Und dazu würde einfach gehören, dass man ihnen sagt, „Sei dir bewusst, dass da jetzt diese Emotion da ist. Es ist gut, dass sie da ist. Dass sie in der Meditation auftaucht, hilft dir, dass du sie integrieren kannst, dass dein Unterbewusstsein und Bewusstsein diese Emotion irgendwo verarbeiten kann. Gehe nicht zu sehr in den Ursprung der Emotion. Versuche nicht zu sehr nachzudenken, warum und wieso. Das weiß dein Unterbewusstsein. Wichtig ist, dass du diese Emotion, die da ist, jetzt einfach mit der Meditationstechnik verbindest.“ Und dann ist die Emotion da und gleichzeitig wiederholt man das Mantra oder was auch immer die Technik sein mag. Wenn es die reine Achtsamkeitsmeditation ist, ist man sich einfach vielleicht bewusst. Je nach dem, aus welcher Tradition die ist, da gibt es ja ein großes Methodenspektrum. Eventuell wird man einfach beobachten, von wo bis wo sie im Körper spürbar ist, was sie dort ist und wie lange sie dauert und spürt sie einfach und versucht dabei, sie in einer Technik einfach zu benennen und über das Benennen eine gewisse Distanz aufzubauen oder sie eben nicht zu benennen, sondern einfach nur zu spüren und darüber eine Distanz aufzubauen. In den meisten Techniken, die ihr hier in der ersten Woche lernt, wo eben nicht die Beobachtung allein ist, ist eben ein Mantra dabei, ist ein Licht dabei bei Tratak oder die Eigenschaftsmeditation oder was auch immer es ist und dann hat man beides parallel. Und genau das ist etwas, was in der modernen Traumatherapie interessanterweise irgendwo als hilfreich empfohlen wird, dass eben nicht mehr die traumatische Erfahrung allein ist und losgelöst von allem anderen. Da mag also die Emotion da sein, aber man kümmert sich nicht zu viel um die Emotion, man macht sich nicht zu viele Sorgen, man geht nicht genau rein, sondern parallel ist es verbunden mit etwas Positivem. Und dann entstehen anscheinend irgendwelche neuen Hirnverbindungen und dieses eine Erlebnis ist nicht mehr losgelöst von allem anderen und damit fällt man da nicht immer wieder rein. Also wirklich, der Rat ist, zum einen dankbar zu sein, dass diese Reinigungserfahrung da ist, zum zweiten, nicht identifizieren und nicht reagieren, nicht analysieren, sondern annehmen und mit der Technik der Meditation normal fortfahren. Und da könnte es theoretisch mal sein, dass man merkt, dass eine Teilnehmerin oder Teilnehmer Tränen in den Augen hat, das ist durchaus auch schon vorgekommen. Im Normalfall reagiere ich dort nicht in der gesamten Gruppe. Wenn aber jetzt andere Gruppenmitglieder das sehen und gucken und denken, „Ein verantwortungsbewusster Kursleiter muss doch jetzt etwas sagen. Wie kann der jetzt einfach fortfahren und über Brahman sprechen oder über hirnphysiologische Wirkung von Meditation und da ist jemand, die weint.“ Dann muss ich dort etwas sagen und dann frage ich einfach, „Ist bei dir so alles o.k.? Würdest du gerne darüber sprechen?“ Normalerweise sagen sie, es ist o.k. und sie wollen dort nicht sprechen. Manche wollen auch in der Gruppe sprechen und dann kann es heilend sein, wenn sie sagen, „Ich habe das und das erlebt und das und das war gewesen.“ Und jetzt muss man sich als Kursleiter hüten, das Ganze zu interpretieren und zu deuten. Und noch dazu zu sagen, was man unbedingt machen muss. In den meisten Fällen reicht es aus, eben zu sagen, „Danke, dass du es uns mitgeteilt hast. Ich glaube, du weißt, dass es einfach o.k. ist, dass die Erfahrung da ist, dass du sie jetzt beobachtest, dass du sie gehabt hast. Du brauchst jetzt nicht weiter darüber nachzudenken. Vielleicht können wir nach dem Kurs kurz noch mal darüber sprechen.“ Und sollte jetzt ein Teilnehmer anfangen, dort halbpsychotherapeutische Ratschläge zu geben, dann müsste man dem Teilnehmer sagen, „Es scheint, dass du einiges hier weißt, jedoch meine Erfahrung ist, wir lassen diese Erfahrung einfach stehen und du kannst mir glauben, du brauchst jetzt nicht dort übermäßig viel zu machen.“ Etwas anderes ist natürlich, angenommen, ein Teilnehmer hat seit zehn Jahren ein posttraumatisches Belastungssyndrom, wacht ständig im Schlaf auf, schweißgebadet, ist also nicht durch die Meditation hervorgerufen und hat jetzt gehofft, dass er allein durch eine Meditation all diese traumatischen Erfahrungen los wird. Was müsste man dann als verantwortungsbewusster Kursleiter sagen? „Es wäre doch gut, wenn du mal eine psychotherapeutische Behandlung machst.“ Und wenn er sagt, „Das habe ich schon vor fünfzehn Jahren gemacht und es ist nur schlimmer geworden.“ Was sollte man dann antworten? Es hat in den letzten fünf bis zehn Jahren erhebliche neue Erkenntnisse gegeben in der Traumatherapie. Was man vor fünfzehn Jahren als Standard gemacht hat, wird heute nicht mehr gemacht. Und heute gibt es erheblich bessere Traumatherapien, er sollte sich doch mal einen neuen Therapeuten suchen und insbesondere jemanden, der in den letzten fünf Jahren Fortbildungen gemacht hat, die auf neuestem wissenschaftlichen Stand sind. Das ist wirklich etwas, was man wissen muss. Und ein Therapeut, der die letzten fünfzehn Jahre mit den gleichen Techniken arbeitet, ohne neue Fortbildungen zu machen, entweder, er hat schon damals das Richtige gemacht, das gibt es ja auch. Und was heute als modernst gilt, wurde von manchen schon vor fünfzehn Jahren gemacht. Louise Reddemann ist ja so eine. Vor zwanzig Jahren war sie Außenseiterin und heute ist das, was sie macht – praktisch Mainstream – und so gibt es einiges in der Richtung. Aber wenn jemandem vor fünfzehn Jahren nicht geholfen werden konnte, empfiehlt es sich heute, noch mal etwas zu ändern. Ansonsten, wenn das eben traumatische Erfahrungen sind, die jemand immer wieder hat und die er schon immer hatte und nicht allein durch Meditation hervorgerufen, dann würde man in der Meditation empfehlen – das war ja die Frage, die vor ein paar Tagen aufgekommen ist, wie geht man um mit Menschen, die psychische Probleme haben – dann würde man raten, eine konkrete Meditationstechnik zu üben und keine abstrakte. Manchmal könnten trotzdem die abstrakten auch hilfreich sein. Also angenommen, jemand lernt wirklich, diese Emotion auszuhalten, indem er sie beobachtet oder beschreibt und nicht mehr hineingeht, dann wird der Teilnehmer das aber nicht unbedingt als Frage formulieren. Der Swami Vishnu hatte gerne gesagt, wenn jemand diese Flashbacks hat in der Meditation, dann soll er mit offenen Augen meditieren. Eben nicht die Augen schließen. Wenn ein längeres Schließen der Augen bei einem geöffneten Geist dazu führt, dass die traumatischen Erlebnisse immer wieder hochkommen und es nicht gelingt, sich davon zu lösen und in den Beobachtungsmodus hineinzukommen, dann sollte man eben mit offenen Augen meditieren und dabei konkrete, angenehme Bilder anschauen und die Zeit des Augenschließens eben verkürzen. Eben solange, wie es gelingt, dann ein positives Bild zu visualisieren. Oder auch die Meditation mit einem Mantra. Oder eine Meditation, die den Geist stärker beschäftigt, so wie Eigenschaftsmeditation oder Energiemeditation, sogar die Ausdehnungsmeditation. Eben etwas, wo der Geist konkret etwas zu tun hat und nicht, wo er einfach abwartet, bis dann diese Flashbacks und die verbundenen Emotionen wieder hochkommen. Also bei Menschen mit Traumaerfahrungen gilt, konkrete Meditationstechniken, die den Geist beschäftigen. Und wenn dann zwischendurch mal ein Traumabild kommt, ist es nicht weiter tragisch, es wird dann eben verbunden mit diesen positiven Erfahrungen und so kann sich sogar die traumatische Erfahrung langsam lösen. Man würde keinesfalls in diese Erfahrung hineingehen im Kontext der Meditation.
– Fortsetzung dieser Meditation Vorträgsreihe folgt in ein paar Tagen-
108. Folge der Niederschrift von Mitschnitten einer Meditation Kursleiter Ausbildung bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Mit Sukadev Bretz, Gründer und Leiter von Yoga Vidya..