufen des Ashtanga-Yoga, also Yama und Niyama, insbesondere im engeren Kontext der Meditation. Und das heißt zunächst mal, Yama heißt, eine gewisse Einstellung zu haben, bevor wir meditieren. Wir können sagen, Yama und Niyama sind so das, was wir vor der Meditation machen, um die Meditation schöner zu machen. Und wir können jetzt sagen, Yama in einem engeren Begriff für die Meditation heißt so etwa, „Was machen wir im Umgang mit anderen Menschen bevor wir meditieren?“ Und dort kann man z.B. sagen, wenn wir morgens meditieren, dann gibt es eine Sache, die gut ist, wenn wir sie vor der Meditation machen, wenn es möglich ist, insbesondere, was wir nicht machen – sprechen. Also, es ist gut morgens vor der Meditation nicht zu sprechen. Mindestens wäre es gut, sich vor der Meditation nicht zu streiten, nicht zu lügen und nicht zu stehlen und sich nicht bestechen zu lassen. Da seht ihr auch wieder, was für ein großer Vorteil es ist, wenn man morgens meditiert. Für die meisten dieser Dinge hat man vorher keine Gelegenheit. Natürlich, im weiteren Sinne, gehört das auch für den Tag, aber es ist mindestens etwas, was man sich auch schon mal bewusst vornehmen kann, denn zu sagen, „Den ganzen Tag werde ich niemals ärgerlich sein, ich werde niemals schlecht über irgendjemanden denken.“, ist nicht ganz so leicht einzuhalten. Man kann es auch lernen durchaus, das auch den ganzen Tag zu machen. Und das ist ja letztlich auch die Aussage von Patanjali, wo er sagt, die Yamas gelten überall, in allen Lebensumständen und sind die großen Vorsätze, die ein Aspirant fasst als Mahavrata. Und daran kann man dann sein ganzes Leben arbeiten. Aber wir könnten z.B. unseren Teilnehmern durchaus raten, „Du kannst dir ja vornehmen, mindestens eine Stunde vor der Meditation besonders liebevoll mit deinen Mitmenschen umzugehen.“ Mindestens die Stunde – wenn man abends meditiert oder abends den Kurs macht – mindestens die Stunde vor der Meditation, nicht zu lügen. Mindestens die Stunde vor der Meditation großzügig sein. Mindestens die Stunde vor der Meditation nicht alles aufrechnen, was ein bisschen auch zu Aparigraha gehört, „Eine Hand wäscht die andere und wenn ich dir was gebe, dann musst du mir auch was geben.“ Das mag im Alltag durchaus auch seine Funktion haben, aber wenn man sich immer nur ausnutzen lässt, ist das letztlich auch für den anderen nicht unbedingt etwas Gutes. Aber wenn man eben sagt, die Stunde davor will man so mit anderen umgehen, dann ist das abendliche Meditieren sogar besonders gut. Das sollte jetzt im Umkehrschluss einen nicht davon abhalten zu meditieren, wenn man sich vorher gestritten hat. Hier widerspreche ich zwar Jesus in der Bergpredigt. Der hat so gesagt, „Wenn du beten willst oder dein Opfer im Tempel darbringst und stellst fest, dass du Streit hast mit jemand anderen, dann stehe wieder auf und versöhne dich erst mit deinem Nächsten. Und erst dann setze dich hin für die Meditation.“ Das könnte in manchen Fällen, insbesondere heute, wo der Nächste nicht unbedingt um die Ecke wohnt, eher dazu führen, dass Menschen nie meditieren, als dass sie sich versöhnen. Natürlich, die Aussage ist grundsätzlich richtig. Wenn wir die Meditation vertiefen wollen, dann ist es auch wichtig, dass wir lernen, mit anderen Menschen friedvoll, liebevoll, verständnisvoll umzugehen. Wir können aber eben auch sagen, aber dadurch, dass wir meditieren, können wir auch nachher die Kraft und die Ruhe und die Entspannung aufbringen, um nachher liebevoll mit anderen umzugehen.
– Fortsetzung folgt –
32 . Teil der Vortragsreihe über Meditation von Sukadev Bretz aus Yoga Vidya Bad Meinberg. Niederschrift von Mitschnitten aus einer Meditation Kursleiter Ausbildung.

Kundalini und Meditation

Man kann das auch in Korrelation bringen mit Kundalinierweckung. Letztlich würde man sagen, echte Kundalinierweckung ist immer auch Verbunden mit dem Erreichen des Dhyana-Zustandes und wenn die Kundalini tatsächlich in Sushumna-Nadi eintritt, konkret in Citra-Nadi, bzw. Brahma-Nadi, also in innersten der Sushumna, dann entsteht auch Samadhi. Und wenn die Kundalini mit Shiva im Sahasrara Chakra in Einheit ist, dann haben wir Nirvikalpa Samadhi erreicht.
– Fortsetzung folgt –
31 . Teil der Vortragsreihe über Meditation von Sukadev Bretz aus Yoga Vidya Bad Meinberg. Niederschrift von Mitschnitten aus einer Meditation Kursleiter Ausbildung

Dhyana, die siebte Stufe der Meditation

Was ist Dhyana? Den Ausdruck „Absorption“ halte ich vielleicht für am besten, um zu definieren, „Was ist Dhyana?“ Im engeren Sinne ist Dhyana, wenn wir in die Meditation hineinfallen, wenn wir uns nicht mehr bemühen müssen, konzentriert zu sein oder bemühen müssen, achtsam zu sein, bemühen, nicht den Geist zu sehr wandern zu lassen. Dhyana wird auch so beschrieben wie das Fließen von Öl aus einem Gefäß in ein anderes. Es heißt, der Geist ist von Natur aus in einem bestimmten Meditationsstrom. Wir können auch sagen, in Dhyana meditieren wir nicht mehr, sondern Meditation geschieht. Oder, wenn ich gestern gesprochen habe, Meditation ist ein Zustand, in dem man hineinfällt, dann ist damit erstmal Dhyana auch gemeint, wo wir in diesem meditativen Zustand sind. In einem anderen Sinn ist auch Dhyana die bewusste Übung für diese Fähigkeit der Absorption, auch im Alltag, auch aber in anderen Dingen.
– Fortsetzung folgt –
29. Teil der Vortragsreihe über Meditation von Sukadev Bretz aus Yoga Vidya Bad Meinberg. Niederschrift von Mitschnitten aus einer Meditation Kursleiter Ausbildung.

Dharana, das eigentliche Meditationsthema

Und das eigentliche Meditationsthema wird dann eben genannt, Dharana. Dharana, in einem engeren Sinne, ist eben die Technik für die Meditation, wird oft übersetzt als Konzentration. Ich persönlich finde den Ausdruck „Konzentration“ nicht ganz passend. Ebenso, wie man oft sagt, Dhyana ist dann die Meditation, aus dem sich ja dann auch der Ausdruck „Zen“ entwickelt hat. „Zen“ ist nichts anderes als die Einjapanisierung des Begriffs „Dhyana“. Aber im Sinne von Patanjali ist Dharana die Konzentrationsform, die wir haben, also die Meditationsform im engeren Sinne. In einem anderen Sinne sind es konkrete Konzentrationsübungen, die wir machen und in einem noch weiteren Sinne ist es das Bemühen, den Geist konzentriert zu halten im Alltag. Wenn wir also z.B. fragen, „Mit welcher Meditation übst du?“ oder „Was machst du für die Meditation?“, da ist meistens verstanden Dharana. Oder wenn wir gestern darüber gesprochen haben, über die verschiedenen Meditationstechniken, die die Teilnehmer in einem Meditationskurs lernen, dann sind da hauptsächlich verschiedene Dharanas damit gemeint. Und dies führt dann zu Dhyana, zur Absorption.
– Fortsetzung folgt –
28. Teil der Vortragsreihe über Meditation von Sukadev Bretz aus Yoga Vidya Bad Meinberg. Niederschrift von Mitschnitten aus einer Meditation Kursleiter Ausbildung.

Die Acht Stufen des Yoga als Stufen der Meditation

Ich will also jetzt über die acht Stufen, die Ashtangas, des Yoga zuerst sprechen, bevor wir dann über die Details von Yama, Niyama und Asana zu sprechen kommen. Und damit habe ich euch schon die ersten drei verraten. Wie heißen die ersten drei Schritte? Yama, Niyama, Asana. Und die nächsten heißen dann? Pranayama, Pratyahara, Dharana, Dhyana und Samadhi. Und die kann man enger und weiter interpretieren. Wer bei uns die Yogalehrerausbildung gemacht hat, hat die auch im weiteren Kontext interpretiert gehört und es gibt zig Yogabücher – vermutlich gibt es fast kein Yogabuch, wo nicht auch auf die acht Stufen eingegangen wird und ich will sie jetzt etwas mehr bezüglich Meditation behandeln.
Yama ist das Verhalten mit anderen, der Umgang mit anderen. Man könnte auch sagen, Yama ist das Leben, das man führt, im Umgang mit anderen. Niyama ist das Leben, das man führt, im Umgang mit sich selbst. Asana, im engeren Sinn, ist die Sitzhaltung. In einem weiteren Sinn sind es natürlich auch die ganzen Hatha-Yoga-Körperübungen und in einem noch weiteren Sinn ist es die Körperhaltung im Alltag, mit der man auch eine Menge machen kann. Pranayama heißt wörtlich „Herrschaft über das Prana„, konkret ist es die Atmung und es ist erstmal die Atmung in der Meditation, im weiteren Sinne ist Pranayama, Atemübungen im Hatha Yoga, spezielle Atemübungen, um speziell auf Prana Einfluss zu nehmen und in einem noch weiteren Sinn ist Pranayama Atmung im Alltag. Dann Pratyahara heißt Zurückziehen des Geistes nach Innen. Im engeren Sinne für die Meditation heißt das, bestimmte Techniken, die den Geist in einen meditativen Zustand hineinbringen und ihn praktisch vom Alltag wegziehen. Und nur damit ihr das schon mal kurz im Hinterkopf behaltet, das ist also insbesondere, z.B. Gebet, Affirmation, Gedanken des Wohlwollens oder durch den Körper von unten nach oben hochgehen oder im Geist eine Sloka rezitieren oder über einen Vers in der Bhagavad Gita nachdenken. Etwas, was man macht, bevor man zum eigentlichen Meditationsthema kommt.
Die nächsten Stufen heißen Dharana, Dhyana und Samadhi.
– Fortsetzung folgt –
27. Teil der Vortragsreihe über Meditation von Sukadev Bretz aus Yoga Vidya Bad Meinberg. Niederschrift von Mitschnitten aus einer Meditation Kursleiter Ausbildung.

Die Acht stufen des Yoga

Ich will heute Morgen sprechen über die acht Stufen des Yoga, die Ashtangas, also über Ashtanga Yoga, insbesondere angewandt auf die acht verschiedenen Stufen der Meditation. Ihr werdet euch ja auch morgen einen Vortrag geben über die acht Stufen, wo ihr diese etwas mehr anwendet auf den Alltag oder je nach dem, worauf ihr die Betonung legen wollt. Ich will sie heute als Stufen, insbesondere für die Meditation und damit auch als Tipps für die Meditation behandeln und insbesondere dann auch eingehen auf die Sitzhaltung für die Meditation, die ja zunächst mal die Grundlage ist. Jemand, der von außen einen Meditierenden sieht, wird nur sehen, dass er sitzt. Und was dann im Inneren passiert, ist dann etwas, was auf einer anderen Ebene stattfindet. Übrigens, etwas Interessantes, es gab mal so eine vergleichende Studie, „Was ist der Unterschied in der Wirkung, ob jemand meditiert oder nur zwanzig Minuten lang ruhig da sitzt?“ Und die Antwort war mindestens in den untersuchten Faktoren, „keiner“. Und es ist ja auch nicht erstaunlich, es gibt auch Meditationsanweisungen, die bestehen nur daraus, „Setze dich zwanzig Minuten lang ruhig hin, entspanne deinen Körper und bewege dich nicht.“ Es gibt bestimmte Zen-Richtungen, da ist das die gesamte Anweisung für Meditation. Ich kann mich erinnern, wir hatten irgendwann mal – nicht Yoga Vidya, sondern noch vorher – ein Yogaseminar organisiert in einem Zen-Kloster bei Paris. Und dann haben die auch angeboten, sie können uns ja mal erklären, was Zen ist. Ich hatte zwar schon viele Bücher gelesen über Zen und war auch in anderen Schulen schon mal gewesen, aber die Schule hat so gesagt, „Setze dich so und so hin.“, hat noch die Sitzhaltung gezeigt, das waren fünf Minuten, relativ ausführlich und dann hat er gesagt, „O.k. und jetzt bleibt zwanzig Minuten lang bewegungslos sitzen. Se tu. Das ist alles. Macht das ausreichend oft und täglich und ab und zu mal zwanzig Mal am Tag und dann wird das kommen, was kommen soll.“ Fand ich irgendwo eine schöne Aussage über Meditation. Die ist auch in etwa in Übereinstimmung mit dem, was wir gestern Abend gehört haben, dass Meditation wirkt, unabhängig davon, ob man eine tiefe Meditation empfindet, ob man Meditation mag oder nicht, ob man Bewusstseinserweiterung hat oder nicht und insbesondere kann das zu einer Einstellung führen, die einen eben löst von Erwartungshaltungen. Natürlich, behaupte ich, es gibt noch mehr als das über Meditation, sonst bräuchte man nicht so eine lange Meditationskursleiterausbildung zu haben. Gut, so lange ist sie ja letztlich auch nicht. Aber ansonsten könnte man ja auch in einem Ein-Tages-Seminar eine Meditationskursleiterausbildung zusammenfassen. Man kann noch mehr machen, um die Meditation schöner zu machen, was dazu führt, dass Menschen lieber meditieren und dass die Wahrscheinlichkeit höher ist, dass sie es regelmäßig machen und dass auch eine ganze Menge auf verschiedenen Ebenen passiert.
– Fortsetzung folgt –
26. Teil der Vortragsreihe über Meditation von Sukadev Bretz aus Yoga Vidya Bad Meinberg. Niederschrift von Mitschnitten aus einer Meditation Kursleiter Ausbildung.

Meditation wirkt unabhängig davon ob man sie mag

Jetzt die Mehrheit dieser Effekte interessanterweise, tritt auf, unabhängig davon, ob ein Mensch Meditation mag oder nicht und unabhängig von der berichteten Tiefe der Meditation. Insbesondere die Gesundheitswirkungen, stressreduzierenden Wirkungen und auch die psychische Stärke betreffenden Wirkungen. Ich habe euch das jetzt hier mehr von der Deutschen Seite aus beschrieben. In Amerika gibt es sehr viel mehr Meditationsforschung als in Deutschland. In Deutschland ist die Yogaforschung relativ gut, aber die Meditationsforschung nicht so stark. In Amerika ist die Meditationsforschung sehr stark. Da gibt es einen namens Kabat-Zinn, von dem wir auch einige Bücher in der Boutique haben und von dem habe ich mal ein Interview gelesen, wo er beschrieben hat, wie das in seinem psychosomatischen Stresskliniken abläuft. Der hat ein bestimmtes Programm, ein standardisiertes Programm, in verschiedenste Kliniken in Amerika hineingebracht. Beim Bill Clinten gehörte der übrigens wie der Dean Ornish als Gesundheitsberater zu seinem Stab im White House und auch im Gesundheitsministerium. Und der hat so gesagt, wenn Menschen zu ihm kommen, kriegen sie eine Einführung und sagen, von heute an werden sie jeden Tag zwanzig Minuten lang meditieren. Sie mögen das mögen oder auch nicht, sie mögen das gut finden oder auch nicht, solange sie hier sind, meditieren sie jeden Tag zwanzig Minuten. Und alle Studien haben gezeigt, unabhängig davon, ob sie das mögen oder nicht, ob sie sich dafür talentiert halten oder nicht, es wird seine Wirkung haben. Und das finde ich ganz interessant und letztlich ist es ja auch das, was die Yogis immer wieder sagen. Es ist nicht wichtig, was du erlebst in der Meditation, es ist wichtig, dass du sitzt. Das ist das einzig Wichtige. Ob es das einzig Wichtige ist, ist eine andere Frage, jedenfalls ist es das Wichtige, was Meditation betrifft. Die Wirkungen der Meditation werden da sein, unabhängig von der erlebten Tiefe. Nicht alle, natürlich die Gammawellen sind dann besonders hoch, wenn tatsächlich diese Erfahrung von Liebe, kosmischer Verbundenheit und extrem gesteigerter Wachsamkeit da ist. Aber die Gesundheitswirkung für Körper und Psyche und auch insgesamt eine kreativere Persönlichkeit und eine sich selbst annehmende Persönlichkeit, all das entwickelt sich, unabhängig von der Tiefe der Meditation. Tiefe der Meditation hat sich als vollkommen irrelevant erwiesen für die Gesundheitswirkungen. Das hat mich am Anfang etwas erstaunt. Es hat mich natürlich auch gefreut, Swami Vishnu hatte Recht gehabt. Er hat uns immer gesagt, es spielt keine Rolle, wie gut die Meditation ist, meditiert! Aber dann habe ich so eine innere Theorie, die letztlich auch der Swami Vishnu ähnlich gesagt hat. In der Meditation geschieht das, was geschehen soll. Angenommen, jemand braucht zusätzlich zu seinem Schlaf so zwanzig Minuten halbbewussten Döszustand, dann kriegt er das in der Meditation. Wo sonst würde er das bekommen? Angenommen, jemand muss eine Weile verarbeiten, was am Tag war und über die Gedanken des Tages brüten. Dann kann er das in der Meditation. Aber nicht so brütend, wie es ja viele Menschen machen, die dann irgendwo einfach nur dumm rumsitzen. Patanjali nennt es ja auch, erleuchtete Innenschau bekommen wir in der Meditation. Also, man wiederholt ja weiter „Om“, das Mantra, und parallel brütet man. Das ist dann ein inspiriertes Brüten. Oder angenommen, jemand braucht einfach Zeit, mal den nächsten Tag und den Rest des Lebens zu verplanen. Und dann kann es sein, er mag seinem Geist erzählen, was er will und die Technik nehmen, wie er will, wenn der Geist das braucht, dann nimmt er sich das und braucht es dann auch. Natürlich, es gibt glücklicherweise auch noch andere Erfahrungen in der Meditation. Oder wenn es nötig ist, dass jemand noch mal konfrontiert wird mit unangenehmen Erinnerungen, dann kommen die in der Meditation hoch. Glücklicherweise in feinen Dosen und gerade wenn man da mit geeigneten Meditationstechniken dort arbeitet, eben nicht, dass man überwältigt wird, überflutet wird, sondern so, dass man diese Erfahrungen integrieren kann.
– Fortsetzung folgt –
24. Teil der Vortragsreihe über Meditation von Sukadev Bretz aus Yoga Vidya Bad Meinberg. Niederschrift von Mitschnitten aus einer Meditation Kursleiter Ausbildung.

Meditation und Hirnwellen

Auch noch die Gammaaktivität ab 40 Hz erhöht sich. Es gibt bestimmte Hirnfrequenzen. Die meisten kennen Betawellen, den Wachzustand, relativ schnelle Wellen. Dann gibt es die Alphawellen, die sind in der Entspannung, die werden in der Meditation zügig ausgelöst, ebenso wie in der Tiefenentspannung. Dann gibt es Delta- und Thetawellen. Theta ist Tiefschlaf und Deltawellen sind stärker in veränderten Bewusstseinszuständen, in manchen Trancezuständen und in manchen anderen Zuständen und vor kurzem hat man eben diese Gammaaktivität dort entdeckt. Und Gammaaktivität ist verbunden mit starkem Mitgefühl, extremer Wachheit und der Fähigkeit, auf sein Denken und Fühlen einen größeren Einfluss zu nehmen. Gammafrequenz ist insgesamt eine übergeordnete Steuerfrequenz. Wenn diese stärker sind, das heißt, der Mensch hat mehr Einfluss auf sein Leben und ist weniger auf äußere Umstände hilflos angewiesen. Also, hier eine Menge von Dingen.
– Fortsetzung folgt –
23. Teil der Vortragsreihe über Meditation von Sukadev Bretz aus Yoga Vidya Bad Meinberg. Niederschrift von Mitschnitten aus einer Meditation Kursleiter Ausbildung.

Meditation dämpft die bipolare Rivalität und hilft der Konzentration

Die bipolare Rivalität wird gedämpft. Also, im Hirn gibt es so eine bipolare Rivalität. Der eine will, dass man irgendwas macht und der andere was anderes – ich vereinfache es jetzt – und diese Bipolarität wird gedämpft und das heißt, man kann sich besser konzentrieren. Obgleich der linke präfrontale Kortex stärker wird, wird der rechte Kortex insgesamt dicker, die vordere Insula wird größer, die cortikale Plastizität wird größer und damit wird geistige Wachheit und Offenheit gestärkt. Im Wesentlichen will ich euch nur sagen, Meditation ist gut und diejenigen unter euch, die das wissenschaftlich fundiert wissen wollen, können das nachlesen, aber ihr habt mal diese Ausdrücke gehört.
– Fortsetzung folgt –
22. Teil der Vortragsreihe über Meditation von Sukadev Bretz aus Yoga Vidya Bad Meinberg. Niederschrift von Mitschnitten aus einer Meditation Kursleiter Ausbildung.