Dann, wie kommen wir in diese Meditation? Und hier gilt eben, wir können es nicht lernen. Es gibt keine Superduper-Technik, mit der man automatisch wie so einen Klick macht und dann landet man in der Meditation. Es heißt, dass große Meister das können, aber es liegt nicht an der Technik, sondern Yogis würden sagen, es liegt an der inneren Reinigung. Swami Vishnu hat auch gerne gesagt, „Was uns abhält, in die Meditation zu fallen, ist das Ego.“ Und manchmal geschieht es, dass das Ego fast von selbst vorübergehend mal Platz macht und dann wird es schön. Wenn wir aber lernen, z.B. durch uneigennütziges Dienen, durch Hingabe an Gott, durch Nichtidentifikation, durch Überwinden von Raga und Dwesha, Mögen und Nichtmögen, wenn wir lernen, das Ego zu überwinden oder durchlässiger zu machen, dünner zu machen, gereinigter zu machen, transparent zu machen, dann kann es irgendwann gelingen, dann kann es immer öfters gelingen, das Ego auch immer dann zur Seite zu schieben oder durch das Ego hindurchzugucken – wenn es transparent genug ist, brauchen wir es noch nicht mal zur Seite zu schicken, wir gucken einfach durch. Denn was dann hinter dem Ego letztlich ist, ist das Selbst, ist das Höhere. Und der Swami Vishnu hat deshalb auch gerne gesagt, es ist wichtig, zu meditieren, aber was den Fortschritt der Meditation betrifft, ist nicht so sehr die reine Meditationstechnik – obgleich es auch wichtig ist, eine Technik zu finden, die einem liegt – sondern was besonders wichtig ist, ist dieses Transparentmachen des Egos. Und als Meditationskursleiter können wir Techniken vermitteln, wir können Tipps geben, wir können auch versuchen, Menschen zu öffnen für diesen spirituellen Aspekt, dafür, dass es gilt, das Ego durchlässig zu machen, aber vor allem kann man zunächst mal Meditationstechniken vermitteln. Und dies ist wie eine zweite Bedeutung des Wortes „Meditation“. Auf der einen Eben ist Meditation ein Meditationszustand, auf der anderen Ebene ist aber Meditation auch, viel einfacher verstanden, einfach eine Praxis, eine Übung. Wir finden ja das gleiche Phänomen auch mit dem Wort „Yoga“. Auf der einen Ebene heißt Yoga, Einheit, Vereinigung, auf der anderen Ebene heißt Yoga jede Technik, die uns hinführt zur Meditation. Z.B. wenn jemand fragt, „Hast du heute schon Yoga gemacht?“, was sagt ihr dann typischerweise? Ja. Wenn jetzt die Frage wäre, „Ja, du hast Yoga gemacht? Du hast Harmonie und Einheit und Gottesbewusstsein gemacht?“ Also, in diesem Kontext ist das widersinnig. Man kann höchstens fragen, „Hast du heute schon Yoga erfahren?“ Dann würde vielleicht nicht jeder sofort „ja“ sagen. Aber die andere Antwort stimmt ja auch. Yoga ist auch jede Praxis. Und dabei ist die Antwort korrekt, wenn man fragt, „Hast du Yoga gemacht?“ und man sagt, „Ja. Ich habe auf dem Kopf gestanden. Ich habe meditiert. Ich habe Mantras gesungen.“ Alles Yoga. Natürlich, die meisten Menschen, wenn sie fragen, „Hast du Yoga gemacht?“, dann denken sie an Hatha Yoga. Ist ja auch ein Yoga. Brauch man ja auch nicht dagegen zu schimpfen oder was, gehört auch zum Yoga. Und ähnlich eben auch mit Meditation. Meditation ist auch der Name für eine Praxis. Und jetzt der Ausdruck „Meditation“ kann auch in vielfältigen Kontexten unterschiedlich verwendet werden. Oft wird Meditation auch benutzt als Ausdruck für Tiefenentspannung. Manchmal wird Meditation auch verwendet als Ausdruck für jede Form von meditativen Gemütszustand. Also in dem Moment, wo wir nicht urteilen, nicht analysieren, nicht vergleichen, nicht reagieren, sondern im Hier und Jetzt, im Moment, achtsam sind, dann ist das in einer Definitionsfrage auch Meditation.
– Fortsetzung folgt –
13. Teil der Vortragsreihe über Meditation von Sukadev Bretz aus Yoga Vidya Bad Meinberg. Niederschrift von Mitschnitten aus einer Meditation Kursleiter Ausbildung.